Tausendundeine Nacht mit dir
das Collier aufgegeben und bin mit Ihnen zurückgekommen. Das Brautgeschenk als Gegenleistung für die Braut.“
Belle schüttelte den Kopf, wollte seine Worte nicht akzeptieren. Wollte die Angst nicht akzeptieren. Und auch nichtdie Aufregung. Denn das war es, was sie fühlte – Erregung. Verlangen.
Wie erstarrt blickte sie in seine Augen. Sie kannte diesen Mann doch gar nicht. Und doch sonnte sich ein ursprünglicher, primitiver Teil von ihr in der Vorstellung, von ihm als seine Frau beansprucht zu werden, zu ihm zu gehören.
Ausgerechnet sie! Eine Frau, die sich in einer von Männern beherrschten Welt durchgesetzt hatte. Die gelernt hatte, sich zu beweisen und auf sich selbst zu verlassen, in einem Alter, wenn andere Mädchen vom Traumprinzen schwärmten und an nichts anderes als das „Glücklich-bis-an-ihr-Lebensende“ dachten. Sie, die wusste, dass es ein Happy End nur im Märchen gab.
Eilige Schritte näherten sich. Als das Geräusch an ihre Ohren drang, blinzelte Belle. Der Bann war gebrochen. Sie wandte den Kopf und sah Dawud auf den Tisch zukommen, diesmal wieder gekleidet in Armeeuniform.
Er begrüßte Belle höflich und wandte sich dann an den Fürsten.
„Es ist genauso so, wie Ihr befürchtet hattet, Hoheit“, murmelte Dawud nahe an Rafiqs Ohr.
„Wo? Wann?“, fragte Rafiq scharf.
„Shaq’ara. Vor einer knappen Viertelstunde.“
Belle verfolgte, wie Rafiqs Miene hart wurde. Das konnten keine guten Neuigkeiten sein. Mit einer abrupten Bewegung erhob er sich.
„Verzeihen Sie, Belle. So wichtig unsere Unterhaltung auch ist, es ist etwas geschehen, um das ich mich vordringlich kümmern muss.“ Er gab Dawud ein Zeichen, und dieser zog sich mit einem Nicken zurück. „Wir werden dieses Gespräch nach meiner Rückkehr fortsetzen“, sagte er zu Belle gewandt. „Darf ich Sie bitten, solange Geduld zu zeigen und im Palast zu bleiben?“
Er formulierte es als Frage, doch es war eindeutig eineAnordnung. Sie spürte die Gefahr in seiner Haltung. Nur eine dünne Oberfläche zivilisierten Benehmens maskierte den unerbittlichen Krieger in ihm, bereit für den Kampf. Was immer dieses harte Funkeln in seinen Augen ausgelöst hatte, sie wollte nichts damit zu tun haben. Sie würde brav in der Sicherheit des Palastes warten. Und wenn er zurückkam, dann konnten sie endlich dieses bizarre Wirrwarr über Brautgeschenke und Verlobungen in Ordnung bringen.
„Natürlich, ich warte.“ Sie sah dem Scheich nach, wie er mit energischen Schritten im Schatten der Kolonnaden verschwand, und ihr Magen zog sich vor Angst zusammen.
Doch dieses Mal galt ihre Angst nicht sich selbst, sondern dem geheimnisvollen Mann, der sie gerettet hatte. Dem Mann, bei dessen Anblick ihr Herz jedes Mal aufgeregt zu pochen begann. Dem Mann, der ihr säuberlich geordnetes Bild von sich selbst als unabhängige, beherrschte Frau mehr und mehr durcheinanderbrachte.
Ihre Angst galt dem Mann, der innerhalb weniger Tage zum wichtigsten Menschen auf der Welt für sie geworden war.
Gegen Abend konnte Belle nicht mehr still sitzen.
Sie war durch die Gärten gewandert, doch die exotischen Blüten hatten sie nur an den sinnlichen Ausdruck ins Rafiqs Augen erinnert. Sie hatte den königlichen Empfangsaal in seiner Kostbarkeit bewundert, aber Rafiqs Lächeln war strahlender als all die Edelsteine, mit denen die Wände geschmückt waren. Mit einem leichten Schauer hatte sie die antike Waffenkammer besucht, dabei war es weniger die gewaltbereite Vergangenheit Q’aroums, die ihr den Schauer über den Rücken jagte, sondern vielmehr Rafiqs Erzählung über seine Vorfahren, die sich ihre Frauen nahmen und sie eroberten. Sie stellte sich Rafiq als Kapitän eines Piratenseglers vor, eine Hand am Ruder, im anderen Armdie geraubte Frau, die er für sich beanspruchte.
Und zu ihrem Unwillen war diese Frau niemand anderes als sie selbst.
Sie versuchte sich zu beruhigen, dass diesen Fantasien eine gewisse Logik innewohnte – seine Geschichte von den plündernden Piratenvorfahren, ihre Entführung, seine Rolle als ihr Retter. Und jetzt auch noch diese Sache mit dem Brautpreis.
Natürlich war sie vernünftig genug, um zu wissen, dass ein Mann wie Rafiq sich niemals auf eine Verlobung mit jemandem wie ihr einlassen würde. Sie war keine Prinzessin, sondern eine moderne Australierin, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten musste. Eine Fremde, dazu weder exotisch noch von außergewöhnlicher Schönheit. Sicherlich erwartete Rafiq diese Eigenschaften von
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