Tausendstern
imitierte.
»Verschwinde gefälligst in deiner Erinnerung!« schnappte sie.
Er rollte aus dem Wasser heraus und versuchte seine grüne Farbe zu schmecken und seine Nässe zu sehen. Er kehrte in Schlängelschrecks Lager zurück. Wie er es befürchtet hatte, war der Squam verschwunden und hatte seine gesamte Ausrüstung mitgenommen bis auf die defekte Maschine, die Heem umgekippt hatte. Die Höhle war völlig leer.
Aber vielleicht könnte er den Squam wieder aufstöbern und ihn dann töten. Heem wußte nun, daß auch andere Täler existierten, und er wußte auch, wie er es schaffte, daß Flachsegler ihn hintrugen, wohin er wollte. Und, vielleicht, wußte er auch, wie man mit einem Squam fertig wurde. Man brauchte die Bestie nur an einen ungünstigen Ort zu locken, wo sie vom Absturz bedroht wäre, dort ihre Gliedmaßen unschädlich zu machen, und sie dann hinunterstoßen...
»Die Landschaft, Heem - wie sieht sie aus?«
Heem konzentrierte sich auf den Geschmack von Boden, Wasser und Pflanzen. Etwas ölige Substanz war aus der abgestürzten Maschine herausgesickert und hatte den Boden mit ihrem Aroma getränkt.
»>Sieh dir das an!« Der Geschmack tiefroter Tannen mit grünen Nadeln versetzt machte sich breit, als wäre er über dem Tal Morgendunst ausgeschüttet worden. Oder rote Nadeln mit grün schmeckendem Holz.
Doch wenn er versuchte, alles zu sehen, schlüpfte er beinahe in diese Szene hinein. Jessica und ihr Bruder wandelten, als Weibliche verkleidet, durch den Wald ihres Landsitzes. Jesse bekräftigte seine Abmachung mit ihr, ihr in Frauengestalt ein Alibi zu verschaffen. Jedoch war es nicht zu übersehen, daß ihn sein Vorhaben in keiner Weise schreckte; er betrachtete die Episode als ein Spiel.
»Nein, dorthin will ich nicht!« protestierte Jessica.
»Aber ich glaube, ich fange an zu sehen...«
»Nein!«
»Für jemanden, der mich so lange genadelt hat, bis ich meine geistige Intimsphäre öffnete...«
»Ach - ich denke, das habe ich verdient. Na schön, Heem, wenn du es sehen kannst, dann schau ruhig zu. Meine erste sexuelle Vorstellung als
Frau.«
»Ich kann es nicht sehen«, gestand Heem. »Ich nehme starke Geschmacksreize auf, jedoch...«
»Es war sowieso nicht besonders«, meinte sie erleichtert. »Jesse hänselte mich noch Monate danach mit Geschichten von Kühen und Bullen, von Gänsen und Gantern, und es machte ihm richtig Spaß. Er hatte nicht ganz unrecht. Ich hab's getan, hatte jedoch nicht viel Vergnügen dabei. Gelegenheitssex - das ist nichts für - ich meine, es sollte schon ein etwas tieferes Gefühl dabei sein - ach, du bist ja ein Mann, du würdest es sowieso nicht verstehen.«
»Richtig.«
»Später vertrat er mich bei einer Klon-Party. Danach kamen wir besser miteinander zurecht; wir verstanden uns gegenseitig viel besser. Du denkst vielleicht, daß Klons sich von Anfang an gut verstehen, aber unsere Erfahrungen waren unterschiedlich, und dann der geschlechtliche Unterschied...« Sie verstummte.
»Ich wünschte, ich könnte sehen - dich sehen«, sagte Heem.
»Warum, Heem?« rief sie geschmeichelt. »Auch wenn du mich als Squam betrachtest?«
Heem war davon längst abgekommen. Er hielt sie nun für eine Person; sie zu sehen, würde lediglich ihre Fremdheit bestätigen. Er hatte daran gedacht, sie zurückzuhalten, wußte er doch, daß sie es nicht leiden konnte, ohne ihr Gewand betrachtet zu werden, aber dann hatte er sich zurückgehalten. Er wollte sie sehen, und zwar nicht als eine Squam. Er hatte wenig Interesse an Sex mit einer Alien, daher war ihre Episode nicht so wichtig, doch sie noch deutlicher wahrzunehmen, als sie normalerweise erschien - warum reizte ihn diese Vorstellung so sehr?
Er zog sich in seine eigene Erinnerung zurück. Als er das MorgendunstTal verließ und über die Bergkette in ein weites Hochland mit unterschiedlichen Aromen gelangte und die Spuren unbekannter HydrOs entdeckte, litt er kurzzeitig unter Desorientierung. Er bremste den Flachsegler und rollte herunter. Was stimmte nicht? Er war unfähig, sich zu konzentrieren, zu funktionieren, dabei war es eher ein inneres als ein äußeres Übel. Er stoppte.
Lange Zeit blieb er auf dem Fleck liegen, wo er angehalten hatte. Sein Bewußtsein kam und ging. In seinem Geist bildeten sich seltsame Ideen und Konzepte. Was... warum... ?
»Heem - was ist los? Ist dir schlecht?«
Er reagierte nicht auf den störenden Gedanken. Seine gesamte Vergangenheit schien um ihn herumzuwirbeln und verdampfte und
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