Tausendundeine Nacht mit dir
viel mehr.
Warum hatte es sie so schockiert, zu erfahren, dass er sie begehrte? Warum konnte sie diese Ehe nicht genießen, solange sie andauerte?
Weil sie Angst hatte, einen Teil von sich zurücklassen zu müssen, wenn sie es tat.
Ihr Herz.
Denn wenn sie ihn noch näher an sich heranließ, lief sie Gefahr, ihr Herz zu verlieren.
„Du bist wach, Belle?“
Seine tiefe Stimme an ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken. Abrupt drehte sie den Kopf und sah ihm in die Augen, sah dort etwas, das sie nicht zu deuten wusste. Hastig rückte sie von ihm ab.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht so einengen.“
„Schh …“ Er legte ihr leicht die Hand auf den Mund. „Kein Grund, sich zu entschuldigen.“ Seine Finger glitten zärtlich über ihren Hals. „Es gefällt mir, dich im Schlaf so nahe bei mir zu spüren. Doch da wir nun wach sind, sollten wir uns fertig machen.“ Damit drehte er sich um und schwang die Beine aus dem Bett.
Belle sah ihm nach, wie er, völlig unbekümmert trotz seiner Nacktheit, durch das große Zimmer zum Bad ging. Die Morgensonne fiel auf seinen muskulösen Rücken. Automatisch glitt Belles Blick zu seinem festen Hinterteil, und plötzlich fühlte sie sich schuldig, ihn so gierig zu mustern.
„Fertig machen wozu?“, fragte sie belegt.
In der Tür zum Bad verharrte er und sah über die Schulter zurück. Selbst auf die Distanz hin löste der Ausdruck in seinen Augen Argwohn bei ihr aus.
„Für unsere Hochzeitsreise, natürlich.“
9. KAPITEL
„Bist du sicher?“ Belles Stimme bebte, als sie zweifelnd zu Rafiq sah.
„Absolut.“ Er lächelte strahlend. „Du hast doch nicht etwa Angst?“
„Nein, natürlich nicht.“ Und doch hatte sie das Gefühl, gleich einen schrecklichen Narren aus sich zu machen. Und wenn er sie so herausfordernd angrinste, während Sonnenpünktchen in seinen Augen tanzten, dann konnte sie nicht richtig atmen, geschweige denn ein Surfboard lenken. Diese Bretter schienen ein unzähmbares Eigenleben zu haben.
„Soll ich dir helfen und mit dir aufsteigen?“, bot er vielsagend an, doch seine Miene blieb völlig ausdruckslos. „Ich könnte hinter dir stehen und es lenken.“
„Nein, danke.“ Belle schüttelte wild den Kopf. Dann würde er von hinten die Arme um sie schlingen, und ihre Körper würden sich der Länge nach berühren. Wie gestern, als er sie in das Bogenschießen eingewiesen hatte.
Bei der Erinnerung schloss sie die Augen. Nur mit äußerster Anstrengung war es ihr gelungen, sich nicht aus seinen Armen zu winden. Sein warmer Atem hatte ihre Wange gestreichelt, als er ihr Anweisungen ins Ohr flüsterte. Und ihn an ihrem Rücken zu spüren, während seine Finger auf ihren lagen, um ihre Hände zu führen, hatte ihre Knie weich werden lassen.
Auf einem Surfboard wäre der Körperkontakt noch intensiver. Sie müssten sich wie eine Einheit bewegen. Allein der Gedanke trieb ihr das Blut in die Wangen.
„Belle, pass auf!“
Doch zu spät. Eine Welle kam auf sie zu, schwappte hart an das Board. Vergebens versuchte Belle das Gleichgewicht zu halten. Sie kippte nach hinten und fiel lachend ins Wasser. Das war jetzt der fünfte misslungene Versuch. Offenbar hatte sie nicht das geringste Talent fürs Surfen.
Doch das Lachen verging ihr, als starke Arme sie packten und aus dem Wasser hoben.
„Du kannst mich jetzt wieder loslassen.“ Nur langsam öffnete sie die Lider und sah direkt in sein Gesicht. In seinen grünen Augen brannte ein Feuer, und das Lächeln schwand von seinen Lippen. Spannung pulste zwischen ihnen, eine stumme Kommunikation, die Belle lieber zu ignorieren gedachte, auch wenn ihre Hände auf seinen Schultern lagen.
„Selbstverständlich.“ Mit einem Nicken gab er sie frei und griff nach dem Brett. Belle atmete tief durch und stellte die Füße auf den sandigen Meeresboden.
Nichts ist passiert, beruhigte sie sich. Nur dieses Gefühl in ihrem Innern, wenn er sie so ansah … So als würde niemand sonst auf der Welt für ihn existieren.
„Hast du genug? Sollen wir an den Strand zurückkehren?“ Keine Regung war auf seinem Gesicht zu erkennen, aber Belle wusste, auch er hatte diesen Stromschlag gespürt. In der letzten Woche hatte Belle einiges über ihren Ehemann lernen können. Zum Beispiel, dass er es meisterhaft verstand, das, was ihm im Kopf umherging, hinter einer völlig ausdruckslosen Miene zu verstecken. Zu ihrer eigenen Beruhigung sagte sie sich, dass es sie überhaupt nichts anging, welche Dinge ihn tatsächlich
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