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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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so schnell, wie es gekommen war. Wahrscheinlichhatte sie sich das nur eingebildet.
    „Mir geht es gut, Belle. Gut genug, um meine Frau zu tragen.“
    Seine Frau. Es war gerade so, als müsse er sich immer wieder an seine Pflicht erinnern.
    Belle biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab, hin zu dem offenen Wagenschlag und dem diensteifrig daneben wartenden Chauffeur.
    Sie spürte, wie Rafiqs Brust sich dehnte, als er tief Luft holte, fühlte, wie sein Griff fester wurde. Dann setzte er sie behutsam in den Wagenfond. Sie rutschte so weit wie möglich nach außen, als er sich neben sie setzte. Seltsam, sie hatte fast vergessen, wie seine vibrierende Präsenz einen Raum füllte.
    Die Fahrt hätte nicht länger als fünfzehn Minuten dauern dürfen, doch der Straßenrand war gesäumt mit Menschen. Der Chauffeur fuhr nur mit Schrittgeschwindigkeit.
    „Meinst du, du bringst ein Lächeln zustande?“, murmelte Rafiq und hob grüßend die Hand für die winkende und jubelnde Menschenmenge. „Diese Leute stehen hier seit Stunden, nur um einen Blick auf dich werfen zu können.“
    „Auf mich?“ Verblüfft starrte sie ihn an.
    „Natürlich.“ Er drehte sich zu ihr um, sein Blick versengte sie bis ins Mark. „Du bist eine Nationalheldin, Belle. Die Retterin des fürstlichen Regenten. Jeder in Q’aroum, Mann, Frau und Kind, kennt die Geschichte der schönen jungen Braut des Scheichs, die sich schützend vor ihren Mann wirft, um die Kugel des Mörders abzufangen und das Leben ihres Mannes zu retten.“
    Belle konnte nicht sagen, warum seine Stimme so scharf klang. Und das, was da hinter seinen angestrengt kontrollierten Zügen tobte, wusste sie auch nicht zu deuten. Sie wusste nur, dass es sie erzittern ließ.
    „So ein Unsinn“, tat sie ab.
    „Es ist die Wahrheit.“ Seine tiefe Stimme löste eine unerwünschte weibliche Reaktion in ihr aus. „Du hast mir das Leben gerettet, und es hätte dich das deine kosten können.“
    Sein Blick hielt sie gefangen. Sie fühlte seine Kraft, die Macht seiner Persönlichkeit und die Intensität seiner Emotionen, die er so achtsam im Zaum hielt.
    „Dieser Akt höchst törichter Tapferkeit hat selbst die strengsten Traditionalisten im Land überzeugt, dass ich mit der Wahl meiner Frau eine äußerst kluge Entscheidung getroffen habe.“
    Sie hatte die Luft angehalten, während er sprach. Jetzt ließ sie sie leise aus den Lungen entweichen. Die Hoffnung, er würde sagen, dass er froh war, sie geheiratet zu haben, aus rein persönlichen Gründen, zerplatzte wie eine Seifenblase. Die Enttäuschung schnitt scharf wie eine Klinge durch ihre Brust.
    Naive alberne Närrin.
    Belle drehte sich zum Fenster und winkte der jubelnden Menge zu, die sich auf der Straße drängte. Doch zu lächeln … dazu fehlte ihr die Kraft.
    Rafiq musterte Belle aus den Augenwinkeln und fragte sich, ob er wirklich das Richtige getan hatte, sie heute schon aus der Klinik nach Hause zu holen. Die Ärzte hatten ihn gewarnt, dass Belle noch immer unter Schock stand, auch wenn die Schussverletzung gut verheilte. Der behandelnde Arzt hatte ihm geraten, noch zu warten, doch Rafiq wollte sich nicht von seinem Entschluss abbringen lassen. Sie sollte nach Hause kommen, jetzt, da ihr gesundheitlicher Zustand stabil war. Im Palast stand mehr als genügend Personal zur Verfügung, um sie rund um die Uhr zu versorgen.
    Er unterdrückte das Gefühl von Übelkeit, das ihn überkam,verdrängte das Bild, das ihn seit Tagen verfolgte und quälte. Das Bild von Belle, bewusstlos in seinen Armen. Das Blut, das aus ihrer Wunde sickerte. Er, völlig hilflos, wie er sie verzweifelt anschrie, am Leben zu bleiben, ihn nicht zu verlassen …
    Wieder griff die eiskalte Hand nach seinem Herzen, wenn er daran dachte, dass er sie fast verloren hätte. Und nur wegen seines egoistischen Plans, sie für sich zu gewinnen. Weil er sie dazu hatte bringen wollen, ihm genug zu vertrauen, um wirklich seine Frau zu werden. Wie hatte er nur so dumm sein und ein solches Risiko eingehen können, wenn Selim noch auf freiem Fuß war?
    Seine Sicherheitsberater hatten ihm versichert, ein Ausflug zu der Oase sei ungefährlich, doch er hätte es besser wissen müssen. Er hätte mit Belle in dem Strandhaus bleiben sollen, bis alles vorbei war. Stattdessen hatte er versagt, genau in dem Augenblick, als sie ihn am meisten brauchte.
    Nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so nutzlos, so wertlos gefühlt. Dass sie etwas so unverzeihlich Lächerliches getan

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