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Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschlossene, schwere Kiste herauf. Der Kalif gab den Fischer zweihundert Dinare, und Masrur trug die Kiste ins Schloß. Als sie dieselbe öffneten, fanden sie einen Korb von Palmblättern, mit roter Wolle zugemacht. Als sie den Korb öffneten, sahen sie ein Stück von einem Teppich darin, und als sie diesen aufhoben, erblickten sie einen Mantel, viermal zusammengelegt, und unter diesem ein junges Mädchen, rein wie Silber, aber in Stücke zerhauen.
    Als der Kalif das Mädchen in neunzehn Stücke zerschnitten sah, ward er sehr bestürzt, er vergoß Tränen, wandte sich zornig zu Djafar und sagte: »Du Hund unter den Vezieren! man bringt die Leute in meiner Stadt um, und wirft sie in den Strom, die dann bis zum Auferstehungstag auf meiner Verantwortlichkeit lasten. Bei Gott! ich will dieses Mädchen an ihrem Mörder rächen, und ihn auf die härteste Weise hinrichten lassen. Kannst du den Mörder nicht auffinden, so werde ich dich und vierzig deiner Vettern hängen lassen.« Der Kalif ward immer grimmiger und schrie Djafar fürchterlich an; dieser bat um drei Tage Frist, und als der Kalif sie ihm gewährte, ging er betrübt und zornig in die Stadt und wußte nicht, was er tun sollte; denn er dachte: wie soll ich den Mörder dieser jungen Frau entdecken und dem Kalifen bringen? ich weiß mir keinen Rat; es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei dem erhabenen Gott. Er ging nach Hause und blieb bis zum dritten Tage gegen Mittag dort; da schickte der Kalif nach ihm und fragte ihn: »Wo ist der Mörder der jungen Frau?« Djafar antwortete: »Bin ich der Untersuchungsrichter über die Ermordeten, o Fürst der Gläubigen?« Aber der Kalif schrie ihn zornig an und befahl, daß man ihn unten am Schlosse aufhänge und in ganz Bagdad ausrufe: »Wer den Vezier Djafar und vierzig seiner Vetter von den Barmakiden hängen sehen will, soll unten ans Schloß kommen!« Es kam dann der Stadtaufseher, einige Offiziere und der Vater Djafars; man stellte sie unter den Galgen und wartete nur noch, bis vom Fenster das Signal gegeben werde; das Volk weinte über ihr Schicksal. Da kam auf einmal ein junger Mann, hübsch gekleidet, mit einem Mondgesichte, weiten Augen, glänzender Stirne, roten Wangen, hellen Locken und einem Fleckchen wie ein Ambrakügelchen; er drängte sich durch das Volk, bis er vor Djafar stand; da küßte er ihm die Hand und sagte: »Heil! ich befreie dich von dieser Strafe; steh auf, o Herr der Veziere! Zuflucht der Armen! Oberster der Fürsten; hänge mich statt der Erschlagenen und räche sie an mir, denn ich bin ihr Mörder.« Als Djafar dies hörte, freute er sich über seine Rettung, war aber betrübt über den Jüngling.
    Während er so mit ihm sprach, kam ein alter, sehr bejahrter Mann, drängte sich durch die Leute bis er vor Djafar war, und rief: »O großer Herr und Vezier! glaube nicht, was dieser junge Mann sagt; nicht er hat die junge Frau getötet, sondern ich; räche sie also an mir, oder ich werde einst vor dem erhabenen Gott von dir Rechenschaft fordern.« Der junge Mann sagte darauf: »Kein anderer als ich hat die junge Frau getötet.« Da sprach der Alte: »O mein Sohn! ich bin alt und lebenssatt, du bist jung, ich will mein Leben für das deinige hingeben; ich habe die junge Frau getötet, drum hänge mich schnell, denn ich mag doch nicht leben, seitdem sie von mir weg ist.« Als Djafar diesen Streit hörte, erstaunte er sehr darüber, und führte den Alten und den Jüngling zum Kalifen; er küßte die Erde siebenmal und fragte: »Wir bringen hier zwei Männer, von denen jeder behauptet, die junge Frau getötet zu haben.« Nachdem der Kalif beide betrachtet, fragte er: »Wer von euch hat die junge Frau erschlagen und in den Strom geworfen?« Da antwortete der Alte: »Kein anderer, als ich;« und der Junge sagte dasselbe. Da sagte der Kalif zu Djafar: »Geh und laß sie beide hängen!« Djafar aber erwiderte: »O Fürst der Gläubigen! wenn sie doch nur einer getötet, so würde der andere ungerechterweise gehängt.« Da sagte der junge Mann: »Bei dem, der den Himmel gewölbt, ich habe sie getötet, in einen Korb von Palmblättern gelegt, mit einem Mantel zugedeckt, dann ein Stück Teppich drum gelegt und mit roter Wolle zugenäht; räche also ihren Tod an mir!« Der Kalif fragte erstaunt: »Warum hast du sie unschuldigerweise getötet und dich selbst in eine solche Lage gebracht?« Da antwortete der Jüngling: »O Fürst der Gläubigen! es ist mir mit ihr etwas widerfahren, wenn man es mit

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