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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ich bitte dich! Ich will doch gar nicht deine zweifellos düsteren Geheimnisse aufdecken. Deine Geheimnisse interessieren mich nicht. Was machen sie schon aus, wenn wir sowieso sterben? Du willst im Weltraum sterben, ich will sehend abtreten. Weil ich im Grunde meines Herzens eine Künstlerin und visuell orientiert bin. Du kannst wenigstens versuchen, das Sehen zu lernen.«
    Heem folgte nicht in allem der Logik der Alien, doch einiges war durchaus einzusehen. »Ich werde mal versuchen, ob ich etwas sehen kann«, sprühte er resignierend. Offenbar würde sie ihn nicht in Frieden sterben lassen, ehe er ihre Aufforderung befolgt hatte.
    »Gut. Dann laß uns mit dem dort anfangen - diesem Ding dort draußen. Die Hauptkugel kann weder gesehen noch sonstwie wahrgenommen werden, denn nach ihrer Definition ist sie nicht wahrnehmbar. Doch am Rand - was ist dort?«
    Heem schmeckte die Impulse, die das Schiff auffing. Er versuchte, den Geschmackseindruck zu verdrängen und die nackte Information festzuhalten: eine Information ohne begleitende Wahrnehmung. Ein beträchtlicher Anteil war Nicht-Information, als das Loch seine gewaltige NichtPräsenz spürbar werden ließ.
    Am Rand dieses wüsten Nichts gab es weniger auffällige Erscheinungen. Masse wurde vom Stern abgezogen und ins Loch gerissen. Es war ein eher nebensächlicher Prozeß, denn nur die Substanz, die bei den Sonnenprotuberanzen das Schwerefeld des Sterns verließen, gerieten in das kleinere, aber weitaus stärkere Feld des Lochs. Gasschwaden bildeten konzentrische Ringe, durchsetzt mit Meteoriten und anderem Geröll. Der
    Bereich, in dem eine Flucht nicht mehr möglich war, erwies sich für feste Materie viel weiter als für Gas, und kleiner für Energie. Sie befanden sich jetzt am Rand des Bereichs, aus dem ein Entkommen mit Hilfe chemischer Antriebssysteme nicht mehr möglich war; ein ausgesprochen leistungsfähiger Düsenantrieb könnte H-66 an diesem Punkt noch aus dem Schwerefeld herausreißen. Doch über einen solchen Antrieb verfügten sie nicht. Sie hatten kaum genug Treibstoff übrig, um eine ordentliche Landung auf einem Planeten einzuleiten, was mittlerweile ohnehin eher ein akademisches Problem darstellte.
    Und tatsächlich - fast begann Heem es zu sehen. Er wußte, daß er lediglich die Rückkoppelung von Jessicas Imaginationsprozeß empfing, doch sie wußte, wie man sah, und das war etwas, wovon kein HydrO auch nur eine vage Vorstellung hatte, und außerdem verfügte sie über einen scharfen, unbeirrbaren Geist. Solange sie sich nicht in Anwandlungen von Eifersucht auf rein körperlich üppiger ausgestattete Weibliche verlor.
    »Das habe ich wohl mitbekommen!«
    »Du hast mich also belauscht.«
    »Oh, ich glaube, ich kann all den Bessies dieser Galaxis nicht das Recht streitig machen, all das wenige einzusetzen, das ihnen zur Verfügung steht, um ihre Lage zu verbessern. Ich wünschte nur, andere Dinge würden als wichtiger erachtet.«
    »Aroma ist viel wichtiger.«
    »Geh zur Hölle!«
    Sie war entschlossen, nach ihrer eigenen Manier hinzuscheiden, obwohl sich das, was er von ihren Vorstellungen von der Hölle aufschnappte, von dem Loch, auf das sie zurasten, nicht wesentlich unterschied. Sie wollte sich selbst vom Bewußtsein des bevorstehenden Todes ablenken. Das war etwas, das auch Heem versuchen sollte; seine Schwäche bestand darin...
    Ein Planetoid trieb in ihrer Nähe, seine felsige Oberfläche zerklüftet und von Kratern übersät. Das Licht von Lochstern wurde davon reflektiert, so daß der Himmelskörper gleißte und funkelte. Es mußte dort demnach reflektierende Mineralien geben -
    Ein Schock ließ ihn innerlich erbeben. Er hatte das gesehen!
    Er hatte den Schimmer von Helligkeit gesehen, anstatt Geschmacksreize zu kosten. Er - nein, er hatte natürlich nicht. Er hatte keine -
    »Ach, jetzt hast du alles verdorben!« schimpfte Jessica. »Gerade als es deutlicher wurde!«
    Es stimmte. »Sehen - ist einfach nicht natürlich«, sprühte Heem entschuldigend.
    »Für dich wahrscheinlich nicht. Warum ziehst du dich nicht für ein Stündchen zurück, während ich weiter mein Glück versuche? Ich versprech' dir, daß ich dich rechtzeitig zu deinem endgültigen Abschied wecke.« Ihre Entschlossenheit klang gezwungen und brüchig. Sie ärgerte sich, daß sie zum Tode verurteilt war.
    »Das werde ich tun«, lenkte er ein. Und flüchtete sich wieder in seine Erinnerung. Mochten die damaligen Ereignisse und seine Beschäftigung damit auch verboten und

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