Taxi 503 (German Edition)
paar Stunden noch völlig klar war, hatte sich so plötzlich verändert.
‚Du müsstest jetzt bei ihr sein’ , sagte eine mahnende Stimme in seinem Kopf.
Doch im Moment konnte er das einfach nicht, er wusste nicht, wie er ihr gegenüber treten sollte.
Er hatte einfach Angst, dass er - der große Schauspieler – vielleicht nicht überspielen konnte, dass er so unsicher geworden war.
War sie wirklich die richtige Frau für ihn?
Er konnte das nicht mehr beantworten. Ihm fehlte so völlig jedes Verständnis dafür, was in Abby in den letzten Jahren so vorgegangen war.
Wieder und wieder stellte er sich die Frage, wieso sie das alles erduldet hatte. Und wieso sie noch mit ihrem Peiniger in einem Haushalt lebte?
Sie war erwachsen, sie hätte längst ausziehen können.
Sie hätte ihn anzeigen können – nein, sie hätte ihn anzeigen MÜSSEN.
Doch noch viel schlimmer war das Kino in seinem Kopf, das er nicht abschalten konnte…
Marc vergrub sich unter den Kissen, dann schnappte er sich alle und schmiss sie wütend an die Wand.
„SCHEISSE!“
„Guten Morgen, Frau Bartholdy. Wie fühlen Sie sich?“, eine freundlich lächelnde Krankenschwester weckte Abby auf.
Sie war also tatsächlich eingeschlafen, das grenzte schon fast an ein Wunder.
Ihr Gesicht fühlte sich an einer Stelle seltsam geschwollen an, mit der rechten Hand tastete sie es vorsichtig ab.
„Sie haben eine starke Schwellung.“
„Hm.“
„Haben Sie Schmerzen?“
„Der Kopf und der Arm“, antwortete Abby heiser.
Aber diese Schmerzen ließen sich aushalten. Viel schlimmer waren ganz andere Schmerzen. Und die Angst.
Die Angst, Marc verloren zu haben.
Abby musste sich zwingen , nicht schon wieder zu weinen.
Vielleicht meldete Marc sich heute ja oder kam sogar vorbei. Vielleicht war er gestern nur zu verstört gewesen und heute war wieder alles gut.
Ja, vielleicht ist wieder alles gut. Vielleicht war ihre Angst total unbegründet.
Abby zwang sich, Hoffnung zu schöpfen.
Marc hatte doch immer gesagt, dass er sie liebte, das konnte sich doch nicht einfach so geändert haben.
Vielleicht war er auch böse auf sie, weil sie ihm das alles verschwiegen hatte. Abbys Hoffnung sank wieder ein bisschen.
Ob sie ihn anrufen sollte?
„Frau Bartholdy. Bitte“, die Stimme der Schwester wurde eindringlicher, sie hielt ihr eine Tablette hin.
Abby nahm sie und steckte sie sich in den Mund, die Schwester reichte ihr einen Becher mit Wasser und half ihr beim trinken.
„Das Frühstück kommt gleich.“
„Ich habe keinen Hunger“, antwortete Abby wahrheitsgemäß. Ihr Magen würde nicht einen Bissen vertragen, sie hatte eher das Gefühl, alles sofort ausbrechen zu müssen, sie war einfach zu nervös wegen Marc.
Die Schwester ging zu den anderen beiden Frauen. Abby drehte vorsichtig den Kopf, sie hatte sich ihre Zimmerpartnerinnen noch gar nicht angeschaut.
Neben ihr lag eine junge Türkin, am Fenster eine ältere Dame, die viel mit der Schwester erzählte. Doch diese hatte wenig Zeit, man merkte ihr an, wie sehr sie in Eile war.
Die Türe öffnete sich kurze Zeit später, Abby ertappte sich dabei, wie sie hoffnungsvoll hinschaute, wer hineinkam. Es war ein junger Mann, der das Frühstück brachte, Abby lehnte sofort ab.
„Sicher?“, fragte der Pfleger vorsichtig.
„Ja.“
Als er fort war, machte Abby eine Art ‚Bestandsaufnahme’ ihrer Verletzungen. Das war leider gar nicht so einfach, denn je mehr sie sich darauf konzentrierte, umso mehr Stellen ihres Körpers meldeten sich schmerzhaft. Doch sie konnte lokalisieren, dass der Kopf, der Rücken und der linke Arm am schlimmsten betroffen waren.
Ansonsten fühlte sie sich, als hätte sie einen einzigen riesigen Muskelkater, aber das war gut auszuhalten. Abby war sowieso gut darin, Schmerzen auszublenden.
Mit jedem Mal, das s sich die Tür öffnete, setzte kurz Abbys Herz aus. Doch der Vormittag verging, ohne dass jemand für sie hineinkam.
Die junge Türkin bekam viel Besuch, es waren nach kurzer Zeit schon sehr viele Leute im Zimmer und die Geräuschkulisse war beträchtlich.
Abby bekam mit, dass die ältere Dame sich gestört fühlte, denn sie verließ leise schimpfend immer wieder mal das Zimmer.
Abby überlegte, ob sie auch aufstehen konnte, aber so richtig traute sie sich nicht, das auszuprobieren.
Nach einer weiteren Stunde startete sie dann aber doch einen Versuch. Sie musste nämlich mal und sie wollte auf gar keinen Fall deswegen eine
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