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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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des Todes, kannte kein bewußtes Erwachsensein und deshalb auch keine Übergangsriten. HydrOs hatten keinen Besitz und deshalb auch kein Erbe. Dies waren die Erinnerungen des solarischen Geistes. Er war so tief eingedrungen, daß Jessicas Erinnerungen ihm vorkamen wie seine eigenen.
    Und zwar sehr stark wie seine eigenen - denn diese waren verboten. Kein echter HydrO erinnerte sich an sein Jugendstadium. Heems Metamorphose war unvollständig, und das machte ihn zum Nichterwachsenen. Demnach wären die Erinnerungen einer weiblichen Alien normalerweise für ihn verboten gewesen.
    Nun verschmolz ihr Status mit seinem und mit dem gegenwärtigen Problem. Im Weltraum wirkten tödliche Kräfte auf das zerbrechliche Schiff ein; nur wenn man sie genau gegeneinander abwog, konnte das Schiff seinen Weg sicher fortsetzen. Heem war von der Wucht seines Verbrechens an seiner Kultur getrieben worden, dem entgegenstand, daß seine Rasse dringendst seiner speziellen Begabungen bedurfte. Jessica und ihr Klon-Bruder hatten, da sie das Geheimnis ihrer Geschlechtsänderung vor ihren Gefährten geheimhalten mußten, einen Verlust ihrer materiellen Ressourcen hinnehmen müssen. Das Gut war bankrott; das hatten sie erfahren, als sie das Erbe übernahmen. Deshalb hatte Jesse einen Job angenommen - der gesamte Vorgang wurde von einem HydrO-Geist als abstoßend empfunden, jedoch glich er im großen und ganzen Heems eigener Reaktion auf die gegenwärtige Herausforderung. Als Jesse seine Aufgabe nicht hatte erfüllen können, hatte Jessica es für ihn getan. Indem sie Notwendigkeit und Risiko gegeneinander abwog.
    Dies alles reichte bis in die Gegenwart; es war noch nicht abgeschlossen.
    Und - seine Instrumente schwangen langsam herum und lieferten Daten, die seiner visuellen Intuition entsprachen. Er hatte recht getan, seiner neuen Wahrnehmungsweise zu vertrauen; das Schiff war auf Kurs geblieben. Eine vorher vorgenommene Korrektur hätte es abtreiben lassen. Er hätte Treibstoff verschwendet, vielleicht wäre er auch in den Stern gestürzt und vernichtet worden. Mit einer Treibstoffreserve hätte man auch eine zweite und dritte Kurskorrektur vornehmen können, doch in diesem Moment war die Manövrierfreiheit ziemlich eingeschränkt; jegliche Treibstoffverschwendung konnte sich am Ende als vernichtend herausstellen. Nur durch Jessicas Wahrnehmung und die Koordination eines Geistes, für den diese Wahrnehmungsweise natürlich erschien, konnte die Orientierung erfolgen. Der Gesichtssinn war notwendig gewesen, damit er sich überzeugen konnte, daß er nichts zu tun brauchte.
    »Wir haben gewonnen«, verkündete er. »Das Sehvermögen hat den Erfolg bewirkt. Wir werden gefahrlos eine Planetenlandung vornehmen können.«
    Von der Alien erfolgte keine Reaktion.
    »Jessica«, nadelte er erschrocken. »Wo bist du?«
    Er spürte ein schwaches Rühren einer Präsenz, doch sie hatte keine Kraft. O nein! Hatten die Kraftfelder und die Strahlung und der Streß ihre Aura derart in Mitleidenschaft gezogen, daß sie schon vor ihrer Zeit verblaßte? Oder hatte sie das, was von ihrer Persönlichkeit noch übrig war, für ihn geopfert, damit er sehen und seine wichtigste Entscheidung treffen konnte? Um welchen Preis hatte er diesen Sieg errungen?
    »Fremde Weibliche!« sprühte er. »Wir haben unsere Differenzen, aber ich hatte niemals die Absicht, dich zu vernichten! Ich - ich weiß deine Gegenwart zu schätzen. Wie kann ich dich denn wieder in einen gesunden Zustand versetzen?«
    Noch immer gab sie keine Antwort. Erneut überprüfte Heem den Kurs des Schiffes, dann richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit nach innen.
    »Jessica, ich hab' dir deinen Gesichtssinn weggenommen; ich will ihn dir wieder zurückgeben. Es ist ein hervorragendes Wahrnehmungsorgan, es rettete uns, doch es gehört dir. Ich übernahm deine Aura, nun nimm sie zurück. Ich habe dich angegriffen; ich entschuldige mich dafür. Du bist keine Squam, sondern eine wertvolle und fühlende Entität. Du sollst dich nicht auflösen. Ich brauche deine Gesellschaft.« Endlich redete sie, als befände sie sich jenseits des Sterns. »Ich glaube, ich habe mich überanstrengt und dabei das Bewußtsein verloren. Sind wir - wie ist das...?«
    »Erfolg!« sprühte Heem voller Freude. »Wir sind noch am Leben. Das ist deiner Sicht zu verdanken.«
    Sie kam allmählich zu Kräften. »Oh, ich hatte solche Angst.«
    »Aber du warst auch davon überzeugt, daß ich es schaffen konnte! Es war allein deine Zuversicht,

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