Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
paar verschmierte, die auch vom Opfer stammen könnten, aber das kann ich nicht garantieren. Sie reichten einfach nicht für eine Identifizierung.”
“Na ja, es war ja auch nur ein Versuch. Er hat bisher kaum Fehler gemacht, wieso sollte er jetzt damit anfangen? Genau und präzise, das ist unser Junge. Trotzdem danke, Sheriff, dass Sie sich so schnell an die Arbeit gemacht haben.”
“Sie halten mich doch auf dem Laufenden über den Fortgang der Ermittlungen, oder?”
“Aber sicher. Sie haben ja meine Nummer, rufen Sie mich gerne jederzeit an. Ich muss jetzt leider los, mein Flugzeug geht gleich. Passen Sie auf sich auf.”
Er klappte das Telefon zu, gab dem Taxifahrer zu viel Trinkgeld und trat durch die Glastüren ins Terminal. Grimes stand in der Mitte des großen Raumes, und Erleichterung zeigte sich in seinem Gesicht, als er Baldwin erblickte.
“Wir fliegen los, sobald Sie an Bord sind. Bereit?”
“Bereit”, erwiderte Baldwin.
22. KAPITEL
T aylor hatte den schlimmsten Kater ihres Lebens. Sie erinnerte sich nur noch dumpf an den letzten Abend, dass sie erst in ihr Bier und später in den Whiskey geweint hatte. Das war ein Fehler gewesen, sie hasste Whiskey. Er schmeckte wie Feuerholz, das in billigen Korn eingelegt worden war; als wenn man auf Holzspänen herumkaute. Sie hatte sich beinahe sofort nach dem letzten Schluck übergeben. Das war der Moment, in dem Sam entschieden hatte, dass Kat ihnen in Taylors Kombi nach Hause folgen sollte. Es war eine kurze Fahrt, und Sam hatte Taylor ins Bett gebracht. Heute Morgen war sie mit Kopfschmerzen aufgewacht, ihr war schlecht, und die nagende Gewissheit, dass irgendetwas nicht stimmte, verdunkelte ihre Gedanken. Dann erinnerte sie sich, und ihr wurde wieder übel.
Nach ihrem kurzen Telefonat mit Baldwin hatte sie es geschafft, unter die Dusche zu springen und sich dann auf den Weg zur Arbeit zu machen. Eine sehr dunkel getönte Sonnenbrille sollte ihre Augen vor dem gleißenden Sonnenlicht schützen. Wann war die Sonne eigentlich so kräftig geworden und hatte angefangen, schon am frühen Morgen ihr pralles Nachmittagslicht scheinen zu lassen? Sie war sicher, dass die Sonne noch nie mit solcher Macht geschienen hatte.
Sie öffnete die Tür ihres Xterra und stieg mit verzerrtem Gesicht ein. Sie setzte sich hin, schaltete das Radio ein, wechselte zu Lucy, ihrem liebsten Sender für alternativen Rock, stellte die Lautstärke auf ein erträgliches Maß ein und verlor sich in der Musik.
Sie hatte schon oft versucht, den genauen Moment zu bestimmen, in dem sie sich in Baldwin verliebt hatte. Anfangs war es seine Verletzlichkeit gewesen, die sie so angezogen hatte. In dem Augenblick, in dem sie ihm das erste Mal begegnete, hatte sie diese Leere in ihm gespürt, gefühlt, wie sie sich in ihrem eigenen Herzen widerspiegelte. War es Liebe auf den ersten Blick? War es, als sie sich das erste Mal berührten, ein flüchtiges Streifen ihrer Hände? Sie wurde von seiner gemarterten Seele angezogen, suchte ihre eigene Erlösung, als sie ihm half, die seine zu finden.
Sie schüttelte die Erinnerungen ab. Die Kopfschmerzen ließen langsam nach. Baldwin. Er war jetzt ihr Mann. Sie wünschte, er wäre hier bei ihr. Er würde sie mit seinen starken Händen beruhigen, die Haare in ihrem Nacken anheben, ihr ins Ohr flüstern, während er ihren Körper liebkoste. Und sie würden ihn gewähren lassen. Aber jetzt, so früh in ihrem gemeinsamen Glück, war sie dabei, alles kaputt zu machen. Sie stützte ihre Hand gegen die Stirn, als eine Welle der Übelkeit durch ihren Körper lief. Mist.
Sie startete den Motor und legte einen Gang ein. Auf der Fahrt zum West End versuchte sie sich auf die Neuigkeiten zu konzentrieren, die sie erhalten hatte, aber es gelang ihr nicht. Irgendetwas fühlte sich heute anders an, aber sie schob es auf ihren Monsterkater. Sie schaute in den Rückspiegel und beschenkte sich mit einem schiefen Grinsen. Sie würde sich später um ihr Privatleben kümmern. Wenn ihr Kopf sich nicht mehr anfühlte, als würde er jeden Moment explodieren.
Sie bahnte sich ihren Weg durch den Verkehr im West End und fuhr in den Randbezirk von Belle Meade. Bevor sie gestern komplett weggetreten war, hatte sie Sam versprochen, sie hier auf einen Kaffee bei Starbucks zu treffen.
Taylor bog auf den Parkplatz ein und stellte den Kombi ab. Vorbei an den Highschool-Mädchen mit ihren grünen Faltenröcken, weißen Socken und Birkenstocksandalen, die alle Tische draußen
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