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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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hatte wie sich vor ihn zu werfen und ihr Leben für seines zu geben, erfüllte ihn mit einem überwältigenden Schuldgefühl.
    Er war ihrer nicht wert.
    Er allein trug die Schuld, dass sie verletzt worden war. Dass sie jetzt unter Schock stand und diese unpersönliche Distanz zu ihm hielt. Sie hatte ein Trauma nach dem anderen durchleben müssen. Und alles seinetwegen.
    Ob er die Kraft aufbringen würde, sie gehen zu lassen? Ihr ihre Freiheit zurückzugeben, nach der sie sich so offensichtlich verzehrte? Sie hatte es wahrlich verdient.
    Als der Wagen endlich vor dem Palast vorfuhr, strömte die gesamte Dienerschaft aus dem großen Portal. Einer der Lakaien schob einen Rollstuhl heran, doch Rafiq warschneller. Er stieg aus und hob Belle auf seine Arme. Denn da gehörte sie hin. Sie war so weich und warm. Und erschreckend zerbrechlich. Darauf achtend, ihren Arm in der Schlinge nicht zu berühren, presste er sie an sich und atmete tief den frischen Duft ihrer Haut ein. Es war ein so gutes Gefühl, sie zu halten, ein so richtiges Gefühl. Solange es ihm gelang, die Fragen in dem kühlen Blick zu ignorieren, nicht auf die Verspannung zu achten, die ihr Körper ausstrahlte und ihm damit signalisierte, dass sie überall lieber wäre als in seinen Armen.
    Er trat über die Schwelle des großen Eingangs. In der Halle wartete Dawud auf sie, ein unverkennbares Lederetui in der Hand.
    „Madam.“ Er verbeugte sich vor Belle. „Ich bin erfreut, Sie in Ihrem Heim begrüßen zu dürfen.“
    „Danke, Dawud.“ Ihre Stimme klang ein wenig schrill, aber ansonsten verhielt sie sich völlig ruhig. Rafiqs Meinung nach viel zu ruhig, unter den gegebenen Umständen.
    „Meine Frau ist erschöpft von der Fahrt, Dawud“, sagte er brüsk und deutete mit dem Kopf auf das Etui. „Darum kümmern wir uns, wenn sie sich ausgeruht hat.“
    „Ich bin nicht erschöpft“, widersprach Belle in dieser angespannten hohen Stimme, die so gar nicht ihrem sonstigen warmen Ton entsprach. „Was ist in dem Kästchen?“
    „Das kann warten“, murmelte Rafiq und hielt auf den Korridor zu.
    „Dawud? Worum geht es hier?“ Belle ließ nicht locker.
    „Es dreht sich um eine Tradition, Hoheit.“ Dawud folgte ihnen. „Wenn der Scheich heiratet, dann ist es üblich, dass er sich seinem Volk zeigt und seine ihm angetraute Ehefrau dabei das …“
    „Das Pfauenauge trägt“, vollendete Belle den angefangenen Satz. Sie sah Rafiq direkt in die Augen. „Man hat es also zurückgeholt?“
    Er wünschte, er könnte auch nur einen Funken von Aufregung oder Freude in ihrem Gesicht entdecken bei der Aussicht, ein solch wertvolles Juwel ihr Eigen zu nennen. Doch da war nichts, nur kühle Teilnahmslosigkeit.
    Er nickte. „Es wurde gestern gefunden.“
    „Na, dann sollte ich es wohl auch tragen.“ Nicht die geringste Begeisterung war ihr anzumerken. „Wir wollen doch nicht mit der Tradition brechen, nicht wahr? Schließlich ist es deine Pflicht.“
    Rafiq runzelte die Stirn. Hörte er da etwa Sarkasmus aus ihren Worten heraus? Doch ihre Miene blieb völlig ausdruckslos. Was gäbe er nicht dafür, die echte Belle in seinen Armen zu halten – mutig, voller Leidenschaft … lebendig.
    „Nun gut.“ Er drehte sich um und schlug die Richtung zum Thronsaal ein. „Dann bringen wir es hinter uns. Komm, Dawud.“
    Belle starrte atemlos auf das Collier. Jeder wäre völlig hingerissen davon gewesen, denn das Schmuckstück war von überwältigender Schönheit. Der Wert der Edelsteine hätte zahllose Geiseln freikaufen können, das Gold war massiv und schwer, und die meisterhafte Goldschmiedearbeit übertraf alles je Dagewesene.
    Und Rafiq hatte dieses unschätzbare Stück für sie bezahlt? Kaum zu glauben. Doch dann korrigierte sie sich. Er hatte es nicht für sie gezahlt, sondern um sein Reich vor internationalen Verwicklungen zu bewahren.
    Ihr Blick wanderte von dem kostbaren Collier auf dem schwarzen Samtkissen zu Rafiq. Er trug noch immer diese undurchdringliche Maske zur Schau, unmöglich zu erraten, was er dachte.
    Dennoch … die Größe seiner Geste machte sie sprachlos. Wie viele Menschen hätten einen solchen Schatz hergegeben, um das Leben zweier Fremder zu retten?
    „Du kannst dich jetzt zurückziehen, Dawud“, wies Rafiq den getreuen Diener an. „Sage dem Hofmeister Bescheid, dass er uns ankündigen soll. Wir werden gleich herauskommen. Aber nicht lange, meine Frau braucht Ruhe.“
    „Das werden die Menschen verstehen, Hoheit.“ Nach einer tiefen

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