Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
siehst. Ich kam allein davon und bringe meine Zeit hin, Gott zu dienen. Schon verlor ich aber die Geduld in meiner Einsamkeit, weil ich niemanden habe, der mich unterhalte und tröste.« Ich sagte hierauf zu ihm, denn schon war er Herr meines Geistes und meines Herzens geworden: »Willst du mit mir nach Bagdad kommen? die Sklavin, die du hier vor dir siehst, ist Herrin unter ihrem Volke; sie gebietet über Männer und Sklaven, ich besitze viele Güter und Waren und nur ein Teil derselben füllt das ganze Schiff aus, das an der Stadt vor Anker liegt, das so lange herumgeirrt, bis es Gott hierher geworfen, damit ich mit deiner Jugend mich vereinige.« Ich fuhr fort ihn zu liebkosen und ihm zuzureden, bis er einwilligte; ich schlief jene Nacht zu seinen Füßen und konnte nicht den Morgen erwarten, bis wir aufstanden und von den Schätzen seines Vaters, was am kostbarsten und am leichtesten zu tragen war, mitnahmen.
Als wir vom Schlosse in die Stadt kamen, fand ich meine Schwestern, den Hauptmann des Schiffs und die Diener, die mich suchten; sie freuten sich, als sie mich sahen; ich erzählte ihnen die Geschichte des Jünglings und der Stadt. Sie wunderten sich darüber. Aber, o Fürst der Gläubigen! Sobald meine Schwestern den Jüngling sahen, beneideten sie mich und beschlossen Böses gegen mich; wir gingen alle aufs Schiff, heiter vor Freude über den Gewinn. Ich aber freute mich noch mehr mit dem Jüngling. Wir warteten dann bis guter Wind kam, um abzusegeln. Als der Wind gut ward, fuhr das Mädchen fort, reisten wir ab, setzten uns und plauderten mit einander; da sagten meine Schwestern: »O Schwester, was willst du mit diesem Jüngling anfangen?« Ich antwortete: »Ihn zum Mann nehmen.« Hierauf ging ich gleich zu ihm und sprach: »Mein Herr! ich hoffe, du wirst mir meinen Wunsch gewähren, und wenn ich mich dir bei unserer Ankunft in Bagdad als untertäniges Weib vorstelle, mein Mann werden.« – »Recht gern«, antwortete der Jüngling, »werde ich dir gehorchen und dich dazu noch als meine Herrin und Gebieterin ansehen.« Ich wandte mich dann wieder zu meinen Schwestern und sagte ihnen: »Dies ist mein Gewinn, euch bleibe hingegen alles, was ihr aus der Stadt mitgenommen.« Aber sie verheimlichten böse Gedanken gegen mich, sie wurden blaß aus Neid wegen des Jünglings. Wir hatten guten Wind, bis wir in den Strom der Sicherheit kamen. Als wir schon in der Nähe von Baßrah waren und nachts schliefen, da benutzten meine Schwestern den Schlaf, hoben mich mit meinen Bette auf und warfen mich in den Strom; dann taten sie das gleiche mit dem Jüngling. Dieser ertrank, ich hätte mit ihm ertrinken mögen, aber Gott hat meine Rettung beschlossen, ich fiel auf eine kleine aber hohe Insel. Als ich erwachte, und mich mitten im Wasser befand, dachte ich wohl, daß meine Schwestern mich verraten hatten; ich dankte Gott für meine Rettung. Da indessen ihr Schiff wie ein Blitz vorübereilte, blieb ich die ganze Nacht auf dem Inselchen stehen.
Als der Tag heranbrach, sah ich am Ende der Insel, auf welcher ich war, ein trocknes Stück; ich ging dahin, preßte meine Kleider aus und hing sie zum Trocken, aß von den Früchten der Insel, trank von dem Wasser, ging ein wenig umher, dann ruhte ich mich wieder aus. Ich war nur noch zwei Stunden entfernt von der Stadt; da kam eine lange Schlange, so dick wie ein Dattelbaum. Sie schlich langsam herbei, bald rechts bald links, bis sie bei mir war, ich sah wie sie die Zunge eine Spanne weit herausstreckte und die Erde aufwühlte; hinter ihr gewahrte ich einen dünnen Basilisk, nicht dicker als eine Lanze, aber so lang wie zwei Lanzen; er hatte schon den Schwanz der Schlange erreicht, die vor ihm floh und mit weinenden Augen sich links und rechts umsah. Da bekam ich Mitleid mit der Schlange, o Fürst der Gläubigen! nahm einen großen Stein, rief Gott zu Hilfe und schlug den Basilisk damit, bis er tot war. Sogleich schlug die Schlange zwei Flügel auf und flog davon, bis ich sie nicht mehr sah. Ich setzte mich, um auszuruhen, und schlief ein. Als ich erwachte, sah ich eine schwarze Sklavin mit zwei schwarzen Hündinnen, die mich an den Füßen berührte; ich stand auf, setzte mich und sagte: »Wer bist du, meine Schwester?« Sie antwortete mir: »Du hast mich schnell vergessen; ich bin’s, der du so viel Gutes erwiesen, ich bin die Schlange, die eben hier war, und deren Feind du mit Gottes Hilfe erschlagen; um dich zu belohnen, holte ich das Schiff ein und befahl einem meiner
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