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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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was er wollte, ohne auf Gefahren oder Risiken zu achten. Ein erregender Schauer durchfuhr sie, als sie ihn sich nun am Ruder eines Schiffes vorstellte.
    Sie schluckte hart. „Also wurden sie durch Plündern reich?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Sie hatte gewusst, dass Q’aroum in alten Zeiten Piraten beherbergt hatte, nur nicht, dass die Seeräuber königlichen Geblüts gewesen waren.
    Rafiq nickte. „Ja, und sie haben Reichtum und Prunk genossen. Der Pfau ist zugleich eine Art Familiensymbol.“ Er nahm ihren Ellbogen und führte sie durch die Kolonnaden.
    Belle bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten und ihren Atem zu kontrollieren, denn plötzlich schienen ihre Lungen den Dienst zu versagen. Hitze strahlte von seiner Berührung aus, schien sie zu verbrennen. Genau wie gestern Nacht in ihrem Traum, als sie sich beide in der Glut verlorenhatten. „Der Vogel ist unbeschreiblich schön“, sagte sie, verzweifelt, ein Thema zu finden, das sie ablenken würde. Sie war froh, als er sie zu einem Tisch im Schatten der Kolonnaden führte, sodass sie sich setzen konnte.
    „Der Pfau ist eines von zwei Motiven, die Sie überall im Palast finden werden.“ Er nahm ihr gegenüber Platz. „Dann gibt es da noch den Falken, dem man Kraft und Schnelligkeit nachsagt, der perfekte Jäger. Zu weniger zivilisierten Zeiten wurden diese Eigenschaften bei den Männern meiner Familie in hohen Ehren gehalten. Der Pfau dagegen symbolisiert die unvergleichliche Schönheit der Frauen. Dieser Teil des Palastes beherbergte einst den Harem, daher das große Mosaik – ein Kompliment an die Frauen der Scheichs.“
    Belles Augen weiteten sich. Sie hatte die Nacht also in einem Harem verbracht. In seinem Harem!
    Zwei Dienerinnen trugen Gebäck, Obst und Kaffee auf. Rafiq ließ Belle jedoch für keine Sekunde aus den Augen.
    Sie war ein Problem, nicht nur wegen der politischen Komplikationen, die ihre Anwesenheit hier bedeutete. Sie stand im Zentrum von Machenschaften, die die Zukunft seines Landes bedrohten. Und doch war das nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb er die halbe Nacht wach gelegen und an sie gedacht hatte. Sie selbst war es, die ihn aufwühlte – eine kompetente, mutige, verführerische Frau.
    Vorhin hatte sie kurz geschwankt. Ihre Schwäche beunruhigte ihn, vor allem, da er ihre klaglose Ausdauer auf der kleinen Insel hatte erfahren können.
    Vielleicht sollte er einen Arzt rufen.
    Rafiq musterte ihr erhitztes Gesicht, bemerkte, wie sie seinem Blick auswich. Sie atmete flach und schnell, ihre Brust hob und senkte sich und lenkte seine Gedanken in eine ganz andere Richtung.
    Vielleicht brauchte sie etwas anderes als einen Arzt. Ererinnerte sich an den Ausdruck in ihren Augen gestern Abend. An den Schauer, der sie durchlief, als er sie berührt hatte. Und etwas – Befriedigung – rührte sich in ihm.
    Möglicherweise war sie ja gar nicht krank.
    Er schenkte Kaffee für sie beide ein, stark und aromatisch, hielt seine Neugier eisern unter Kontrolle und zeigte auf die Servierplatten. „Bitte, bedienen Sie sich. Zudem haben meine Vorfahren es als ihr Recht angesehen, nicht nur Gold und Edelsteine anzuhäufen“, fuhr er fort, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. Jetzt endlich wagte sie es, den Blick zu heben und ihn anzusehen. „Natürlich eigneten sie sich Geld, Waffen und Schiffe an, aber die al Akhtars hatten schon immer ein Auge für das Auserlesene, bei allem.“ Er beobachtete sie, wie sie Gebäck auswählte. Die Sonne fiel auf ihr Haar und ließ es wie pures Gold aufleuchten. Ihre Augen schimmerten wie die königlichen Saphire. Und ihre Lippen …
    Mit aller Macht erfasste ihn plötzlich der Wunsch, diese Lippen, kühl und weich, auf seiner brennenden Haut zu spüren.
    „Sie wussten Schönheit zu schätzen.“ Er senkte die Stimme. „Sie waren bekannt für die Wahl ihrer Frauen. Sie hatten auch keine Skrupel, eine schöne Frau von einem Schiff zu entführen. Sie sahen es als ihr gottgegebenes Recht an.“ Er lehnte sich vor, um sich eine Frucht aus der Schale zu nehmen. Auf Belles Miene konnte er eine Mischung aus Empörung und Faszination erkennen. Es blitzte vorwurfsvoll aus den blauen Augen.
    „Kidnapping und Plündern! Kein Wunder, dass Ihrer Familie ein gewisser ruchloser Ruf anhaftet.“
    „Nach heutigen Standards würde man das wohl als barbarisch betrachten, doch noch vor zwei Generationen sah das ganz anders aus. Und oft war es gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Meine Urgroßmutter

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