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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Beratern über die Forderung. „Aufgrund des Zyklons gelang es uns leider nicht, die Nachricht über Ihre Rettung rechtzeitig aufs Festland zu schicken, um die Zahlung zurückzuhalten.“
    „Das Geld wurde also bezahlt“, setzte sie langsam an. „Nun, wie viel schulden wir Ihnen?“
    Rafiq glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Sie redete, als würde sie das Geld für ihre Rettung irgendwie auftreiben und zurückzahlen. „Sie missverstehen“, meinte er knapp. Die Andeutung, er würde Geld verlangen für etwas, das er als seine Pflicht erachtete, ließ ihn mit den Zähnen mahlen. Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Es wurde kein Geld gezahlt“, sagte er schließlich, „sondern das Pfauenauge.“
    Belle runzelte die Stirn. „Ich habe davon gehört. Es handelt sich dabei um ein Schmuckstück, nicht wahr?“
    Er nickte nun. Das Pfauenauge war ein Schmuckstück,so wie das Taj Mahal ein Grabmal war. Belle Winters war offensichtlich nicht wie andere Besucher, für die ihre Reise nach Q’aroum ohne eine Besichtigung der Kronjuwelen nicht komplett war. Das Pfauenauge war das Kernstück der Sammlung, ein schweres Collier aus massivem Gold, mit unzähligen Edelsteinen besetzt und von unschätzbarem Wert. Doch die historische Bedeutung für Q’aroum war wesentlich wichtiger.
    „Wenn Sie es so nennen wollen“, bestätigte er trocken. „Das Pfauenauge steht in unserem Land jedoch viel mehr als einzigartiges Symbol. Seit Generationen wird es vom jeweiligen Scheich der von ihm erwählten Frau geschenkt. Nach den Sitten unseres Landes habe ich, da ich das Collier der königlichen Sammlung entnommen habe, den Brautpreis bezahlt. Was bedeutet, dass Sie, Belle, nun offiziell als meine Verlobte gelten.“

5. KAPITEL
    Brautpreis. Verlobte.
    Sprachlos saß Belle da. Als Rafiq von den rauen Umgangsformen seiner Vorfahren sprach, hatte noch ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen gelegen. Jetzt lachte er nicht mehr. Falten hatten sich tief um seinen Mund eingegraben, die Lippen waren fest zusammengepresst.
    Belles Magen zog sich zusammen. Die Braut dieses Mannes! Unmöglich! Lächerlich!
    Doch Rafiq lachte nicht.
    Eine eisige Hand griff nach ihr, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Aus dem Nichts tauchten Bilder vor ihr auf: Sie und Rafiq zusammen. Eng umschlungen. Intim.
    Das Blut schoss ihr in die Wangen, sie wischte die jäh feuchten Handflächen an der Hose ab. Dieser Mann jagte ihr Angst ein. Nicht, weil er Herrscher eines Landes von unermesslichem Reichtum war, sondern es war seine Aura von Macht, Sex-Appeal und eisern zurückgehaltener Leidenschaft, die sie beunruhigte. Er hatte sich bereits in ihre Träume gedrängt, und jetzt redete er von ihrem Leben.
    „Man hält uns also für verlobt?“ Ihre Stimme klang wie ein Krächzen.
    „So besagen es unsere Sitten. Unter normalen Umständen verbleibt das Pfauenauge im Besitz der Braut und wird schließlich an die nächste Generation weitergegeben. Sowar es schon immer.“
    „Mit ‚immer‘ meinen Sie …?“
    Er zuckte scheinbar unbeteiligt die Schultern. „So genau weiß das niemand. Historiker konnten den Brauch bis ins sechzehnte Jahrhundert zurückverfolgen.“
    Rafiq brauchte ihr nicht zu erklären, was das bedeutete, über mittelalterliche Schätze wusste sie genug. Wusste, welche Ehrfurcht solchen Schätzen entgegengebracht wurde und dass man ihnen auch heute noch sehr oft eine mystische Wichtigkeit zusprach. Q’aroum, trotz all des modernen Fortschritts, bildete da bestimmt keine Ausnahme. Belle wurde schlagartig klar, welcher Preis für ihr Leben gezahlt worden war.
    Mit übermenschlicher Anstrengung zwang sie sich, ruhig zu bleiben. „Aber man wird doch einsehen, dass die Umstände hier völlig andere sind. Schließlich war da ja auch noch Duncan. Sie haben für unser beider Leben bezahlt.“
    „Das stimmt. Dennoch dürfen Sie nicht unterschätzen, welche Wichtigkeit unser Volk dieser Sitte beimisst. Sie haben die moderne Infrastruktur unserer Hauptstadt gesehen, wir investieren in Ausbildung und Fortschritt. Und doch lassen sich alte Traditionen nicht leicht ablegen. Unser Volk liebt sein königliches Herrscherhaus, den Prunk und Pomp, der damit zusammenhängt. Aus diesem Grund halte ich auch die Position des Staatsoberhaupts, obwohl wir ein demokratisch gewähltes Parlament haben.“ Er nippte an seinem Kaffee und fuhr mit ernster Miene fort: „Die Umstände sind unerheblich. Für mein Volk ist es eine ganz einfache Gleichung – ich habe

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