Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
mir trenntest, meinen Körper noch kennt.«
Als er dies hörte, schimpfte und schmähte er mich und sprach:
»Ihr habt durch eine andere Liebschaft euch von uns gewandt und Scheidung herbeigeführt; sind wir euch zuwider, so ziehen wir von euch weg und gedulden uns fern von euch, wie ihr von uns. Wir nehmen dann eine andere Geliebte statt eurer, und werfen unsere Trennung auf euch, nicht auf uns.«
Er schrie dann noch einmal dem Sklaven zu: »Zerspalte sie, und schaffe uns Ruhe vor ihr, denn ihr Leben ist doch nichts mehr wert!« Nun, o Fürst der Gläubigen! während wir so miteinander in Versen sprachen und ich schon am Leben verzweifelte, kam die Alte, warf sich meinem Manne zu Füßen und sagte weinend: »Bei der Erziehung, die ich dir gab, bei dem Busen, den ich dir entblößte, um dich zu säugen, und bei den Diensten, die ich dir sonst geleistet, schenke mir ihre Schuld! Du bist jung und würdest eine große Schuld auf dich laden. Auch sagt man: Wer jemanden tötet, wird wieder getötet. Was ist diese Unwürdige! Laß sie aus deinem Kopfe und deinem Herzen!« Sie weinte so lange, bis er beruhigt ward; doch sprach er: »Ich will ihr ein bleibendes Zeichen geben, das nie vergeht.« Er ließ mich dann durch die Sklaven entkleiden und auf den Boden hinstrecken. Die Sklaven setzten sich auf mich, und mein Mann nahm einen Stock von Quittenbaumholz und ließ mich so lange schlagen, bis ich das Bewußtsein verlor und am Leben verzweifelte. Er sagte dann den Sklaven, sie sollten mich abends in das Haus bringen, das ihnen die Alte zeigen würde. Sie befolgten den Befehl ihres Herrn, warfen mich ins Haus und ließen mich allein. Meine Ohnmacht dauerte die ganze Nacht. Des Morgens pflegte ich mich und gebrauchte Pflaster und Arzneien. Mein Körper war von den Schlägen ganz aufgeschwollen und meine Seiten waren wie von einer Peitsche zerschlagen; ich blieb vier Monate krank im Bette liegen. Als ich genas und wieder in das Haus (meines Gatten) kam, war es eine Ruine; auch die ganze Straße war verwüstet. Ich ging dann zu meiner Schwester, welche die beiden Hündinnen hat; sie grüßte mich, und ich erzählte ihr meine Geschichte. Sie sagte: »Wer bleibt denn von den Unfällen der Welt und den Schlägen des Schicksals befreit!« und sprach den Vers:
»Die Welt ist nicht anders; drum habe Geduld, du magst mit Verlust an Gütern oder mit Trennung vom Geliebten heimgesucht werden.«
Sie erzählte mir auch ihre Geschichte, o Fürst der Gläubigen! und das, was mit ihren Schwestern vorgefallen. Wir blieben dann beisammen und erwähnten der Männer nicht mehr. Diese junge Wirtschafterin leistet uns Gesellschaft; sie geht jeden Tag auf den Markt, um für uns einzukaufen. Da sie nun heute wie gewöhnlich ausging, kam sie mit einem Träger zurück; wir lachten die ganze Nacht über ihn. Kaum war ein Viertel der Nacht vorüber, da kamen diese drei Kalender, die wir gut aufnahmen und mit denen wir uns unterhielten. Es war kaum ein Drittel der Nacht vorüber, da kamen drei vornehme Kaufleute von Mossul und erzählten uns ihre Geschichte. Wir legten ihnen Bedingungen auf, die sie nicht hielten, und zur Strafe mußten sie uns ihre Geschichte erzählen; dann verziehen wir ihnen und sie gingen fort. Heute wurden wir nun auf einmal zu dir hergerufen. Dies ist unsere Geschichte. – Der Kalif war höchst verwundert darüber.
Nach langem Staunen sagte der Kalif zur ersten Frau: »Erzähle mir die Geschichte der Schlange, die deine Schwestern bezaubert und in Hunde verwandelt hat. Weißt du, wo sie sich aufhält? oder hat sie dir eine Zeit bestimmt, wann sie wieder zu dir kommen wird?« Da erwiderte diese: Sie hat mir ein Büschel Haare gegeben und mir gesagt: »Wenn du nach mir verlangst, so verbrenne zwei Haare, und ich erscheine dir sogleich, und wäre ich auch hinter dem Berge Kaf.« Da fragte der Kalif weiter: »Wo sind diese Haare?« und sie überreichte sie ihm. Der Kalif nahm die Haare und verbrannte sie; da erbebte das ganze Schloß, die Schlange kam hervor und rief: »Friede sei mit euch! O Fürst der Gläubigen! wisse, daß diese Frau mir eine Wohltat erzeigte, für die ich sie nicht genug belohnen kann; sie hat meinen Feind getötet und mir das Leben gerettet. Ich wußte, was ihre Schwestern ihr getan, und es war mir nichts erwünschter, als sie dafür zu bestrafen; ich wollte sie töten, fürchtete aber, es möchte ihrer Schwester zu wehe tun, darum verzauberte ich sie in Hündinnen. Nun aber, wenn du es wünschst, o Fürst
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