Taylor Jackson 03 - Judasmord
Blumentopf darüber gestülpt. War sie auch beim richtigen Haus?“
„Ja, war sie. Der Blumentopf steht an der Seite deines Hauses, und das Kaninchen war weg. Vielleicht hat ein hilfsbereiter Nachbar es entsorgt?“
Taylor dachte darüber nach. Das war eine logische Erklärung. Wieso standen ihr dann die Nackenhaare zu Berge?
„Vermutlich hast du recht, Marcus. So wird es gewesen sein. Ich erkundige mich, wenn ich wieder zu Hause bin. Die Leute nebenan haben Hunde, vielleicht haben die einen Aufstand gemacht, weil sie den toten Hasen gerochen haben. Sag Keri Danke, dass sie es versucht hat.“
Sie beendeten das Gespräch. Taylor nahm die Ausfahrt zur Charlotte Avenue und fuhr durch Hillwood hindurch in das Viertel der Wolffs. Sie bog in die Sackgasse ein und parkte hinter Tims Wagen von der Metro-Kriminaltechnik.
Tim saß unbeweglich in der Hollywoodschaukel auf der vorderen Veranda. Sein Rücken war so gerade, dass er die Rückenlehne nicht berührte. Sobald er Taylor erblickte, sprang er auf die Füße.
„Hey“, sagte sie.
„Selber hey. Tut mir leid, dass Sie meinetwegen noch einmal hier herauskommen mussten, aber Sie müssen das persönlich sehen, bevor ich anfange, es abzubauen.“
„Was abzubauen, Tim? Jetzt, wo ich hier bin, können Sie mich sicher aufklären.“
Er errötete und wandte den Blick ab. Oh guter Gott. Ein altmodischer Südstaatler, der Frauen respektierte. Zu gerne hätte sie ihn damit aufgezogen, doch ihre Neugier auf seinen Fund gewann dieOberhand. „Okay. Zeigen Sie es mir einfach, wenn es Sie zu verlegen macht, darüber zu sprechen.“
Er nickte kurz, wirbelte dann herum und ging ins Haus. Taylor folgte ihm. Er ging direkt zu der Treppe, die in den Keller führte, und stieg sie wortlos hinab. Die Luft roch kühl und staubig, ähnlich wie am Tag zuvor. Als sie unten angekommen waren, sah Taylor, dass Tim sein Licht aufgebaut hatte. Der Fünfhundert-Watt-Strahler war auf eine Stelle an der Wand gerichtet.
Tim setzte zu einer Erklärung an. Die Worte schossen aus seinem Mund wie Maschinengewehrfeuer. „Auf der Suche nach weiteren Hinweisen habe ich ein paar der Kartons verschoben. Einer davon ist von dem Stapel heruntergefallen.“ Er zeigte auf einen Karton, dessen Inhalt über den Boden verstreut lag. Durchsichtige Plastikhüllen, wie man sie für CDs brauchte, und silberne Scheiben, in denen sich das Licht fing.
„Haben sie CDs gebrannt? Lassen Sie mich raten, es gibt auch Kartons mit Zigaretten. Die Wolffs arbeiten für al-Qaida.“ Taylor schenkte Tim ein Lächeln, um ihn wissen zu lassen, dass sie nur Witze machte. Der arme Kerl war immer so ernst.
„Es ist schlimmer, LT.“ Tim ging um den umgekippten Karton herum zur rückwärtigen Wand; der einzigen Wand, die gestrichen war. Er klopfte gegen den Zement. Anstatt des erwarteten dumpfen Klopfens ertönte ein scharfes Klirren. Mit erhobener Augenbraue stemmte er sich dagegen. Die gesamte Wand schwang zur Seite und gab den Blick frei auf ein dunkles Loch.
„Ein geheimes Zimmer. Cool.“
Tim zuckte nur mit den Achseln und verschwand hinter der Wand. Taylor folgte ihm. Die Luft in dem Zimmer war anders, ohne Moder und Feuchtigkeit. Es roch nach Chlorreiniger.
Tim schaltete das Licht an, und Taylor hielt überrascht den Atem an. Auf den ersten Blick sah es hier aus wie in einer mittelalterlichen Folterkammer. Auf den zweiten Blick sah sie, dass es sich um ein Filmstudio handelte. Tim sagte nichts, sondern gab ihr einen Augenblick Zeit, das alles zu verarbeiten. In der Mitte stand ein Doppelbett, das mit weißen Laken und einer weißen Daunendecke bezogen war. Dicke weiche Kissen lagen am Kopfende. An der rechten Seite lehnte eine Holzplatte, die von oben bis unten mit verschiedenen … nun, das einzige Worte, was Taylor dazu einfiel, war Accessoires, behängtwar. Sexspielzeuge, Peitschen, eine Domina-Kapuze und ein Latexbustier; Knebel, Dildos, Vibratoren. Ein kleiner, netter Sexshop, versteckt im Keller eines vorstädtischen Einfamilienhauses. Taylor hatte solche Ausstattungen schon an einigen Tatorten gesehen. Eine voll ausgestattete Sexkammer mit zwei professionellen Videokameras, vier Mikrofonen und strategisch platzierter Beleuchtung war ihr allerdings auch neu.
„Die stellen hier Pornos her?“ Das Zittern in Tims Stimme strafte seine ruhige Haltung Lügen. Tim fühlte sich unglaublich unwohl, das konnte sie sehen. Als guter Kirchgänger war er sicherlich kein Freund dieses Hobbys der Wolffs.
Taylor schaute
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