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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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von Funksignalen. Wie beim Radar oder dem Rundfunk oder wie in diesem Fall mit der Fernsteuerung. Ein Klick hierauf und ich öffne von weitem meine Autotüren. Dank der Hochfrequenzelektronik. Man bedient sich ihrer in der Mikrowellentechnik oder auf dem Gebiet der Navigation. Du musst dir das so vorstellen ...“
    Er konnte nicht weiterreden, denn unser Essen wurde serviert. Bloß gut, die ausladende Geste seiner Arme sagte mir, dass Florians Erläuterungen ausgeufert wären und so detailliert wollte ich es gar nicht wissen.
    „Wo in Bayern arbeitest du denn genau?“
    Er machte sich nicht die Mühe, seinen Happen hinunter zu schlucken, er legte das Häppchen in die linke Wangentasche ab und antwortete: „In Regensburg. Warst du schon einmal da? Es ist eine unglaublich schöne Stadt.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Magst du noch etwas von meiner Ente?“, fragte er.
    Weil ich nickte, schob er mir einen Happen von seiner Gabel in den Mund. Das störte mich nicht. Sonst war ich in solchen Dingen sehr penibel. Ich konnte es nicht leiden, wenn jemand aus meinem Glas trank oder mit seiner Gabel in meinem Essen herumstocherte. Mir fiel ein, dass ich einmal meine Zahnbürste weggeschmissen hatte, weil sich Georg damit aus Versehen die Zähne geputzt hatte. Ich nahm den Bissen von seiner Gabel, die er kurz zuvor noch im Mund gehabt hatte. Könnte ich mir mit seiner Zahnbürste die Zähne putzen? Ich vermutete, ich könnte es. Und wenn es so wäre, dann könnte ich gemeinsam mit ihm die Welt aus den Angeln reißen.
    Florian himmelte mich an: „Was meinst du, wollen wir deinen Geburtstag nur zu zweit feiern? Wir fahren irgendwo hin, komm wir suchen uns ein Reisebüro.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Dazu fehlt mir das nötige Kleingeld. Außerdem bekomme ich so kurzfristig keinen Urlaub.“
    „Nur übers Wochenende. Paris oder London, es wäre mein Geburtstagsgeschenk. Überlege es dir.“
     
    Wir fuhren nach Hause. Im Briefkasten lag ein Brief von Dietrich. Wahrscheinlich hatte er mir wieder eine CD geschickt, es fühlte sich so an. Ich nahm den Brief und steckte ihn rasch in meine Handtasche, Florian sollte ihn nicht sehen.
    „Wo steckst du, Jule? Dein Handy klingelt.“
    „Im Bad“, rief ich zurück „gehst du bitte ran? Es ist in meiner Handtasche.“
    Florian saß auf dem Küchenstuhl und schmollte.
    „Wer hatte denn angerufen?“
    „Keine Ahnung, bis ich dein Handy gefunden hatte, war der Anrufer weg. Vielleicht war es ja dieses Telefonsexmonster.“
    „Du hast den Brief gefunden, stimmt’s?“
    Florian nickte. „Ich denke, er gehört der Vergangenheit an. Wieso schreibt er dir also noch Briefe?“
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und war im Begriff, auf Florian loszugehen. Doch dann erinnerte ich mich an meine Verletztheit, die ich durch Dietrich erfahren hatte. Ich schlang meine Arme um Florians Nacken und küsste ihn auf die Stirn. „Ich weiß nicht, warum er mir diesen Brief schickte. Gleich morgen werde ich eine neue Telefonnummer beantragen und diesen Brief schicke ich mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt verzogen“ zurück. Und nun lass uns überlegen, wie mein Geburtstag verlaufen soll.“
    Ich entschied, den Geburtstag in zwei Etappen zu feiern. Florian versprach, mich bei der Vorbereitung tatkräftig zu unterstützen. Meine Familie lud ich für den Freitagabend ein, denn Stefan hatte am Samstag Spätdienst. So beschlossen wir, in meinen Geburtstag hinein zu feiern. Meine Freundinnen sollten am Samstag kommen.
    „Und wann stelle ich dich meiner Familie vor?“, fragte Florian.
    Ich zuckte mit den Schultern: „Hat das nicht noch ein bisschen Zeit?“
    Ich sollte eine neue Seite an Florian entdecken. Er schaute auf die Uhr und murmelte, dass es noch gehen würde. Und, ohne mich zu fragen, rief er seine Mutter und seinen Bruder an und teilte ihnen mit, dass er ihnen gern jemanden Liebes vorstellen möchte. Heute noch und dass er gleich fünf Plätze beim Griechen reservieren wird. Ich fühlte mich überrollt.
    „Du, ich gehe heute nirgendwo mehr hin. Ich bin hundemüde, sehe grässlich aus und gegessen habe ich auch schon reichlich. Bist du immer so spontan? Machen immer alle Leute das, was du für richtig hältst?“
    Nach einem kurzen Auflachen folgte ein überzeugtes „Ja“.
    Kurze Zeit später saßen wir beim Griechen. Seine Mutter lächelte mich an. Ich erwiderte es brav. Sein Bruder hingegen unterzog mich einer eingehenden Prüfung. Ich wurde unsicher und zupfte ständig an

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