Taxi 503 (German Edition)
irgendwann hatte sie nichts mehr im Magen, doch die Übelkeit blieb.
Ängstlich schaute sie sich um, hoffte, dass sie niemand gesehen hatte. Ein paar Leute gingen an ihr vorbei, doch niemand nahm groß Notiz von ihr, wahrscheinlich dachten sie, dass sie betrunken sei.
Abby stand auf und wankte zurück ins Taxi.
Er hatte sie angefasst, er hatte sie tatsächlich wieder angefasst!
Sie fühlte sich so unglaublich schmutzig, immer noch meinte sie, seine Lippen auf ihren zu spüren, erneut musste sie würgen.
Die Erinnerungen kamen mit aller Macht hoch, Abby atmete tief durch und versuchte sie wegzuschieben.
Es war vorbei, er hatte sein Geld – und sie würde die nächste Zeit Ruhe vor ihm haben, das sagte sie sich gebetsmühlenartig immer wieder vor.
Und Abby konnte nur hoffen, dass es möglichst lange dauern würde, bis er wieder auftauchte.
Irgendwann gelang es ihr, sich wieder zu fangen. Sie meldete sich in der Zentrale und gab durch, dass der Fahrgast nicht erschienen sei, Frau Winter dirigierte sie zurück um Hauptbahnhof.
Abby konnte kaum es kaum abwarten, bis diese Schicht zu Ende war. Sie hatte zwar Angst, Marc gegenüberzutreten, und betete innerlich, dass er nichts merkte, aber sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, immer wieder kam ihr der Vorfall von eben in den Sinn.
Als sie endlich auf den Hof der Winter s einbog, wartete Marc wie gewohnt auf sie.
Sie versuchte ein Lächeln, was ihr wohl aber misslang.
„Hey, was ist los?“, fragte Marc sie dann auch prompt. Sie wirkte erschöpft und fahrig, sie gefiel ihm überhaupt nicht, wieder kam das Gefühl in ihm hoch, dass etwas nicht stimmte.
„Ich glaube, ich habe mir den Magen verdorben“, redete Abby sich heraus.
„Dann lass uns schnell nach Hause fahren“, Marc winkte Herrn Winter nochmals zu, dann führte er Abby zu seinem Wagen.
Er kochte ihr einen Tee und brachte ihn Abby ans Bett. Ihr Gewissen nagte an ihr, Marc war so lieb zu ihr und sie belog ihn. Doch was sollte sie denn tun? Ihn da mit reinzuziehen, wäre das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte.
Marc hielt sie ganz fest in seinen Armen, offenbar hatte ihr Magen sich beruhigt – oder es war doch etwas ganz anderes. Er hatte sie noch nie so erlebt, sie war so unruhig, obwohl sie ihm immer wieder versicherte, dass nichts Schlimmes passiert war.
Als sie gearbeitet hatte, hatte Marc für sie beide ein langes Wochenende in einem Hotel gebucht. Es lag außerhalb von der Stadt, sehr ländlich, und hatte einen großen Wellness-Bereich. Vielleicht würde es Abby gut tun, dort abzuschalten, zumindest hoffte er das.
Irgendwann schlief sie schließlich eng an ihn geschmiegt ein, doch schon kurze Zeit später schreckte sie hoch und sah sich ängstlich um.
„Abby, was ist denn bloß los?“
„Ich weiß auch nicht“, lächelte sie. „Das geht schon wieder.“
‚Reiß dich zusammen’ , befahl sie sich. ‚Mach nicht die Zeit kaputt, die du noch mit Marc hast!’
Am nächsten Tag hätte Marc sie am liebsten gar nicht zur Arbeit gelassen, doch Abby bestand darauf, ihre Taxischicht anzutreten.
Immerhin gelang es ihr, sich ein bisschen besser im Griff zu haben, sie redete sich ein, dass er so schnell nicht wieder auftauchen würde und so langsam entspannte sie sich.
Sie besann sich darauf, wie es war, mit dieser unterschwelligen Angst zu leben. Sie musste einfach ihre Gefühle besser unter Kontrolle bekommen, sie konnte das, nur in der Zeit, die sie mit Marc verbracht hatte, hatte sie es wohl etwas verlernt.
Und bald würde sie mit Marc wegfahren, darauf freute sie sich schon besonders.
Marc nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass es Abby in den nächsten Tagen zusehends besser ging. Sie wirkte nicht mehr so fahrig, wenn auch immer ein bisschen übervorsichtig. Sie hinterfragte oft, wenn er etwas sagte, aber das wollte er jetzt auch nicht überbewerten.
Das Hotel war ein Traum, Abby war sprachlos. Es war sehr luxuriös, innerlich fragte sie sich, was er dafür wohl bezahlt hatte. Aber dann beschloss sie, das einfach nur noch zu genießen. So wie die Zeit, die sie in Paris verbracht hatten, da war auch alles ganz weit weg , und sie konnte völlig abschalten.
„Gefällt es dir?“, fragte Marc sie, als sie auf ihrem Zimmer angekommen waren. Er stellte sich hinter sie und legte sein Kinn auf ihrer Schulter ab.
„Wie kannst du das fragen? Es ist wunderschön“, Abby drehte ihr Gesicht zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss.
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