Taxi 503 (German Edition)
Gewissen plagte Marc dann doch, als er wieder zuhause war.
„Sie sagt, sie würde sich für mich freuen. Und sie würde es niemandem verraten“, antwortete Abby ihm am Telefon.
„Ich vermisse dich schon wieder“, lächelte Marc.
„Ich dich auch“, Abby wurde ganz warm. „Aber ich muss los“, sagte sie dann bedauernd, als sie auf dem Display sah, dass sie eine Fahrt hatte.
„Du fährst nach Paris. Wie schön“, Marcs Mutter schaute ihn freudig an. „Und was machst du da?“
„Der Anlass ist ein Fernsehinterview“, erklärte er ihr bereitwillig. Er hatte sich kurzerhand bei seinen Eltern zum Essen eingeladen und direkt auch Oma Anni mitgebracht. Irgendwie musste er die Neuigkeit loswerden, selbst wenn er nicht alles von Abby preisgeben würde. „Aber ich bleibe direkt vier Tage.“
„Das ist richtig. Du hast ja noch Zeit bis zu den nächsten Dreharbeiten. Und Paris im Frühling ist ein Traum. Schade, dass du nicht noch ein nettes Mädchen dabei hast“, lächelte Oma Anni ihm betont liebenswürdig zu.
„Wer sagt denn, dass ich das nicht habe?“
„Nein – du hast eine Freundin? Kennen wir sie?“, seine Mutter sprang natürlich sofort auf das Thema an.
„Nein, ihr kennt sie nicht. Es ist auch noch alles ganz frisch“, sagte er stolz.
„Also keine Kollegin?“, sein Vater zog fragend die Augenbrauen hoch, dann griff er aber nach der Suppe. Marcs Affären interessierten ihn nicht so sehr, zumindest solange er damit keine Skandale herauf beschwor.
„Bringst du sie mal mit?“, bettelte seine Mutter weiter.
„Vielleicht. Mal abwarten“, ließ Marc sie schmoren.
„Ist es was Ernstes?“, hakte sie nach.
„Von meiner Seite aus schon“, sagte er nachdenklich.
„Nicht, dass sie dich nur als Sprungbrett benutzen will und dich ausnutzt“, ermahnte seine Mutter ihn.
„Nein, das kann ich bei ihr ausschließen“, schüttelte Marc energisch den Kopf.
„Da kann man sich nie sicher sein“, murmelte sein Vater.
„Ich kann das schon!“, beharrte Marc.
„Ist es die junge Dame, von der du mir neulich berichtet hast?“, fragte seine Oma ihn, als er sie nach Hause fuhr.
„Ja, genau sie ist es“, lächelte Marc glücklich. „Sie ist ein ganz besonderer, wunderbarer Mensch.“
„Wenn sie dich so zum strahlen bringt, muss sie das ja“, lachte Anni. „Bist du denn hinter ihr Geheimnis gekommen?“
„Ich weiß nicht so recht. Sie hat sich sehr lange geziert, als ich sie nach Paris eingeladen habe. Dann hat sie mir gestanden, dass sie aus dem Problemviertel am Wackerberg kommt“, erklärte er ihr.
„Oh, das ist eine verrufene Ecke“, antwortete seine Oma erschrocken.
„Ja, ich weiß. Aber sie hat einen Job und sie ist durchweg anständig. Sie hat mir erzählt, dass sie von ihrem Geld sich und ihre Mutter unterhält. Aber ich könnte schwören, dass da noch was ist… es ist so ein Gefühl, ich weiß nicht…“, er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Aber ihr seid ein Paar?“
„Ja, das kann man so sagen“, lächelte Marc.
„Gib ihr einfach Zeit. Für sie muss es schwer sein, mit so Jemandem wie dir zusammen zu sein. Sie stammt aus der Unter- du aus der Oberschicht. Zumal bist du sehr bekannt. Und dass sie so zurückhaltend ist, spricht doch nur dafür, dass sie dich nicht ausnutzen will“, gab ihm seine Oma zu bedenken.
„Ja, da hast du recht“, er hielt den Wagen am Straßenrand an.
„Halt mich auf dem Laufenden. Und genieße Paris mit deiner Süßen“, Anni zwickte ihn zum Abschied in die Wange.
Abby war überrascht, als sie Frau Winter sah, die nach ihrer Schicht auf sie wartete, normalerweise machte die letzte Übergabe immer ihr Mann.
„Wie war die Schicht?“, erkundigte sich Frau Winter nett.
„Ganz gut, danke.“
„Abby, ich möchte, dass du das nimmst“, ihre Chefin hielt ihr einen Umschlag hin. „Sieh es als Bonus an – oder als Urlaubsgeld. Aber nutze es für dich.“
Abby riss erstaunt die Augen auf. „Wie bitte?“
„Nimm es, Abby. Ich bin so froh, dass du mal an dich denkst. Kauf’ dir was Schönes zum Anziehen für Paris – oder irgendetwas Anderes, nur für dich“, lächelte Frau Winter ihr zu.
„Aber das kann ich doch nicht annehmen“, sagte Abby erschrocken.
„Doch, kannst du. Ich habe mit meinem Mann darüber gesprochen. Nur verspreche uns, dass du es nur für dich ausgibst“, beharrte Frau Winter.
Abby spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Ihr wurde fast schwindelig, die letzten
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