Taxi 503 (German Edition)
Bad war. Sie wartete aufgeregt, dass sie hinauskam, und passte sie ab.
„Abby“, lächelte sie ihr müde zu.
„Ma, ich muss dich dringend sprechen. Hast du Zeit?“
„Nach einem Kaffee“, nuschelte Eva.
„Kaffee hab’ ich fertig“, Abby legte einen Arm um die Schulter ihrer Mutter und führte sie in die Küche. Sanft drückte sie sie auf einen Stuhl und reichte ihr eine Tasse.
„Was gibt es denn?“, ihre Mutter sah Abby kurz an.
„Marc hat mich gefragt, ob ich zu ihm ziehen würde“, platzte es aus Abby heraus. Sie hatte sich lange Formulierungen überlegt und sie dann alle wieder verworfen, die direkte Art war wohl die Beste.
„Hm“, kam es nur kurz. „Dann ist es ihm also tatsächlich ernst mit dir?“
Abby konnte sie Skepsis in den Augen ihrer Mutter nur zu gut erkennen.
„Ja, das ist es offensichtlich. Und ich überlege, ob ich das Angebot annehmen soll. Aber ich möchte dich nicht einfach so zurücklassen. Es gibt eine Klinik, die spezialisiert auf Suchtkranke ist. Vielleicht könntest du eine Therapie machen. Ich würde dich in allem unterstützen, Mama, natürlich auch finanziell. Dann würde es dir bestimmt besser gehen, vielleicht findest du dann auch wieder einen Job“, redete Abby hastig auf sie ein.
„Eine Therapie? Wozu? Damit du mit einem besseren Gewissen ausziehen kannst?“, fragte Eva sie bitter. „Nein, Abby. Wenn du gehen willst, dann geh. Um mich brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Erst letztens hast du noch gesagt, du würdest hier bleiben, erinnerst du dich? Aber das waren wohl leere Worte. Das hast du anscheinend von ihm geerbt… Antonio hat auch immer gesagt, er würde sich ein Leben lang um uns kümmern, dein feiner Vater.“
Abby schluckte, die Worte ihrer Mutter trafen sie mitten ins Herz, sie knetete aufgeregt ihre Hände ineinander, spürte, wie sie zitterte. „Findest… findest du das jetzt fair, Mama?“, fragte Abby sie heiser.
„Was ist schon fair, Abby?“, Eva trank einen Schluck Kaffee.
„Ich habe immer zu dir gehalten, ich hab’ mich immer nach deinen Wünschen gerichtet, oder? Ich habe ihn nicht verraten, weil du mich darum gebeten hast. Ich habe es ausgehalten, als er wieder eingezogen ist, weil du mich darum gebeten hast. Ich musste aufs Gymnasium verzichten, auf eine Lehrstelle, ich bin direkt arbeiten gegangen, weil du mich darum gebeten hast. Und du wirfst mir jetzt vor, dass ich mein Wort nicht halten würde?“, Abby spürte, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. „Ich würde dich doch weiterhin finanziell unterstützen, ich würde dich immer besuchen kommen. Ich hab ‘ dich doch lieb, Mama“, Abby kniete sich vor ihre Mutter hin und nahm weinend ihre Hände in ihre. „Wir könnten doch alle nochmal neu anfangen. Überleg dir das mit der Therapie doch mal.“
„Mein Leben ist gut so, wie es ist. Auch wenn es für deine Ansprüche jetzt natürlich nicht mehr reicht“, sagte ihre Mutter giftig. „Und spiel jetzt nicht die Märtyrerin, Abby. Geh, wenn du gehen willst.“
„Was ist los hier?“, er stand auf einmal im Türrahmen und sah zwischen Abby und ihrer Mutter hin und her. „Wohin soll Abby gehen?“
„Schon gut“, murmelte Abby nur, stand schnell auf und zwängte sich an ihm vorbei. Sie lief in ihr Zimmer und holte ihre Tasche. Sie brauchte Luft, musste raus. Und vor allem sollte er ihre Tränen nicht sehen.
Das Gespräch mit ihrer Mutter hatte sie mitgenommen, sie hatte natürlich gehofft, dass Eva auf ihre Vorschläge eingehen würde. Oder dass sie zumindest Abby irgendwie ihren Segen gab, dass sie beruhigt zu Marc ziehen konnte.
Aber die Worte ihrer Mutter hatten sie hart getroffen – und doch hatten sie ihr die Entscheidung leichter gemacht. Die Entscheidung für Marc.
Charlies Worte kamen ihr wieder in den Sinn:
‚Wie oft hat man im Leben so eine Chance?’
‚Sie hat recht’ , dachte Abby, auch wenn ihr wehmütig ums Herz wurde.
Abby beschloss, eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen, vielleicht würde sie ihren Kopf dann freibekommen, sie schnappte sich ihren Schlüssel und den Rucksack.
„Was soll das?“, er wartete vor der Wohnungstüre und hielt ihr die Visitenkarte unter die Nase. „Willst du Eva in eine Klinik sperren lassen, damit du beruhigt zu deinem reichen Stecher ziehen kannst, oder wie hast du dir das gedacht?“
„Das geht dich gar nichts an“, sie schob ihn weg, riss die Wohnungstüre auf und lief nach draußen.
„DU BLEIBST JETZT MAL SCHÖN HIER!“, brüllte
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