Taxi 503 (German Edition)
hat bestimmt schon Hunger.“
„Okay“, Abby verdrängte ihre Enttäuschung darüber, dass sie schon gehen wollte.
Ihre Mutter verließ mit dem Arzt das Zimmer, Charlie setzte sich zu Abby aufs Bett und streichelte wieder über ihre Hand.
„Maus, ich weiß, es geht dir scheiße und ich sollte das vielleicht besser nicht sagen. Aber ich hab’ wohl großen Mist gebaut“, begann Charlie mit kläglicher Stimme.
„Wieso?“, Abby kostete große Mühe, die Augen aufzuhalten.
„Ich habe mit Marc gesprochen. Ich… ich bin davon ausgegangen, dass er die Sache mit Klaus weiß… aber… Mensch, ich wusste doch nicht, dass er ahnungslos ist“, ihre Freundin begann zu weinen.
Angst breitete sich in Abby aus. „Was… was bedeutet das jetzt?“
„Ich hab’ so Andeutungen gemacht. Da ist Marc wohl stutzig geworden. Er hat mich gebeten, ihm alles zu erzählen, Abby…“
„Aber… aber das hast du doch… das hast du doch nicht gemacht, oder?“, klammerte Abby sich an den letzten Strohhalm. „Bitte sag’… bitte sag’, dass du ihm nichts erzählt hast… bitte Charlie“, wisperte Abby.
„Es tut mir so leid, Maus, so unendlich leid. Aber ich dachte, es wäre gut, wenn er Bescheid wüsste, ihr seid doch ein Paar“, Charlie streichelte sanft über Abbys Gesicht, Abby zuckte zusammen, da war eine Schwellung, sie spürte das jetzt erst.
Abby schloss kurz die Augen, sie brannten fürchterlich. „Wie… wie hat er reagiert?“
„Er war total geschockt. Er ist dann in sein Auto gestiegen und weggefahren. Abby, er braucht bestimmt nur ein bisschen Zeit, dann kommt er wieder hier her“, versuchte Charlie sie zu überzeugen.
„Ja, bestimmt“, Abbys Hals schnürte sich zu, ein dicker Kloß hatte sich darin festgesetzt.
Marc wusste es, er wusste alles.
Ihr wurde auf einmal unglaublich kalt.
Das hätte er nie erfahren sollen. Niemals.
Abby schämte sich so unglaublich. Was würde er jetzt von ihr denken? Bestimmt ekelte er sich vor ihr, weil sie es hatte geschehen lassen, so viele Jahre lang.
Weil sie so schwach gewesen war, sich nie gewehrt hatte.
Abby begann zu zittern, die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, brannten heiße Spuren auf ihre Haut.
„Es tut mir so leid“, weinte Charlie, Abby wurde wieder bewusst, dass sie noch da war.
„Du… du konntest… du konntest das nicht wissen. Mach dir… keine Gedanken“, presste sie hervor.
„Was ist denn hier los?“, Dr. Klein war wieder in das Zimmer gekommen und schaute Abby besorgt an, dann wandte er sich an Charlie.
„Was haben Sie ihr gesagt? Ihre Freundin braucht Ruhe und Sie regen sie so auf?“, wies er sie scharf zurecht.
„Schon gut“, murmelte Abby leise.
„Nein, nichts ist gut. Besuchszeit ist für heute beendet“, wandte er sich an Charlie.
„Sie soll bleiben…“, bat Abby ihn, doch der Arzt schüttelte unerbittlich den Kopf.
„Morgen kann sie wiederkommen.“
Dann verließ auch er das Zimmer, kurze Zeit später kam eine Schwester und schob Abby im Bett hinaus. Sie kam in ein Krankenzimmer, in dem noch zwei andere Frauen lagen, doch das bekam sie nur wie durch einen Schleier mit.
Sie konnte nicht aufhören zu weinen.
Nach einiger Zeit wurde sie von jemandem angesprochen, dann kam erneut eine Schwester. Abby verstand die Worte nicht genau, es war auch nicht wichtig.
Sie konnte nur noch an Marc denken.
23
Marc wachte irgendwann auf, es musste mitten in der Nacht sein, denn es war schon dunkel. Sein Kopf dröhnte etwas, im schwachen Licht sah er die halbleere Whiskeyflasche auf dem kleinen Tisch vor sich stehen.
Er stöhnte auf, plötzlich fiel ihm alles wieder ein.
Abby.
Jetzt kannte er ihr Geheimnis und er verfluchte Charlie innerlich dafür, dass sie es ihm verraten hatte.
Nichts war mehr, wie es vorher war, alles hatte sich schlagartig geändert.
Marc fuhr sich mit der Hand durch die Haare und stand auf.
Er fühlte sich seltsam leer, als ob man alle Kraft aus ihm herausgezogen hätte.
Er schleppte sich ins Schlafzimmer, ließ sich einfach aufs Bett fallen. Sein Blick fiel auf das Foto von Abby, das er aufgenommen hatte, als sie in Paris waren.
Sie hatte so protestiert, dass er es aufgehängt hatte, doch er hatte darauf bestanden.
Marc hatte es in schwarz-weiß vergrößern lassen. Wie schön sie doch war.
Seine Abby.
Seine Abby?
Er sah sie jetzt mit anderen Augen, im Moment konnte er seine Gefühle für sie überhaupt nicht mehr deuten.
Was vor ein
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