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Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Titel: Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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Hände der Mädchen?
    Sein vorsichtiger, methodischer Serienmörder hatte sich in einen blutrünstigen Amokläufer verwandet. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob er versuchte, sie in sein Spiel zu ziehen; die dicke Spinne in einem seidenen Netz aus Absichten. Aber als nun die einzelnen Fäden sich aufribbelten, jedes Opfer schneller getötet wurde als das vorherige, zerriss das Netz. Ein durchdachter, organisierter Mörder konnte nach einem Mord jahrelang ohne weitere Taten leben. Dieser hier baute in einer Geschwindigkeit ab, die Baldwin seit Jahren nicht erlebt hatte.
    Vom empirischen Standpunkt aus betrachtet war dieser Wandel faszinierend zu beobachten. Baldwin hatte das Talent, die Opfer und ihre Leben von den begangenen Verbrechen trennen zu können. Psychologisch gesehen war das, was hier passierte, ein einfacher Vorgang. Die Nachricht des Mörders wurde nicht verstanden. Das frustrierte ihn, und im Gegenzug fing er an, Risiken einzugehen, ohne sich große Sorgen um die Konsequenzen zu machen. Die finale Spielphase war eingeläutet worden.
    Die Kriminaltechniker hatten in dem Motelzimmer ihren großen Tag. Es war offensichtlich, dass mehrfach auf Christy eingestochen worden war. Dieses Blut hatte sich mit dem aus den Schnitten durch die Pulsadern an ihren Handgelenken vermischt und ein blutiges Labyrinth ergeben, durch das sich die Techniker durcharbeiten mussten. Das Zimmer war schon lange nicht mehr gründlich geputzt worden, sodass es Unmengen an Fingerabdrücken gab, beinahe zu viele, um sie abzugleichen, wenn man bedachte, wie viele Menschen schon in diesem Raum gewesen waren. Baldwin nahm an, dass der Mörder Handschuhe trug, denn sie hatten ihm noch keinen Fingerabdruck von einem der Tatorte zuordnen können.
    Zum ersten Mal fanden sie eine winzige Menge Sperma, das sich mit dem Blut auf den Bettlaken vermischt hatte. Ein weiteres Zeichen dafür, dass der Mörder langsam außer Kontrolle geriet. Er wurde nachlässig. In einem normalen Fall wäre das ein Grund zum Jubeln gewesen, aber da sie von dem vorherigen Tatort mit dem gerissenen Kondom keine Spuren hatten sichern können, gab es nun nichts, womit sie die DNA vergleichen konnten.
    Baldwin hatte die Techniker angewiesen, die DNA ins CODIS-System einzugeben in der Hoffnung, in den Tiefen der Datenbank einen Treffer zu landen, aber er war nicht sonderlich zuversichtlich. Irgendetwas an diesem Mörder fühlte sich frisch an, ganz neu. Sein Profil besagte, dass das hier die ersten signifikanten Verbrechen waren und man in seinem bisherigen Leben maximal kleine Übertretungen finden würde, wenn überhaupt. Je weiter er sich in den Fall vergrub und je mehr Morde es gab, desto passender schien seine ursprüngliche Einschätzung. Wenn es keinen Treffer in CODIS gäbe, würde das einen Punkt seines Profils bestätigen.
    Baldwin hatte Grimes gebeten, Männer in die Bar zu schicken, die Christy oft besucht hatte. Sie sollten herausfinden, ob jemand sich daran erinnern konnte, mit wem sie sich unterhalten und danach die Bar verlassen hatte. Aber leider war nichts dabei herausgekommen. Niemand hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt. Ein Barkeeper war sogar so weit gegangen, Witze darüber zu machen, dass es schon eine komplette Polizeistaffel bräuchte, um über die Männer, mit denen Christina geflirtet hatte, den Überblick zu behalten. Sein Humor war nicht sonderlich gut angekommen, und er hatte sich schnell entschuldigt und sie ernsthaft wissen lassen, dass sie mit jedem hätte zusammen sein können. Niemand achtete auf ein verrücktes Mädchen, das sich durch einige Stunden freier Drinks flirtete.
    Aus einer Eingebung heraus hatte Baldwin Grimes auch gebeten nachzufragen, ob irgendjemand sich an einen jungen, dunkelhaarigen Mann erinnerte. Diese Frage hatte nur Gelächter geerntet. Es war eine Collegebar; die Beschreibung passte auf mindestens die Hälfte der Gäste. Und keiner davon war dem Barkeeper besonders aufgefallen.
    Sie hatten einfach nicht viel, worauf sie aufbauen konnten. Baldwin bedeutete den Kollegen, dass sie Christy aus dem Gebüsch herausziehen und auf eine Bahre legen sollten, damit sie ins Leichenschauhaus von Asheville transportiert, dort kurzerhand aufgeschnitten und danach in ein Kühlfach geschoben werden konnte. Während Baldwin Däumchen drehte, dumm dastand und keine Ahnung hatte, wie er diesen launenhaften Mörder schnappen sollte.
    Es war mal wieder an der Zeit, sich ein Zimmer zu nehmen, sich einen Drink zu gönnen und zu

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