Taxi 503 (German Edition)
sicher, dass sie etwas wollte.
„Schön“, lächelte Eva. „Abby, ich wollte dich fragen, ob du uns noch etwas Geld geben kannst…“
Abby schaute ihre Mutter traurig an. „Mir bleibt doch kaum noch etwas von meinem Gehalt. Wo ist denn das ganze Geld schon wieder hin?“
„Du kennst Klaus doch. Er hat etwas gekauft. Für uns alle“, beteuerte ihre Mutter ihr. „Schau…“
Abby folgte ihrer Geste – und erstarrte.
Sie wusste gar nicht, ob sie eher wütend war – oder fassungslos. Vor ihr stand ein riesiger Plasmafernseher.
„Wo… wo kommt das Ding denn her?“, krächzte Abby.
„Klaus hat ihn günstig bekommen“, versicherte Eva ihr.
„Günstig bekommen?“, Abbys Stimme überschlug sich fast. „Du meinst, er ist vom LKW gefallen, oder? Ma, das Ding ist doch zu hundert Prozent geklaut! Und dafür gebt ihr Geld aus?“
„Das weiß doch keiner“, antwortete ihre Mutter unwillig. „Und er hat es ja für uns alle gekauft.“
„Für uns alle?“, Abby lachte bitter auf. „Falls es dir schon mal aufgefallen ist: Ich schaue hier kein Fernsehen. Und schon gar nicht, wenn er dabei ist!“
„Das ist ja dein Problem, wenn du ihn nicht nutzt“, ihre Mutter verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Natürlich – ist mein Problem“, Abby schüttelte den Kopf und bekämpfte den Kloß in ihrem Hals. „Wie so vieles hier“, fügte sie an und bemühte sich, nicht hysterisch loszulachen.
„Also… hast du noch etwas Geld?“, hakte ihre Mutter nach. Sie sah Abby so bittend an, dass sie spürte, wie ihr Widerstand schmolz.
Sie konnte ihr einfach nichts abschlagen, auch wenn sie wusste, dass das Geld wahrscheinlich wieder für Alkohol draufgehen würde.
Abby kramte in ihrer Jeanstasche. „Das ist das Trinkgeld von heute“, sagte sie nur heiser und drückte ihrer Mutter die Scheine in die Hand.
‚Was für ein Tag!’
Marc genoss die Sonne, die in sein Zimmer hinein schien, ein bisschen meldete sich auch sein Kopf, das letzte Bier und den Absacker hätte er sich doch besser geschenkt.
Er entdeckte, dass sein Laptop ebenfalls auf seinem Bett lag. Jetzt fiel es ihm wieder ein, er hatte gestern noch in seinem besoffenen Zustand nach Taxiüberfällen und ähnlichem gegoogelt. Und was er gefunden hatte, hatte ihn fassungslos gemacht.
Hier in der Stadt war schon sehr viel passiert, zweimal war auch von einer jungen Frau als Opfer die Rede. Ob das Abby war? Er hatte keine Namen finden können.
Doch die Stadt war ja riesig, das konnte alles nur Zufall sein, aber beruhigt war er deswegen noch lange nicht.
Marc beschloss, heute nochmal in diese ‚Problemviertel’ zu fahren. Dann grinste er in sich hinein, er würde das nicht mit seinem X 5 machen. Sein Freund hatte ihn ja auch eindringlich davor gewarnt.
Vielleicht sollte er sich doch wieder ein Taxi nehmen. Und je länger er darüber nachdachte, desto besser fand er diese Idee…
Abby schlief unruhig in dieser Nacht. Sie fragte sich mal wieder, ob ihr Leben tatsächlich so weitergehen sollte.
Das war nicht das erste Mal, dass sie darüber nachdachte und es ihr den Schlaf raubte. Doch was sollte sie bloß tun? Ihre Mutter hier lassen? Bei diesem Kerl?
’Pass gut auf Mummy auf, Darling. Hast du gehört?’
‚Ja, Daddy. Und du kommst uns bald holen?’
‚Natürlich. Sobald es geht. Und jetzt sei ein liebes Mädchen. Sei immer brav zu deiner Ma…’
Abby hasste diese Erinnerungen. Wie gerne würde sie sie auslöschen? Doch sie waren in ihrem Kopf, wurden wie Luftblasen immer wieder an die Oberfläche getrieben.
Sie versuchte an etwas anderes zu denken, aber wieder landete sie bei ihrer Mutter.
Wenn sie doch nur die Kraft hätte, ihn rauszuschmeißen…
Abby hatte schon mit sich gerungen, ob sie ihn mal verpfeifen sollte. Immerhin war er hier nicht gemeldet, vielleicht würde das ja irgendwen interessieren.
Doch die Angst, dass man ihr auf die Schliche kommen würde, war einfach zu groß. Ihre Mutter würde ihr das vielleicht nicht verzeihen, und es brauchte nicht viel Fantasie, um herauszufinden, dass Abby ihn verraten haben könnte.
Und er und seine Freunde waren nicht zu verachten.
Sie stand viel früher als gewohnt auf. Ziemlich gerädert stellte sie sich unter die Dusche. Heute musste sie noch arbeiten, dann hatte sie zwei Tage frei.
Eigentlich sollte sie sich darüber freuen, doch wie sie die Tage rumkriegen sollte, war ihr noch ein Rätsel. Wenn das Wetter so bleiben würde, würde sie vielleicht
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