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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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stöhnen würdest.
    - Ich habe meinen Freundinnen schon Bescheid gesagt. Jesper Humlin war entsetzt.
    - Was hast du ihnen erzählt?
    - Natürlich nichts davon, daß ihr herkommt. Ich habe nur gesagt, daß ich heute abend nicht in der Lage bin zu arbeiten.
    Jesper Humlin beendete das Gespräch und versuchte anschließend, das Handy im Klo herunterzuspülen. Es blieb stecken. Er verließ die Toilette und kehrte an seinen Platz zurück.
    Am Hauptbahnhof fand er ein Taxi, das groß genug war, um sie alle aufzunehmen. Ein Streifenwagen glitt vorbei. Tanja und Tea-Bag winkten. Einer von den Polizisten winkte zurück. Sie glauben, daß ich ihre Sicherheit garantieren kann, dachte

Jesper Humlin. Sie verstehen nicht, daß ich keine Möglichkeit habe, auch nur das geringste zu garantieren.
    Die Begegnung zwischen seiner Mutter und den Reisenden aus Göteborg entsprach in keiner Weise Jesper Humlins Befürchtungen. Vom ersten Augenblick an schlossen die Gäste seine Mutter mit staunender Liebe in ihr Herz. Widerstrebend mußte er zugeben, daß sie, wenn sie wollte, sich ganz natürlich geben konnte und über eine ungekünstelte Art verfügte, mit anderen Menschen umzugehen. Sie verwechselte ihre Namen, bestand hartnäckig darauf, Leyla zu einer Inderin zu machen, Tea-Bag zu »dem schönen Mädchen aus Sumatra«, und Tanja gab sie aus irgendeinem Grund den Namen »Elsa«. Doch die Verwirrung war bedeutungslos. Sogar er selbst gewann in den Augen der Mädchen, als sich herausstellte, daß er eine solche Mutter hatte.
    Ihre große Wohnung bot eine grenzenlose Sicherheit, sie war ein Gebiet mit diplomatischer Immunität. Seine Mutter hatte sämtliche Betten des Hauses zurechtgemacht, und bereits wenige Minuten nach der Ankunft waren alle untergebracht. Tea-Bag und Tanja teilten wieder ein Zimmer, Leyla schlief allein, und für Torsten war ein Zeltbett im Flur aufgeschlagen worden.
    - Selbstverständlich kann ich Unverheiratete nicht in einem Zimmer schlafen lassen.
    - Was für ein altmodischer Gedanke.
    - Ich bin altmodisch.
    - Dein Stöhnen am Telefon deutet nicht darauf hin. Seine Mutter würdigte ihn keiner Antwort. Sie hatte ihm bereits den Rücken gekehrt.
    Nach einer Weile ging Jesper Humlin einkaufen. Er nahm Tanja mit, damit sie ihm tragen half. Erst hatte er Torsten gefragt, aber da hatte Leyla so unglücklich ausgesehen, daß er es sich anders überlegte. Auf dem Weg zum Lebensmittelladen blieb Tanja plötzlich vor einer Kneipe stehen.

- Ich habe Durst.
    Sie öffnete die Tür und trat ein. Jesper Humlin folgte ihr. Tanja bestellte Bier.
    - Ich lade dich ein, sagte Tanja. Aber du mußt zahlen. Ich habe nur Handys, kein Geld.
    - Ist es nicht ein bißchen früh am Tag für Bier?
    Tanja antwortete nicht, zischte nur etwas Unverständliches und setzte sich an einen Tisch. Jesper Humlin folgte ihr, mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Er sah, daß sie angespannt war. Ihre Augen flackerten unruhig.
    - Willst du deine Ruhe haben?
    Sie antwortete nicht. Jesper Humlin wartete. Sie leerte das Glas. Dann stand sie auf und ging zur Toilette. Eins von ihren Mobiltelefonen lag auf dem Tisch. Es fing an zu klingeln. Das ist sie, dachte er. Sie wiederholt das, was in der Wohnung der Familie Yüksel geschah. Sie ruft an, wenn sie etwas Wichtiges zu sagen hat.
    - Richter Hansson vom Oberlandesgericht wünscht Oberstaatsanwalt Westin zu sprechen.
    - Er ist nicht da, sagte Jesper Humlin und drückte das Gespräch weg.
    Es klingelte erneut. Er hantierte an dem Gerät, um die Nummer des Anrufers zu sehen. Es mißlang, und er meldete sich.
    - Ich glaube, wir wurden unterbrochen. Oberstaatsanwalt Westin?
    - Er ist noch immer nicht zurück.
    Jesper Humlin brach der Schweiß aus. Die Tür zu den Toiletten blieb geschlossen. Nach einer Weile stand er auf und ging hin. Er horchte vor der Damentoilette. Es war still. Er klopfte. Keine Antwort. Er rief ihren Namen. Dann öffnete er die Tür. Die Damentoilette war leer. Es gab ein Fenster da drinnen, das er aufzumachen versuchte. Die Haken waren

festgerostet. Niemand ist auf diesem Weg hinausgeschlüpft, dachte er. Dann ging er auf die Herrentoilette.
    Tanja hockte neben dem Pissoir auf dem Boden. Sie preßte sich ein Papierhandtuch vor das Gesicht. Im ersten Moment dachte Jesper Humlin, ihr sei etwas zugestoßen und sie hätte Nasenbluten bekommen, das sie jetzt zu stoppen versuchte. Dann bemerkte er, daß etwas in dem Papierhandtuch steckte. Er riß es an sich. Etwas war darin eingewickelt, das

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