Taxi 503 (German Edition)
Mutter etwas zu ihm sagte, aber den genauen Wortlaut verstand sie nicht.
’Du bist doch mein kleines Püppchen. Jetzt sei mal ein bisschen lieb zu mir…’
Abby schaffte es gerade noch bis zur Toilette. Sie übergab sich heftig und kämpfte gegen ihre Tränen an.
Sie hasste diese Erinnerungen. Warum kamen sie immer wieder hoch? Und so gehäuft in letzter Zeit? Wieso konnte man nicht wenigstens die Gedanken daran endgültig verdrängen?
Abby wusch sich den Mund aus und putzte die Zähne. Dann machte sie, dass sie hier raus kam.
Sie rief Charlie an, die natürlich gerade auf der Arbeit war und erzählte ihr von der Reise nach Paris und dem Geld, dass die Winters ihr dafür gegeben hatten. Gott sei Dank half ihr das, sich abzulenken.
Charlie versprach, sich morgen freizunehmen und mit ihr einkaufen zu gehen. Abby war dankbar dafür, Charlotte hatte einen guten Geschmack und viel mehr Ahnung von Mode, als sie selbst.
Marc meldete sich ein paar Mal, leider hatte Abby dann immer einen Fahrgast. So konnten sie erst in der Nacht miteinander telefonieren. Sie war ganz überrascht, dass er wegen ihr so lange aufblieb.
„Ich kann es kaum erwarten bis Donnerstag“, sagte er sehnsüchtig. „Soll ich dich abholen?“
„Nein, Samet hat angeboten, mich zu fahren“, erklärte sie ihm lächelnd. Ihr netter türkischer Kollege hatte sich heute so mit ihr gefreut, dass er sofort erklärt hatte, sie zum Flughafen zu bringen.
„Dann sehen wir uns erst am Flughafen?“, fragte Marc enttäuscht.
„Ja, tut mir leid. Ich muss am Mittwoch noch bis 23 Uhr fahren“, sie war ja selbst traurig darüber, aber sich vorher zu treffen, ging nicht. Abby hatte sich vorgenommen, die Wohnung noch einmal gründlich zu putzen und einzukaufen. Und außerdem stand ja noch der kleine Einkaufsbummel mit Charlie an.
„Es ist sehr einsam hier in meinem Bett“, jammerte Marc vorwurfsvoll durchs Telefon.
„Ich wäre auch sehr gerne bei dir.“
„Dann würde ich dich jetzt ganz zärtlich küssen“, flüsterte er heiser.
Prompt bekam Abby eine Gänsehaut. Und bei den anderen Dingen, die er ihr noch sagte, war sie froh, dass er ihre Verlegenheit nicht sehen konnte.
„Das finde ich ja toll von deinen Chefs, dass sie dir Geld geben“, freute sich Charlie, als sie sich am nächsten Tag in der Stadt trafen.
„Ich kann es auch kaum fassen. Die Winters sind so lieb zu mir“, nickte Abby.
„Du hast es dir auch verdient. Und jetzt suchen wir etwas Tolles für dich – und wenn wir dann noch Zeit haben, will ich endlich wissen, wer dieser geheimnisvolle Marc ist“, kicherte Charlotte.
Abby war ihr dankbar, dass sie noch nicht so genau nachgebohrt hatte. Dabei würde Charlotte mit Sicherheit vor Neugier platzen. Doch sie ließ sich zum Glück noch mit ein paar wenigen Infos abspeisen. Allerdings würde das wohl auch nicht lange so bleiben.
Sie gingen in ein Kaufhaus, das günstige und flippige Mode besaß. Laut Charlotte war Abby auch schlank genug, um in alles hineinzupassen, was sie immer wieder neidisch betonte.
Abby traute sich zuerst nicht, so zuzuschlagen. Doch Charlie ermunterte sie und suchte wunderschöne Sachen heraus, selbst für zwei leichte Kleider entschied Abby sich.
„Und jetzt brauchen wir noch etwas für drunter“, zwinkerte Charlie ihr zu.
„Ich hab noch genug Unterwäsche“, winkte Abby ab.
„Aber nicht so was, oder?“, ihre Freundin wedelte mit ziemlich sündigen Dessous vor Abbys Nase herum.
„Das… so was kann ich nicht tragen“, schluckte Abby. „Was soll Marc denn denken?“
„Glaub mir, Schnucki – Marc wird dann gar nichts mehr denken. Und das ist ja auch der Sinn der Sache“, kicherte Charlie und schob sie energisch in eine Umkleidekabine.
Abby wurde sehr verlegen, als sie die kleinen Spitzenteile anprobierte, die Charlotte nach und nach hineinreichte. Sowas würde sie normalerweise nie tragen – aber was war schon ‚normal‘ in der letzten Zeit?
„Darf ich mal gucken?“, bettelte Charlotte vor der Kabine.
„Okay“, räusperte Abby sich heiser.
„Wow! Der Hammer! Du bist aber auch eine sexy Schnitte! Micha wird sich ärgern, dass ich kein Foto von dir mache“, grinste Charlie sie an.
„Untersteh’ dich!“, protestierte Abby wütend.
„Spinnst du? Glaubst du, ich zeige meinem Freund solche Fotos von dir? Ich bin doch nicht verrückt“, Charlie tippte sich an die Stirn, dann wurde sie ernst. „Du bist so schön, Abby. Was würde ich darum geben,
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