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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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nicht?“
    Sie spürte seinen durchdringenden Blick auf ihrer Haut. „Nein, alles in Ordnung.“ Sie holte tief Luft. „Es ist nur … Niemand konnte mir sagen, wann Sie zurückkommen. Ich … ich habe mir Sorgen gemacht.“ Verlegen senkte sie den Blick und sah das Blut auf seinem Ärmel. „Sie sind verletzt!“
    Rafiq sah auf seine Robe und schüttelte den Kopf. „Nein, ich nicht. Ich habe Verwundete im Krankenhaus besucht.“
    „Die Explosion“, flüsterte sie. „Es kam in den Nachrichten.“
    Er nahm ihre Hand, drückte ihre Finger fest, so als wolle er ihr Trost spenden. Doch sie vermutete, dass er eher nach Trost suchte, auch wenn er es nie zugeben würde. Der Tag musste eine Prüfung für ihn gewesen sein.
    Belle ignorierte die mahnende Stimme, die sie warnte, dass dieser Mann schon viel zu wichtig für sie geworden war. Ihre Erleichterung, ihn wohlbehalten zurück zu wissen, stand in keinem Verhältnis zu der kurzen Zeit, die sie ihn kannte.
    An der Hand zog sie ihn zu dem tiefen Sofa mit den seidenen Kissen. „Sie sehen erschöpft aus.“ So stimmte das nicht. Er wirkte kraftvoll und energiegeladen wie immer, nur seine Augen blickten müde. Kommentarlos ließ er sich von ihr führen und setzte sich.
    „Erzählen Sie mir davon.“ Sie nahm am entgegengesetzten Ende der Couch Platz.
    Rafiq schüttelte den Kopf. „Das ist nichts für Sie.“
    „Warum? Weil ich eine Frau bin?“
    Ein Mundwinkel zuckte, verzog sich zu einem Halblächeln. „Wie empfindlich Sie sind, Belle. Wissen Sie denn nicht, dass die Männer in Q’aroum ihre Frauen beschützen?“
    Bei der Vorstellung, dass er sie beschützte, weil sie die Seine war, durchfuhr sie ein erregendes Prickeln. Völlig absurd! Sie brauchte keinen Mann, der auf sie aufpasste.
    Doch die Hitze, die sich in ihr ausbreitete, strafte diesen Gedanken Lügen.
    Rafiq lehnte sich zurück und beobachtete die emotionalen Regungen, die über ihr Gesicht huschten. Eigentlich sollte er ihre Gesellschaft nicht so sehr genießen. Ein vernünftiger Mann würde ihr eine gute Nacht wünschen und sich verabschieden. Doch er hatte die Sorge in ihren Augen gesehen, die Erleichterung und die Sehnsucht, und er war einfach nicht stark genug, um sich dieses kleine Vergnügen zu versagen.
    „Aber ich bin keine Q’aroumi-Frau“, brachte sie hervor und lächelte. „Ich denke, ich werde es aushalten, wenn Sie mir von Ihrem Tag erzählen.“ Sie hielt inne und senkte die Lider. „Das heißt, falls Sie darüber reden wollen.“
    Nachdenklich betrachtete Rafiq ihr gesenktes Haupt. Was mochte in diesem hübschen Kopf wohl vorgehen? Belle war vieles, doch bestimmt nicht schüchtern. „Ein Bombenanschlag in Shaq’ara hat mehrere Menschen verletzt, manche schwer. Zum Glück ist niemand ums Leben gekommen.“
    Als sie den Kopf hob, traf der Blick aus den azurblauen Augen ihn mit voller Wucht. Inzwischen sollte er daran gewöhnt sein, dennoch raubte es ihm für einen Sekundenbruchteil den Atem. Und in diesem kurzen Augenblick fragte er sich, wie es wohl sein musste, wenn Belle mehr tat als ihn nur anschauen.
    „Ein Selbstmordattentäter?“
    Rafiq schüttelte den Kopf. „So starke Überzeugungen besitzen diese Leute nicht. Sie nennen sich Fundamentalisten und kämpfen angeblich für die Rückkehr zu den alten Werten, doch in Wahrheit sind es Kriminelle, die nach Machtstreben.“ Sein Cousin Selim wollte die Demokratie abschaffen und sich zum Alleinherrscher erklären. Selim würde das Land unweigerlich ausbluten lassen und zugrunde richten. Er musste aufgehalten werden, mit allen Mitteln. Der Frieden und die Zukunft des Landes standen auf dem Spiel.
    „Wer war der alte Mann, mit dem Sie sich getroffen haben?“, unterbrach Belle seine Gedanken.
    Rafiq lehnte sich vor und richtete den forschenden Blick auf ihr schönes Gesicht. Das Haar hatte sie hinter die Ohren gesteckt, im Schein der Lampe schimmerte es wie Gold. Ihre blauen Augen funkelten wie Edelsteine. Doch es war ihr Mund, der seinen Blick anzog. Volle, sinnliche Lippen, Lippen, die ungezählte Versprechen für einen Mann bereithielten.
    Und ganz plötzlich schwand die Unsicherheit, die ihn seit Tagen quälte. Ein Gewicht wurde von seinen Schultern genommen, als die ungewohnten Zweifel sich auflösten. Der Weg, der vor ihm lag, war so klar, so einfach! Ihm blieb nur eine Wahl, wenn er sein Volk schützen wollte. Und als Scheich würde er diesen Weg beschreiten.
    „Die Terroristen behaupten, die Ältesten stünden hinter

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