Taxi 503 (German Edition)
eingestiegen?“, fragte Uwe überrascht.
„Ja, laut ihren Kollegen kennt sie sich in diesen Ecken wohl am besten aus“, runzelte Marc die Stirn. Eine Tatsache, die er irgendwie gar nicht mochte.
„Na, so wie du sie mir beschrieben hast, glaube ich das sofort. Wahrscheinlich kommt sie aus der Gosse dort“, schnaubte sein Freund abfällig.
„Quatsch. Woher willst du das wissen?“, Marc fuhr hoch. „Sie kann sich doch dort auskennen, ohne dass sie von daher stammt!“
„Ja, klar, kann sein“, Uwe zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat sie einen Macker, der von dort kommt…“
Marc zog unwillig die Stirn in Falten. „Ja, vielleicht. Würdest du deine Freundin Taxi fahren lassen? Und das noch bis spät in die Nacht?“
„Quatsch. Aber so was haben wir ja auch zum Glück nicht nötig“, winkte Uwe ab. „Die Kleine beschäftigt dich aber ganz schön, was?“
„Ja“, antwortete Marc ehrlich. „Weil ich gerne wissen möchte, warum sie das tut. Ich hab‘ sie schon mal gefragt, ob sie studiert. Aber das hat sie nur abgeblockt.“
„Vielleicht macht sie das auch gern“, gab Uwe zu bedenken.
„Besoffene durch die Gegend fahren?“, Marc schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist doch nichts für junge Frauen.“
„Oder sie hofft darauf, dass eines Tages mal ein aufstrebender, blendend aussehender, gut verdienender Schauspieler einsteigt und sie aus dem Elend erlöst“, grinste Uwe ihn breit an.
Marc lachte auf. „Das kann natürlich auch sein.“
„Tja, dann musst du sie eben nochmal fragen“, schlug sein Freund vor.
„Das werde ich auch…“
„Du bist der neugierigste Typ, der mir je begegnet ist. Oder hast du wirklich Feuer gefangen?“
„Nein, Blödsinn. Sie ist überhaupt nicht mein Typ“, antwortete Marc. Und das stimmte auch, er bevorzugte Frauen, die etwas aus sich machten, die nicht so herumliefen, als wären sie Männer.
‚Aber vielleicht ist das eine Art Schutz? Vor aufdringlichen Typen? ’, die Gedanken ratterten wild durch Marcs Kopf.
Dann beschloss er, lieber das Thema zu wechseln und Abby von sich zu schieben.
Sie konnte ihm wirklich egal sein.
Aber sie war es nicht. Warum auch immer.
Abby war dankbar, als sie endlich das Taxi abstellen konnte. Der letzte Fahrgast hatte es in sich gehabt. Beziehungsweise auch wieder nicht, denn zum Schluss hatte er sich im Auto übergeben, und sie konnte jetzt den ganzen Mist wegmachen.
Normalerweise hätte ihr das die ganze restliche Nacht verdorben, doch heute war das anders. Ein anderer Fahrgast spukte ihr im Kopf herum.
Vermutlich hatte es nicht viel zu bedeuten, höchstwahrscheinlich hatte es sogar überhaupt nichts zu sagen, dass Marc sie gefragt hatte, ob sie mit ihm etwas trinken gehen würde.
Aber auf Abby hatte das großen Eindruck gemacht. Sie fand es sehr nett von ihm, dass er das gesagt hatte. Für ihn war das wahrscheinlich nicht der Rede wert, aber für Abby war es das.
Mal auf einen Mann zu treffen, einen richtig netten, normalen Mann wohlgemerkt, der Interesse an ihr hatte und der nicht sofort plump wurde oder abstoßend wirkte, das tat schon gut.
Sie machte sich da nichts vor, der Kerl war ein berühmter Schauspieler aus guten Kreisen, und sie nur eine kleine Taxifahrerin, aber zumindest hatte er ihr damit die restliche Schicht versüßt. Sowas passierte ihr nicht oft, und das war doch schon mal was. Wer konnte das schon von sich behaupten, von einem Schauspieler auf einen Drink eingeladen worden zu sein?
‚Wahrscheinlich tausende Groupies’ , stichelte es in Abbys Kopf weiter, aber sie schob das weg. Für heute Abend würde sie sich dieser Illusion, dass er sie nett fand, hingeben.
Mehr war sowieso nicht möglich, Abby wollte nichts mit Männern anfangen. Also näheres Kennenlernen und was dazu gehörte. Die Erinnerungen waren viel zu schlimm, als dass sie sich jemals so etwas aussetzen würde, doch ein bisschen Aufmerksamkeit tat trotzdem gut.
Als sie die Wohnungstür aufschloss, sah sie, dass noch Licht im Wohnzimmer brannte, ansonsten hörte sie keinerlei Geräusche. Vorsichtig ging Abby dorthin, ihre Mutter saß auf dem Sofa und schien auf sie gewartet zu haben.
„Hallo Ma“, lächelte Abby ihr zu. „Alles klar?“
„Abby“, ihre Mutter kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. Abby stutze, so eine vertraute Begrüßung gab es nur sehr selten und wenn, dann gab es einen Grund dafür.
„Wie war dein Tag?“, fragte ihre Mutter sie.
„Ganz okay“, Abby war sich jetzt
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