Taxi 503 (German Edition)
doch bestimmt eine Freundin, oder?“
Sie war selbst über ihren Mut erstaunt. Aber wieso sollte sie nicht fragen? Er hatte es ja auch getan und es war ja nichts dabei.
„Nein. Im Moment bin ich Single“, er schaute sie lange an, immer noch nahm sie den Blickkontakt zu ihm nicht wieder auf.
„Wie kommt es, dass du den schönen Namen Abigail bekommen hast? Der ist nicht gerade üblich hier, oder?“
„Mein Vater ist Amerikaner“, antwortete sie knapp, das Gespräch nahm eine Richtung, die ihr nicht behagte.
„Oh“, Marc zog verdutzt die Augenbrauen hoch. „Bist du zweisprachig aufgewachsen?“
„Ja. Bis ich acht war“, Abby fühlte sich immer unwohler.
„Und dann?“, Marc legte sich auf die Seite und beobachtete sie, Abby schaute verbissen auf den Rasen.
„Dann ging er zurück nach Amerika. Ich möchte aber nicht über ihn reden, okay?“, bat sie ihn.
„Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein. Ich frage immer soviel“, doch sein Interesse war jetzt nur noch mehr geweckt. Wieso war ihr Vater weg? Und sie noch hier? Die Eltern hatten sich also offensichtlich getrennt, als sie noch klein war.
Abby schaute scheu zu ihm hinüber. Hatte sie ihn jetzt verärgert? Das wollte sie nicht. Aber sie wollte ihren Vater vergessen – so wie er sie vergessen hatte.
Und Marcs Nachfragen machten dieses Vorhaben nicht gerade leichter.
Marc fing einen Blick von ihr auf, es lag eine Traurigkeit darin, die ihn erschreckte. Offenbar hatte er da einen wunden Punkt getroffen.
„Hey. Hast du auch so einen Durst?“, versuchte er sie abzulenken.
„Ja“, nickte Abby ihm zu, froh über den Themenwechsel.
„Wenn wir hier am Fluss weiterlaufen, kommt ein kleines Bistro. Hast du Lust?“, lächelte er sie an.
„Gerne.“
Marc sprang auf und reichte ihr die Hand, um ihr hochzuhelfen, doch sie ergriff sie nicht.
Als sie am Bistro angelangt waren, erschrak Marc. Es war sehr voll und viele Tische waren besetzt.
Abby blieb zögernd stehen. „Ist es dir lieber, wenn wir nicht hineingehen?“, sie konnte sich vorstellen, dass es ihm unangenehm war, mit ihr gesehen zu werden.
„Es könnte nervig werden“, sagte er mürrisch.
„Schau mal“, Abby zupfte plötzlich an seinem T-Shirt. Er war verblüfft über diese Geste, bisher hatte sie es vermieden, ihn irgendwie anzufassen. „Dort ist ein Kiosk. Wir können doch einfach auf der Wiese bleiben und ich hole uns etwas“, schlug sie ihm vor.
„Das ist eine gute Idee“, antwortete er erleichtert. „Aber ich hole die Getränke.“
„Nein“, Abby schüttelte energisch den Kopf. „Das mache ich.“
Marc fand einen schönen, sonnigen Platz etwas abseits vom Hauptweg. Er beobachtete Abby, wie sie zum Kiosk lief und die beiden Wasserflaschen kaufte. Sie war schon sehr merkwürdig, ihre Ernsthaftigkeit machte ihm Gedanken – und die Traurigkeit in ihren Augen. Dass sie etwas bedrückte, konnte man deutlich spüren. Allerdings auch, dass sie nicht darüber reden wollte. Vielleicht würde er ja doch noch dahinter kommen, was mit ihr los war.
‚Willst du das wirklich? Wozu?’
‚Weil sie hübsch ist und anders. Weil sie eben Abby ist’ , antwortete er sich dann und musste über sich selbst grinsen.
„Bitte“, sie schenkte ihm eines dieser süßen Lächeln.
„Dankeschön“, er verbeugte sich theatralisch vor ihr und entlockte ihr ein leises Lachen.
Die Sonne entfaltete schon richtig viel Kraft und so langsam wurde es Abby doch richtig warm. Sie rang mit sich. Sollte sie das Holzfällerhemd einfach ausziehen?
Doch sie trug dieses T-Shirt von Charlie, das eigentlich für Abbys Geschmack viel zu eng anlag. Sie verfluchte sich, dass sie es angezogen hatte. Aber es war nunmal viel schöner als die Shirts, die sie so besaß. Warum war sie bloß so eitel gewesen?
Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, einfach zu gehen und nach Hause zu fahren. Doch dahin zog sie nichts. Außerdem war es schön in Marcs Gesellschaft. Das würde sich sicherlich nicht so schnell wiederholen, dass sie so eine nette Verabredung hatte.
Abby biss sich auf die Unterlippe, sie focht innerlich kleine Kämpfe mit sich aus. Dann fasste sie sich ein Herz und knöpfte das Hemd auf.
Marc hatte sich auf die Seite gelegt und sie die ganze Zeit beobachtet. Dank der Sonnenbrille konnte er das gut machen, ohne dass sie es wohl groß bemerkte. Irgendwas arbeitete wieder mal in ihr, schließlich knöpfte sie dieses furchtbare Hemd auf.
‚Jetzt wird es
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