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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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einzulassen, um sich dann mit gleicher Präzision und ohne Bedauern dem nächsten Fall zuzuwenden. Das war mit ein Grund dafür, warum das FBI ihn eingestellt hatte. Und auch die CIA verlangte genau diese Fähigkeit, wenn sie ihn anheuerte.
    Er war ungefähr vier Jahre in der Profiling-Einheit gewesen, als Garrett einen kurzen Trip nach Washington, D.C. vorgeschlagen hatte. Es ging um einen ungewöhnlichen Fall. „Es ist ein Gefallen für einen Freund, Baldwin. Du musst dir nur einmal den Tatort und ein paar Beweise anschauen und mir sagen, was du darüber denkst.“
    Er war nur allzu bereitwillig mitgegangen. Garrett war sein Mentor und immer fair zu ihm gewesen. Heute bedauerte er sein Einverständnis und war doch gleichzeitig froh, dass er derjenige war, den man gebeten hatte mitzukommen. Er dachte zurück an den Tag, an dem es mit den Lügen angefangen hatte. Ein Junimorgen, der den Lauf seines Lebens verändert hatte.
    Es hatte wie immer dichter Verkehr geherrscht. Garrett hatte auf der Fahrt Richtung Norden nicht viel gesprochen. Sie brauchten eine Stunde und vierzig Minuten, um den Beltway zu erreichen. Nicht die beste Zeit. Aber nachdem sie erst einmal auf der 495 waren, leerten sich die Straßen wie von Zauberhand, und innerhalb von fünf Minuten waren sie auf dem George Washington Parkway und fuhren Richtung McLean, Virginia.
    Kurz nach der Ausfahrt zur Chain Bridge Road bog Garrett auf einen Aussichtsparkplatz und stieg aus dem Wagen. Der Potomac gurgelte zu ihren Füßen, die Wälder auf der anderen Seite waren dicht und Unheil verkündend. Es waren nur ganz undeutlich einige Wege zu erkennen. Garrett ging vor und bedeute Baldwin, ihm zu folgen. Irgendwas an der Gegend kam ihm vertraut vor. Baldwin brauchte einen Moment, um zu registrierten, dass sie sehr nah am Fort Marcy Park waren, dem Ort eines der berühmtesten Selbstmorde der Washingtoner Geschichte: der des stellvertretenden Beraters des Weißen Hauses, Vince Foster. Die Öffnung der Büchse der Pandora war dagegen ein Kinderspiel gewesen. Er schob die Gedanken an den Skandal beiseite und folgte Garrett tiefer in den Wald.
    Nach ungefähr zweihundert Metern durch das Unterholz kamensie an eine kleine Lichtung. Baldwin roch das Blut, bevor sein Gehirn die Szene vor ihm verarbeiten konnte.
    Die Lichtung sah aus wie das Set eines billigen Horrorfilms. Ein selbst gebautes Trockenregal hing zwischen zwei Bäumen: ausgebreitete Haut, Stücke von Genitalien, ein abgetrennter Kopf mit wild starrenden, milchigen Augen – alles sorgfältig an die Drähte gehängt. Es handelte sich um mindestens fünf Frauen in verschiedenen Stadien der Verwesung. Fliegen summten um eine offensichtlich gerade erst getötete Frau.
    Baldwin spürte, wie ihm die Galle hochstieg. Das war eine vollkommen unnatürliche Reaktion von ihm. Etwas Böses hauste in diesen Wäldern. Er konnte fühlen, wie das Grauen aus allen Poren sickerte, und wäre am liebsten zurück zum Auto gerannt.
    „Heilige Muttergottes. Was ist das, Garrett?“
    Garretts Antwort war ein Seufzen. „Das sollst du mir sagen.“
    Später an diesem ersten Tag hatte Baldwin mit blassem, verkniffenem Gesicht im ersten Stock von Mr Henry’s gesessen, einer lauten Bar. Garrett saß schweigend neben ihm.
    Garrett hatte angedeutet, dass von diesem Treffen Antworten zu erwarten wären, aber bisher war nichts geschehen. Baldwin trank ein Sierra Nevada Pale Ale und versuchte verzweifelt, damit den Geschmack von Fäulnis und Angst aus seiner Stimme zu spülen.
    Er schaute aus dem Fenster, sah Menschen vorbeigehen und war froh, dass sie nicht wussten, welchen Horror er gerade erlebt hatte. Wie sollte er für ihre Sicherheit sorgen?
    Als er sich wieder umdrehte, setzte sich ihm ein großer, kahlköpfiger Mann gegenüber und musterte ihn. Er hatte schlaue Augen, die blauer waren als kaltes Meereswasser, einen kräftigen Nacken und dicke Finger. Seinen Namen gab er mit Atlantic an, ein Spitzname, den er wohl seinem Äußeren zu verdanken hatte.
    Atlantic sagte, dass er Baldwins Führungsoffizier in diesen grausamen, stummen Fällen sein würde. Baldwin hörte aufmerksam zu, fasziniert von den eisigen Augen, und versuchte, die Nationalität des älteren Mannes zu erraten. Er konnte es auf irgendeinen der Balkanstaaten eingrenzen, hörte auch ein wenig britischen Einfluss in den lang gezogenen A s, doch genauer konnte er es nicht bestimmen. Was ihn unglaublich nervte.
    Atlantic sprach mit seinem seltsamen Akzent gefühlte

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