Tausendundeine Nacht mit dir
mehr schwinden.
Wie sollte sie Abstand halten können, wenn er ein so charmanter Gesellschafter war? Er hatte ihr sogar erste Übungsstunden in Arabisch gegeben, damit sie sich sicherer fühlen sollte. Das Problem war nur, sie starrte dann immer fasziniert auf seinen Mund und lauschte auf die Silben, die wie süßer Honig über seine Lippen flossen, sodass sie nicht ein Wort behielt. Er musste sie für völlig unbegabt halten!
Sie waren an Land angekommen, und Rafiq verstaute das Surfbrett in der kleinen Bootshütte. Belle wandte den Blick auf das Wasser hinaus, auf dem sich die Nachmittagssonne spiegelte, um ihre Sinne nicht noch weiter durch das faszinierende Muskelspiel seiner geschmeidigen Bewegungen aufzureizen.
„Fehlt dir deine Arbeit?“ Er war hinter sie getreten, ohne dass sie es bemerkt hatte, seine tiefe Stimme erklang direkt neben ihrem Ohr. „Wärst du jetzt lieber mit deinem Tauchboot irgendwo da draußen?“
Aus seinen Worten hörte sie heraus, dass er diese Frage nicht nur stellte, um Konversation zu machen. „Nein, ganz und gar nicht.“ Erstaunlich, aber es entsprach der Wahrheit. Mit Ehrgeiz und Hingabe hatte sie an ihrer Karriere gearbeitet, hatte praktisch keine Zeit für Urlaub gehabt. Doch diese Zeit mit Rafiq war etwas Besonderes, trotz all der Schwierigkeiten. Trotz der Anspannung, die sie jedes Mal lähmte, wenn er sich abends neben sie ins Bett legte, oder wenn sie den durchdringenden Blick erhaschte, mit dem er sie beobachtete. Diese Woche war angefüllt gewesen mit ungetrübter Unbeschwertheit, war erholsam, das perfekte Gegenmittel für den Stress, den sie ausgestanden hatte. Rafiq respektierte ihren Wunsch und hatte sich ihr nicht genähert oder aufgezwungen. Mehr noch, er hatte sichergestellt, dass sie eine vortreffliche Erfahrung nach der anderen machte. Nie zuvor hatte sie sich so geschätzt gefühlt.
Impulsiv drehte sie sich zu ihm. „Danke, Rafiq. Ich kann mich nicht erinnern, je so viel Spaß gehabt zu haben. Es sind wunderbare Ferien.“
Seine Mundwinkel verzogen sich langsam zu einem zärtlichen Lächeln, das ein Flattern in ihrem Magen auslöste. „Es ist mir ein Vergnügen, Belle. Schließlich sollten Flitterwochen immer unvergesslich bleiben.“
Sie öffnete den Mund, wollte widersprechen, dass das hier gar keine richtigen Flitterwochen waren, doch wozu?
„Und es freut mich zu hören, dass du deinem alten Handelsschiff im Moment nicht nachtrauerst.“ Er nahm ein flauschiges Badelaken auf und legte es ihr sanft über die Schultern. „Wenn wir in die Hauptstadt zurückkehren, würde ich dieses Wrack gerne zusammen mit dir besichtigen. Auch um zu sehen, welche Fortschritte das Forschungsteam macht.“
Belle neigte den Kopf leicht zur Seite und blickte ihn abschätzend an. „Du bist daran interessiert?“ Die meisten Leute hielten Meeresarchäologie für langweilig, es sei denn, es handelte sich um einen versunkenen Schatz. Altertümliche Tonscherben und verrostete Anker erregten nur selten das Interesse der Allgemeinheit.
„Natürlich interessiert es mich. Es gehört zu unserer Geschichte. Und zudem ist es dir wichtig, Belle. Daher ist es nur verständlich, wenn ich es mir ansehen möchte.“
Weil ich dein Mann bin. Zwar sagte er die Worte nicht, aber Belle spürte den unausgesprochenen Sinn in der Luft hängen.
„Wie lange dauert es noch, bis das neue Expeditionsmitglied ankommt?“ Er nahm ein Handtuch und trocknete sich ab. „Ich möchte nicht, dass du allein tauchst.“
„Ich tauche nie allein.“ Belle stand vor Erstaunen der Mund offen, als ihr die Bedeutung klar wurde. „Du hast nichts dagegen einzuwenden, dass ich wieder an meine Arbeit zurückkehre?“
Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte er sich zu ihr um. „Du bist Meeresarchäologin, noch dazu eine äußerst engagierte. Wieso sollte ich etwas dagegen haben?“
„Aber ich dachte, als deine … deine Frau …“ Das Wort kam ihr nur stockend über die Lippen.
„Was? Dass ich im Mittelalter stehen geblieben bin und an der traditionellen Rolle der Frau festhalte?“ Er schien zu überlegen und lächelte nachdenklich. „Das wäre vielleicht eine Überlegung wert. Du lebst im abgeschlossenen Harem und hast keinen Kontakt mit anderen Männern, nur mit mir. Erwartest mit Spannung meine Ankunft und harrst der Freuden, die ich dir schenken werde.“
Jäh schoss ihr das Blut in die Wangen, als sie das vergnügte Funkeln in seinen Augen sah. Es sollte ein Scherz sein, doch etwas an dieser
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