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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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öffnen!« Es umarmte mich dann eines der Mädchen und sprach folgende Verse:
    »Als sie zur Trennung sich nahte, war ihr Herz zwischen Liebe und Verzweiflung geteilt; sie weinte frische Perlen und aus meinem Auge flossen blutige Tränen wie Karneol, sie bildeten zusammen eine Schnur auf ihrem Halse.«
    Ich nahm Abschied von ihr und sagte: »Bei Gott! ich werde jene Türe niemals öffnen!« Sie gingen dann fort und machten noch warnende Zeichen mit der Hand. Ich blieb allein im Schloß und beschloß bei mir, diese Türe nicht zu öffnen, um niemals von ihnen getrennt zu werden. Ich ging jetzt und öffnete die erste Schatzkammer; als ich hineinkam, fand ich einen Garten wie ein Paradies. Es waren mannigfaltige Früchte darin, dicht ineinander verflochtene Zweige, singende Vögel, murmelnde Gewässer. Mein Herz erweiterte sich bei diesem Anblick. Ich lief zwischen den Bäumen umher, atmete den Wohlgeruch der Blumen, hörte das Gespräch der Vögel, die den einzigen mächtigen Gott priesen! wie ein Dichter von Äpfeln sagte:
    »Mancher Apfel vereinigt zwei Farben, die der aneinanderliegenden Wangen eines Liebespaares, welches auf einem Polster sich umarmt und erschreckt wird. Sie errötet vor Scham und er erblaßt vor Furcht.« 3
    Ich sah dann Birnen, die besser als Julep und Zucker schmeckten und angenehmer als Moschus und Ambra rochen, so wie ein Dichter sagte:
    »Quitten vereinigen alle Annehmlichkeiten der Welt und sind als die vorzüglichsten Früchte bekannt; sie schmecken wie Wein, haben den Wohlgeruch des Moschus, ihre Farbe ist golden und ihre Form wie die des Mondes.« 4
    Ich bemerkte auch Aprikosen, die dem Auge so wohl gefallen wie Rubin, ging dann aus diesem Garten und verschloß die Türe. Am folgenden Morgen öffnete ich eine andere Türe; hier sah ich einen großen Platz, in dessen Mitte ein Bach einen Kreis bildete, und rings umher waren allerlei wohlriechende Blumen gepflanzt: Rosen, Jasmin, weise Rosen, Narzissen, Veilchen, Levkojen, Anemonen und Lilien; es wehte gerade ein leiser Wind über diese Blumen, so daß der ganze Raum mit Wohlgerüchen angefüllt war; ich unterhielt mich hier und fing an, meinen Kummer zu vergessen. Als ich fortging, schloß ich auch diese Türe und öffnete eine dritte. Hier fand ich einen großen Saal mit verschiedenem Marmor und anderen kostbaren Steinen durchschnitten. Es waren Käfige von Sandel- und Aloeholz darin mit singenden Vögeln, Nachtigallen, Ringeltauben, Turteltauben und noch vielen anderen Tieren. Hier ward mir ganz wohl und mein Kummer verließ mich. Ich ging schlafen und am folgenden Morgen öffnete ich die vierte Türe. Hier stand ein großes Haus mit vierzig Schatzkammern rings herum, alle mit offenen Türen. Ich ging hinein und sah Perlen, Smaragd, Rubin, Karfunkel und ganze Haufen von Silber und Gold; mir schwindelte der Kopf, als ich so viele Reichtümer sah und dachte, solche Schätze können nur großen Königen gehören, und ich glaube, daß wenn alle Könige der Erde sich vereinigten, sie nicht einmal so viele zusammenbringen könnten. Ich ward ganz heiter und dachte: Jetzt bin ich der König meiner Zeit, der Herr so mannigfaltiger Dinge, Reichtümer und Mädchen, die niemand außer mir hat. So, meine Gebieterin! brachte ich meine Tage und meine Nächte zu, bis neununddreißig Nächte vorüber waren, es blieb also nur noch ein Tag übrig; schon hatte ich alle neunundneunzig Türen geöffnet, und es war die hundertste allein, die man mir eben verboten hatte. Diese verschlossene Türe beunruhigte und quälte mich, der Teufel bemächtigte sich meiner und ich hatte nicht Kraft genug, zu widerstehen. Zwar blieb nur noch eine Nacht übrig, dann wären die Mädchen zurückgekehrt, um wieder ein ganzes Jahr bei mir zu bleiben.
    Aber der Teufel überwältigte mich, ich öffnete die mit rotem Golde beschlagene Tür; als ich hineintrat, umfing mich ein so feiner und zugleich starker Geruch, daß ich zu Boden stürzte. Ich machte mir aber wieder Mut und ging vollends in diese Schatzkammer hinein, deren Boden mit Safran bestreut war; ich fand wohlriechende Wachskerzen und silberne und goldene Lampen, in denen die feinsten Öle brannten; die Wachskerzen waren mit Ambra und Aloeholz besteckt; dann sah ich zwei große Rauchfässer, wie ein Waschbecken, mit Kohlen und Weihrauch, aus denen der Dampf des Moschus und Safran in die Höhe stieg. Ich bemerkte dann auch ein Pferd, so schwarz und schwärzer noch als die Nacht; vor ihm war eine Krippe von weißem Kristall,

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