Taxi 503 (German Edition)
keiner stören.“
Abby nickte nur, immer noch hatte es ihr die Sprache verschlagen.
„Madame“, Marc deutete auf einen Liegestuhl, auf dem er eine weiche Auflage drapierte. „Bitte…“
„Aber meine Jeans… ich hab‘ doch eben im Gras gesessen. Ich… ich könnte sie schmutzig machen“, sagte Abby erschrocken als sie die weiße Unterlage sah.
„Okay, dann gibt es zwei Möglichkeiten“, Marc kratzte sich am Kopf und machte ein Gesicht, als würde er über die ultimative Lösung für die Weltwirtschaftskrise nachgrübeln.
„Entweder du ziehst die Jeans aus – oder du nimmst meine Aufforderung an und setzt dich trotzdem so hinein. Mir ist beides recht.“
Abby schluckte, aber das kecke Grinsen von ihm beruhigte sie dann sofort wieder.
„Wir… wir könnten ein Handtuch unterlegen“, schlug sie dann vor.
„Abby…“, jetzt lachte Marc laut auf. Er fasste sie sanft an den Schultern und drückte sie behutsam in den Liegestuhl. „Entspann dich doch einfach mal und lass dich von mir bedienen“, fügte er hinzu. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie sofort wieder steif wurde, als er sie berührte. Warum war das so? War sie so schüchtern?
„Was möchtest du trinken?“, er beschloss, ihr Verhalten erst mal zu ignorieren, und hoffte, sie mit seiner Frage abzulenken.
„Mineralwasser wäre gut“, antwortete sie.
Abby spürte immer noch die Stelle auf ihrer Haut, an der er sie berührt hatte. Sie erschrak immer, wenn jemand sie anfasste, aber bei ihm war es anders. Es fühlte sich warm an, angenehm.
Doch konnte sie jetzt einfach so hier sitzen bleiben und warten, bis er ihr was zu trinken brachte? War das nicht zu dreist? Sie müsste sich doch irgendwie nützlich machen können, oder?
Abby war so unsicher. Was war denn jetzt bloß richtig?
Marc hatte die Getränke geholt, bevor er auf die Terrasse trat, beobachtete er seinen Gast eine kleine Weile. Sie wirkte nervös, was war denn mit ihr los?
Jedenfalls musste er sehr vorsichtig mit ihr umgehen, das war ihm klar. So einen verschlossenen Menschen wie sie hatte er noch nie zuvor getroffen. Aber vielleicht reizte ihn das gerade an ihr, dass sie so ganz anders war.
„Bitte sehr“, er stellte ihr das Glas Mineralwasser hin und ließ sich in den Stuhl neben ihr plumpsen. „Ich hab‘ auch noch was da, um Cocktails zu mixen. Lust?“
„Nein“, Abby schüttelte sofort den Kopf. „Wasser reicht mir völlig.“
‚ Bloß keinen Alkohol!’ , schrie alles in ihr auf.
„Was ist… was ist mit deiner Recherche?“, hakte sie dann vorsichtig nach. „Hast du alles erfahren, was du wolltest?“
„Na ja, sagen wir mal, ich habe einen Eindruck gewonnen“, erklärte er ihr.
Sie hatte dieses Hemd wieder ausgezogen und für einen kurzen Moment ließ er seinen Blick über ihre Figur schweifen.
„Was ist das für eine Rolle?“, fragte Abby weiter.
„Na ja, erst mal muss ich sie bekommen. Ich nehme an einem Casting teil. Übermorgen. Daran werden viele teilnehmen, die Rolle ist begehrt“, lächelte er ihr zu. „Es geht um einen Polizisten, der aus einem sozial schwachen Milieu kommt und dort ermitteln muss. Da er dort noch viele Freunde und Bekannte hat, kommt er in einen Interessenkonflikt.“
„Aha“, Abby senkte schnell den Blick. Na klar, dass so jemand wie er sich in solchen Kreisen nicht auskannte.
‚In deinen Kreisen, Abby!’
„Und das interessiert dich?“, sie sah ihn nicht an.
„Ja. Es ist eine anspruchsvolle Rolle. Etwas sehr Ernstes. Ich kann mal eine andere Seite von mir zeigen, das ist immer reizvoll“, Marc ließ sie keine Sekunde aus den Augen.
„Schön“, Abby versuchte ein unbeteiligtes Lächeln, sie merkte selbst, dass es ihr misslungen war. „Hast du eine Lieblingsrolle?“
Sie versuchte krampfhaft, ihre Befangenheit zu überspielen, doch wusste selbst, dass ihr das nicht gerade gut gelang.
„Nein, eigentlich nicht. Hast du mich mal gesehen?“
„Ja klar“, nickte sie. „In dieser Krimireihe.“
„’Wache Zehn’“, er verdrehte die Augen. „Ist das nicht ein bescheuerter Name?“
„Ja“, jetzt musste sie kichern. „Das stimmt.“
Marc fiel in ihr Lachen mit ein. Er begann über ein paar Patzer bei den Dreharbeiten zu erzählen, Abby hörte ihm mit großen Augen zu.
Immer öfter musste sie kichern, Marc war erleichtert, sie so fröhlich zu sehen.
Tatsächlich vergaß er komplett die Zeit, er redete und redete, kam sich selbst schon vor wie die allerletzte Quasselstrippe, doch
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