Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Flugzeug vom FBI gesetzt und sie so schnell wie möglich nach Hause gebracht, aber es gab noch zu viele lose Enden, die sie verbinden mussten.
Baldwin warf Taylor einen vielsagenden Blick zu. Sie saß schweigend auf der Rückbank des Zivilfahrzeugs und starrte in die Nacht, während sie den East River überquerten. Er war froh, noch ein Zimmer im W bekommen zu haben. Es hatte keinen Zweck, sich mit etwas Geringerem zufriedenzugeben. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass er mit seiner zukünftigen Braut einen romantischen Abend in New York verbrachte. Und er genoss es, etwas aus dem Hut zaubern zu können, was ihr Trost und Wohltat war. Zumindest hoffte er, dass es ihr guttun würde. Jesus, jetzt, wo er sie zurückhatte, wollte er sie nie wieder aus den Augen lassen.
Die Stadt war festlich geschmückt und weihnachtlich erleuchtet, aber das Wetter war umgeschlagen. Es hatte angefangen zu schneien, die Flocken kämpften um jeden Zentimeter Luftraum und schwebten sorglos zur Erde. Der Himmel zwischen den Wolkenkratzern war dunkel, tief und schmutzig. Grauweiße Wolken schwammen durch die Dunkelheit. Nebel kroch zwischen den Häusern entlang; er fühlte sich lebendig an, böse und beklemmend. Gotham City, die ihrem Ruf alle Ehre machte.
Trotz der finsteren Stimmung reichte die Schlange vor dem Whiskey Blue einmal um den Block. Gäste des Waldorf Astoria auf der anderen Straßenseite schüttelten beim Anblick der modebewussten Partygänger den Kopf. Köpfe wandten sich um, als Taylor und Baldwin aus dem Auto stiegen, aber sobald klar war, dass es sich nicht um Prominente handelte, kümmerte sich die Gruppe schnell wieder um ihr eigenes Leben.
Sie schüttelten Eldridge zum Abschied die Hand, bedankten sich für die Gastfreundschaft und verabredeten sich zum gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen. In der mit Marmorfußboden ausgestatteten Lobby des Hotels war es warm. Der geschmackvolle Springbrunnen, der den Eingang vom Restaurantbereich trennte, sprudelte leise vor sich hin, und Taylor verließ den Platz an Baldwins Seite, um mit zur Seite gelegtem Kopf dem fließenden Wasser zuzusehen.
Der Mann am Empfang war eisig höflich. Seine Finger huschten über die Tastatur, der Zimmerschlüssel wurde programmiert. Er fragte, ob sie irgendwelche speziellen Wünsche hätten, was Baldwin verneinte. Der Rezeptionist musste nicht unbedingt wissen, wer sie waren. Für ihn waren sie einfach nur ein weiteres Pärchen, das bei seinem Stadtbummel zu viel getrunken hatte und den langen Weg in die Vororte um diese Uhrzeit nicht mehr auf sich nehmen wollte.
Er machte sich Sorgen um Taylor. Er hatte den Ausdruck in ihren Augen gesehen, eine gewisse Abwesenheit, ein Blick, der in die Ferne ging und ihm zeigte, dass sie in ihrem Inneren nach Antworten suchte.
Auf dem Revier hatte er ihren Schilderungen der Ereignisse genau zugehört. Während sie den Mann beschrieb, der sie gefangen gesetzt und mit verschiedenen Ultimaten bedroht hatte, war er zusammengezuckt. Er hatte den Ärger und die Wut spüren können, die in ihr aufgeflammt waren, als sie erzählt hatte, wie sie der Wache das Genick gebrochen hatte und geflohen war. Er kannte ihre Gefühle: Sie war nicht so sehr darüber entsetzt, jemandem das Leben genommen zu haben, als darüber, überhaupt erst in diese Situation gebracht worden zu sein. Taylor war eine zähe Frau. Sie kannte die Risiken ihres Berufs sehr genau. Mord, Körperverletzung, das lag alles im Bereich des Möglichen. Sie wäre eine gute FBI-Agentin, denn sie konnte ihre Gefühle abspalten, tun, was für den Job notwendig war, und ohne Reue weitermachen.
Aber eine Schlacht, in der sie mit ihren eigenen Händen kämpfen musste, ein tödliches Gefecht war etwas ganz anderes.
Er hatte es nun in der Hand, ihr dabei zu helfen. Sanft führte er sie zum Fahrstuhl, sich nur zu bewusst, wie sehr sie sich zusammenriss. Er nahm an, dass sie einen Schrei ausstoßen würde, sobald sich die Türen hinter ihnen schlössen. Irgendetwas, um Spannung zu lösen, die sich so deutlich auf ihrem Gesicht zeigte.
Sie blieb stumm, wachsam, auf der Hut.
Das dezente Klingeln des Fahrstuhls zeigte an, dass sie ihre Etage erreicht hatten. Er ließ Taylor den Vortritt und ging dann neben ihr den langen Flur hinunter. Dabei zählte er innerlich mit: 1515, 1509, 1507. Das war ihr Zimmer. Er steckte die Karte in den Türschlitz, das grüne Licht flackerte auf, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Er schob sie ganz auf und folgte
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