Tausendstern
die mich hat durchhalten lassen!«
»Dem Himmel sei dafür Dank.«
»Willst du damit sagen, du hattest gar nicht richtig an mich geglaubt?«
»O nein, Heem. Aber ich hatte Angst, benahm mich richtig töricht...«
Sie hatte tiefe Angst gehabt, und keine törichte, das wurde ihm jetzt klar. Allerdings hatte sie ihn mit ihrer Zuversicht auch angestachelt, so daß er Dinge vollbringen konnte, zu denen er unter anderen Umständen niemals fähig gewesen wäre. Diese Erkenntnis verursachte in ihm eine völlig seltsame Reaktion. Als er sie in seinen Gedanken als abwesend wahrgenommen hatte, hatte er ein erstaunlich intensives Gefühl des Verlustes verspürt. Nun verspürte er eine Erleichterung, die an - aber dieses Konzept war und blieb undeutlich.
»Dennoch begrüße ich dieses Gefühl«, sagte Jessica. »Wir haben gemeinsam ein schreckliches Abenteuer überstanden.«
Doch er war zu müde, um diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Er hatte sehr viel von seiner eigenen Energie verbraucht, und als die Spannung nachließ, überkam ihn eine plötzliche Schwäche. Er mußte sich ausruhen, und sie ebenfalls. Er zog sich aus ihrem Wirkungsbereich zurück, und als letztes wich auch der Gesichtssinn von ihm. »Das Schiff befindet sich auf Kurs; wir können uns etwas ausruhen«, sprühte er und gestattete es sich, sich in einen Zustand völliger Entspannung zu versetzen.
»Ja«, gab sie zu, und in ihrem Benehmen war etwas sehr Weibliches und Angenehmes.
Er träumte, und nun waren die Träume sichtbar. Er sah einen Berghang, geschmückt mit wunderschönen Blumen und hohen roten Fichten, und neben ihm befand sich eine Präsenz, die ihn an Moon von Morgendunst erinnerte. Aber er konnte sie nicht so richtig sehen.
Rechtwinklig trafen sie auf die Säulenformation der am Wettrennen beteiligten Schiffe. Unter Zuhilfenahme ihrer neuen Wahrnehmungsweise beobachtete Heem die Lage durch die Perzeptionsorgane des Schiffs. Die Situation war für die HydrO-Wirte nicht besonders günstig; die ersten drei Schiffe waren Erbs und die nächsten sechs abwechselnd Squams und Erbs. Dahinter, in der Säule weit zurück, tauchten die ersten HydrOs auf.
»Etwas sehen zu können macht einen erheblichen Unterschied aus«, sprühte Heem. »Die Erbs verfügen über die Sicht, und sie beherrschen das Rennen. Wir können uns nur glücklich schätzen, daß das Rennen auf der Planetenoberfläche fortgesetzt wird, wo der Geschmackssinn von Vorteil ist.«
»Aber es sind doch in Wirklichkeit keine Erbs und Squams und HydrOs«, widersprach Jessica. »Sie dienen doch nur als Wirte für die anderen Konkurrenten von Tausendstern.«
»Trotzdem, wenn die HydrO-Wirte sich nicht bravourös schlagen, dann bedeutet das eine Niederlage für die gesamte Rasse, und unser Einfluß auf die Politik von Tausendstern wird abnehmen«, nadelte Heem. »Wir müssen davon ausgehen, daß auch echte Erb- und Squam-Vertreter zur Spitzengruppe gehören.«
»Und hinzu kommt nun auch der richtige HydrO-Repräsentant«, sagte sie. »Das mit unserer Abkürzung hat wirklich geklappt! Auf welchen Platz kommen wir nun?«
Heem betrachtete die Säule eingehend. »Auf den zwanzigsten. Das ist recht günstig.«
»Aber nicht so günstig wie der erste Platz.«
»Günstiger als der erste Platz. Die ersten Ankömmlinge müssen sich mit den Eigenarten der technischen Ausrüstung und der Landschaft auseinandersetzen. Es wird zu Unfällen, Stockungen, Behinderungen kommen. Die besten eines Wettrennens im Weltraum müssen nicht unbedingt auch zu den Besten bei einem Rennen auf solidem Untergrund gehören. Ich möchte fast wetten, daß keiner der ersten zehn des Weltraumrennens unter den ersten zehn zu finden sein wird, die den Ahnen-Fundort erreichen.«
»Keiner außer dir, Heem! Du hast schließlich deine Erfahrungen mit einer derartigen Wildnis.«
»Stimmt. Aber ich möchte lieber im Hauptfeld untertauchen und von den Fehlern der Führenden profitieren. Dann, zu einem späteren Zeitpunkt, werde ich mich vordrängen. Noch liegt ein beträchtliches Stück des Rennens vor uns.«
»Da hast du recht!« bekräftigte sie.
Heem düste eine Kurskorrektur, so daß das Schiff sich ohne Störungen in die Säule einfädelte. Das Schiff blieb weiterhin im Freifall und bremste so, ohne Treibstoff zu verbrauchen. Doch als er wieder in der Säule flog, wurde Treibstoff verbraucht, denn die Flucht vom Loch war geschafft.
»Haben wir noch genug Treibstoff übrig?« erkundigte Jessica sich besorgt. »Ich weiß,
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