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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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verfestigte sich auf verwirrende Weise. Seine Jugend im Steilfall-Tal, der Tod seiner Geschwister, seine Ankunft im Morgendunst-Tal, Schlängelschreck...
    »Heem, dieser Nebel kommt immer näher! Wenn wir es mit dem Sehen nicht schaffen und den Antrieb des Schiffes nicht bald aktivieren...«
    Moon von Morgendunst, die vergnügliche Entdeckung der Kopulation, dann Tragödie, der Feldzug gegen den bedrohlichen Squam...
    »Ich kann es nicht allein bewerkstelligen! Ich bin kein Pilot, Heem. Du mußt endlich zu dir kommen!«
    Heem bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen. Mehr und mehr kam es ihm so vor, als hätte er zu übereilt gehandelt, indem er sich erst mit einzelnen Details beschäftigte anstatt mit dem Großen, Ganzen. Er hatte physisch gegen einen einzigen Squam gekämpft, als er eigentlich die Umstände und Bedingungen hätte vernichten sollen, die einem solchen Feind Zugang zu einem Tal der HydrOs gestatteten. Er hatte sich geweigert, den Keim des Lebens im Tal zu hinterlassen, weil damit die Schrecken seiner eigenen Entwicklung wieder aufgelebt wären; er hätte die Herkunft der Squams erforschen müssen, um derartige Invasionen von vorneherein zu verhindern. Es hätte irgendwo Elternsquams geben können, die diese Kreaturen in hellen Scharen aussandten, um Täler zu entvölkern; dort hätte er zuschlagen müssen! Tatsächlich erschien jegliche sofortige persönliche Aktion sinnlos; erst einmal mußte man alles verstehen. Hätte er anfangs das Wesen der Squams begriffen...
    Endlich wurde er von anderen HydrOs entdeckt. »Das schmeckt wie eine frühere Metamorphose«, sprühte einer.
    »Prüf es nach«, düste ein zweiter.
    Der erste nadelte Heem direkt an. »Wer bist du?«
    »Heem von Steilfall«, nadelte Heem schwach, wobei er sich an einen Geschmack erinnerte, der fast verflogen war.
    »Wie lautet dein Vorhaben?«
    Vorhaben? Heem dachte angestrengt nach. Da war etwas mit einem tödlichen Gegner gewesen, ein Kampf - aber die Erinnerung verblaßte, als er nachhaken wollte. »Mein Vorhaben...« Irgendwie erschien alles unwichtig. Reiß dich zusammen, konzentriere dich! »Mein Vorhaben ist - das Verstehen zu erleichtern.« War das richtig? Irgendwie war er nicht fähig, sich auf irgend etwas Spezielles zu konzentrieren. Er konnte sich nicht erinnern...
    »Willkommen im Kreis der Erwachsenen, Heem von Steilfall«, sprühte der HydrO. »Roll mit uns, und wir machen dich mit der Zivilisiertheit bekannt.«
    »Metamorphose!« rief Jessica. »Dennoch...«
    »Das ist es!« sprühte Heem. »Ich muß eine weitere Metamorphose durchmachen. Zum Zustand des Sehenkönnens.«
    »Aber ich verstehe das nicht. In unserer Sphäre verwandeln Raupen sich in...«
    »Alle HydrOs machen eine Metamorphose zum Erwachsenenstadium durch und vergessen dabei die Erlebnisse ihrer Jugend. Daher besitzt kein reifer HydrO ein subjektives Empfinden für Jugend oder Alter, für Entwicklung und Verfall. Durch die Metamorphose betritt er ein völlig neues Universum: die Zivilisiertheit. Und ich muß jetzt ins Universum des Sehens gelangen.«
    »Aber du erinnerst dich doch...«
    Abrupt drang er in sie ein. Sein Bewußtsein kreiste durch ihre Aura. Sie stieß einen unterdrückten Schreckensschrei aus, verschluckte ihn jedoch. Denn dazu hatte sie ihn ja die ganze Zeit gedrängt.
    Und er konnte sehen. Die aktuellen Geschmackseindrücke vom Schiff verwandelten sich augenblicklich in optische Reize. Die Kontrollknöpfe hatten Erhebungen und Schatten und Tiefe, von oben beleuchtet vom Schimmer der Strahlungskontrollöffnung, dem Licht des Sterns. Die Wände wiesen Vorsprünge und Unregelmäßigkeiten auf und...
    »Auch Farbe! Sieh doch die Farben, Heem!«
    Graue Schatten mit grünen Flecken, die das abgeflossene Beschleunigungsbad hinterlassen hatte.
    »Ich meinte draußen. Sieh doch den Schlüsselnebel!« Heem konzentrierte sich - und in einem weiteren Anfall von Sinneseindrücken nahm er den Nebel wahr, sah er die Schüsselform. Das Ding war undurchsichtig, wolkig, nebulös - wie sollte es auch anders sein! -, aber er nahm es mit einer Klarheit wahr, zu der sein Geschmackssinn niemals fähig gewesen wäre. Er sah Tiefe; die ihm nächste Seite schien tatsächlich größer zu sein als die ferne Seite, doch diese Verzerrung verlieh der Erscheinung eine Großartigkeit, die er anders nie wahrgenommen hätte. Er sah Gaswolken und Staubwirbel, die zwischen den widerstreitenden Gravitationsschächten hin und her gezerrt wurden und sich zum Teil auf Umlaufbahnen

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