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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht im Stich gelassen.
    - Haiman hatte einen Rugbyball für dich dabei. Als ihm klar wurde, daß du nicht kommen würdest, tat es ihm leid, daß er damals nicht härter zugeschlagen hat. Alle waren tief enttäuscht.
    - Ich saß bei Herrljunga in einem Zug fest, der wegen eines Stromausfalls liegengeblieben war. Wie oft soll ich das noch erklären?
    - Warum hast du nicht angerufen?
    - Das Handy hatte kein Netz an der Stelle, an der der Zug anhalten mußte.
    - Ich hoffe, du verstehst, daß es mir schwerfällt, dir zu glauben. Es sind ein bißchen zu viele Zufälle.
    - Jedes Wort, das ich sage, ist wahr. Was ist da draußen passiert? Als ich nicht kam?
    - Ich habe ihnen erklärt, daß du dich leider als eine Person entpuppt hast, auf die man sich nicht verlassen kann. Wir haben beschlossen, alles abzublasen.
    - Abzublasen?
    - Ich hoffe, dir ist klar, wie sehr du diese Mädchen enttäuscht hast.
    - Das verstehe ich ganz und gar nicht. Ich kann alles erklären. Ich habe niemanden im Stich gelassen.

- Wo hast du übrigens Tanja aufgegabelt?
    - Sie wartete vor der Tür des Boxklubs auf mich.
    - Was hat sie da gemacht?
    Jesper Humlin begann den Plan ins Werk zu setzen, der Tanja vor allen Anschuldigungen bewahren sollte, sie hätte die Tür aufgebrochen.
    - Sie hat die Tür bewacht, weil es dort einen Einbruch gegeben hat.
    - Es hat keinen Einbruch gegeben. Es ist nichts gestohlen worden.
    - Davon weiß ich nichts.
    Jesper Humlin war vollständig unvorbereitet, als Pelle Törnbloms Faust vorschoß und ihn am Kragen packte.
    - Ich weiß nicht, was du treibst, oder was in dir vorgeht. Aber du sollst den Teufel tun, die Tür zu meinem Boxklub aufzubrechen.
    Er entließ ihn aus seinem Griff. Aus purer Überraschung sank Jesper Humlin auf einen Stuhl. Sie waren allein in einem Raum und warteten auf die Fertigstellung des Protokolls, ehe er entlassen wurde. Wo Tanja sich befand, wußte er nicht.
    - Wie oft muß ich noch sagen, daß ich es nicht war, der die Tür aufgebrochen hat.
    - Du bist wahrscheinlich ein solches Schwein, daß du auch noch Tanja beschuldigst, es getan zu haben.
    - Ich habe doch gesagt, daß sie die Tür bewacht hat. Ich beschuldige sie überhaupt nicht.
    Pelle Törnblom kramte eine Schachtel Zigaretten hervor. Ein Schild an der Wand verkündete, daß auf dem Polizeipräsidium absolutes Rauchverbot herrschte.
    - Du darfst hier nicht rauchen.
    Ungerührt steckte sich Pelle Törnblom eine Zigarette an und setzte sich.
    - Du taugst nicht.
    - Wie meinst du das?

- Kann ich etwas wesentlich anderes meinen, als daß du nicht dazu taugst, diesen Mädchen zu helfen, ein bißchen mehr Selbstbewußtsein zu entwickeln?
    - Wie soll ich das auch tun können, wenn du alles abgeblasen hast?
    - Ich stand da und habe mich geschämt. Als du nicht kamst. Leyla war den Tränen nahe, und ihre Verwandten waren aufgewühlt. Auch wenn sie dir ganz egal sind, mußt du sie nicht wie Scheiße behandeln. Aber du wirst noch bereuen, was du getan hast.
    - Ich vermute, du meinst, daß Haiman mich aufsuchen wird, um mich noch einmal zusammenzuschlagen.
    - Wir wenden keine Gewalt an. Das ist noch so ein Vorurteil, das Leute wie du über Menschen verbreiten, die aus anderen Kulturen nach Schweden gekommen sind.
    - Ich verbreite keine Vorurteile. Ich will wissen, was du meinst.
    - Der Journalist war genauso enttäuscht wie wir anderen. Er wird deine Gedichtsammlungen auf Beispiele hin überprüfen, aus denen hervorgeht, daß du eigentlich ein Menschenbild hast, das Schwäche verurteilt. Auch wenn du versuchst, es in schöne und einschmeichelnde Worte zu verpacken. Er wird dich in der Luft zerreißen.
    Jesper Humlin bekam sofort Magenschmerzen.
    - Das ist ungerecht. Ich verdiene es nicht, so behandelt zu werden.
    Pelle Törnblom warf die Zigarette auf den Boden und zertrat die Glut mit dem Absatz.
    - Es hat keinen Sinn, daß wir dieses Gespräch fortsetzen. Mir ist auch schleierhaft, wie du behaupten kannst, eins der Mädchen sei mit dir im Zug gewesen und in Hallsberg verschwunden. So etwas passiert nicht. Ich gehe davon aus, daß wir von nun an keinen Kontakt mehr miteinander haben werden. Außerdem ist es wohl angebracht, daß du dich in den

nächsten Jahren bei uns da draußen nicht blicken läßt. Du magst es nicht für möglich halten, aber diese Leute haben ihre Würde bewahrt, obwohl sie in schwierigen Verhältnissen leben.
    Pelle Törnblom verließ das Zimmer. Verzweifelt versuchte Jesper Humlin eine Lösung für das Problem zu

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