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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Interaktionskräften widerstehen können?
    »Natürlich können wir!« vertrieb Jessica seine Zweifel mit einer nunmehr schwachen, aber überzeugten Stimme. »Gib volles Rohr, Heem, und dann ab mit dem Faden durchs Nadelöhr!«
    Sie hatte wirklich Selbstvertrauen! Es war überaus schmeichelhaft für ihn, aber nichtsdestotrotz töricht; diese Nadel stach mitten in die Hölle.
    Die Strahlung verschlimmerte sich. Sehr viel davon, klärte Jessica ihn auf, befand sich nicht im sichtbaren Spektrum, deshalb sah sie davon auch nicht mehr als Heem. Doch die Strahlung war da, heizte das Schiff auf und attackierte dessen Hülle. Heem würde einen Kurs suchen müssen, der soviel Gas und Staub wie möglich zwischen das Schiff und den Stern bringen würde - und das bedeutete, in gefährlicher Nähe zum Loch zu manövrieren. Der geringste Fehler würde sie ins Loch stürzen lassen, wo noch nicht einmal die Nähe des Sterns einen Schutz darstellte.
    Als sie sich dem kritischen Punkt näherten, veränderte sich der Anblick noch schneller. Der wirbelnde Nebel, vor der riesigen blendend hellen Scheibe des Sterns nur eine zwergenhafte Erscheinung, ließ seinerseits das Loch winzig klein erscheinen. Aber es war das Loch, das für sie die größte Gefahr darstellte. Heem lenkte das Schiff unmerklich noch näher heran, um so dicht wie irgend möglich daran vorbeizufliegen, wozu die unerträgliche Strahlung ihn zwang.
    Staubwolken huschten an der dem Stern zugewandten Seite vorbei und spendeten dem Schiff Schatten; dennoch war die Hitze enorm. Sein Körper hatte keine Möglichkeit, die Hitze abzustrahlen, da sie von außen eindrang. Die gegeneinander wirkenden Kräfte, die sich nahezu neutralisierten, steigerten sein Unbehagen. Sein Körper wurde zwar nicht zerrissen, doch er wußte sehr wohl, daß eine Steigerung dieser Belastung durchaus eine solche Wirkung haben könnte. Eher würde das Schiff im Widerstreit der Kräfte mitten durchgebrochen, und Heems weicher Körper würde ungeschützt dem Weltraum ausgesetzt. Das machte das ganze Unternehmen objektiv und subjektiv noch weitaus unangenehmer, als es wirklich war. Das kleine Schiff war nicht dafür gebaut, einer solchen Belastung standzuhalten.
    Der Nebel wuchs. Nun erkannte Heem jedes Detail seiner Struktur. Tatsächlich erschien er völlig unbeweglich, doch Heems Eigenbewegung vermittelte ihm den Eindruck, als wäre auch der Nebel aktiv. Masse und Energie wurden vom Stern in den Raum geschleudert und wirbelten ins Loch; der Nebel war lediglich eine Zone der Instabilität, in der sich die Trümmer sammelten und verharrten, aus der sie aber auf den Stern zurückstürzten. Das meiste raste jedoch auf das Loch zu und hinterließ einen leeren Raum. Wie war es wohl in dieser Schüssel?
    »Oh, die Hitze!« schrie Jessica. »Vielleicht ist es dort kühl!«
    Dann tauchten sie immer noch beschleunigend in die Schüssel ein. Wie abgeschnitten verschwand das Licht. Heem, der gerade erst das Phänomen des Sehens kennengelernt hatte, erlitt einen Schock. »Ich kann nicht mehr sehen!«
    »Ich weiß, was du empfindest«, tröstete Jessica ihn. »Aber du kannst immer noch schmecken. Draußen ist nur eine Wolke, die die Strahlung absorbiert, hier im Schiff hat sich nichts verändert. Die Wolke schirmt das Schiff ab, so daß wir abkühlen können, und sie schützt uns vor der tödlichen Strahlung.«
    Das Schiff schüttelte sich und bockte. »Eine Sturmwolke!« sprühte Heem.
    »In der bleiben wir nicht lange«, versicherte sie ihm. Sie war erstaunlich ruhig.
    Und dann waren sie draußen. Aber nicht im Licht. Sie befanden sich im mächtigen Schatten der Schüssel. Auf der einen Seite waren die umherwirbelnden Wolken zu erkennen, und auf der anderen Seite zeigte sich ein Ring aus Sternen. Im Zentrum dieses Rings wurden die Sterne rötlich, blaß, verschwommen und verschwanden schließlich. Ihr Licht konnte nur bis zu einer bestimmten Grenze vordringen, daher war nichts mehr zu sehen. Nur ein großer schwarzer Fleck. Das Loch.
    Heem löste seinen Blick von dem schrecklichen Schacht und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Sterne. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Nicht in dieser Weise, in direkter Sicht. Sie flimmerten in myriadenfacher Vielfalt, vorwiegend weiß, einige bläulich oder rötlich, einige hell, viele gedämpft. Sie füllten das Universum...
    Sie waren verschwunden. Wieder hatte der Nebel sich um das Schiff geschlossen und schirmte alles ab, da sein Bogen breiter war als die Schüssel. Und

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