Tea-Bag
finden, das ihm vordringlich erschien, nämlich den Journalisten, von dem er noch nicht einmal den Namen kannte, daran zu hindern, daß er einen Artikel schrieb, der ihn vernichten würde. Zugleich fühlte er sich durch Pelle Törnbloms Worte gekränkt und traurig.
Die Tür ging auf. Ein Polizist trat ein.
- Sie können jetzt gehen. Sie müssen nur vorher einige Papiere unterschreiben.
- Ich unterschreibe keine Papiere.
- Sie sollen unterschreiben, daß Sie keines Vergehens beschuldigt sind.
Jesper Humlin unterschrieb sofort.
- Wo ist das Mädchen, das mit mir zusammen festgenommen wurde?
- Die, die Tatjana heißt. Tatjana Nilsson? Jesper Humlin wunderte sich über nichts mehr.
- Ja, die meine ich. Wo ist sie? Wir sind gleichzeitig beim Boxklub angekommen. Da war die Tür bereits aufgebrochen.
- Das wissen wir.
- Dann gehe ich davon aus, daß sie auf dieselbe Weise entlassen wird wie ich.
- Wir müssen sie nicht entlassen.
- Was heißt das?
- Sie ist durchs Toilettenfenster entflohen. Wie sie es aufbekommen hat und wie sie durch das Fenster kriechen konnte, ist uns ein Rätsel.
- Hat sie damit eine kriminelle Handlung begangen?
- Nicht direkt. Aber wir haben ihren Führerschein im Register überprüft. Irgend etwas stimmt da nicht. Wir wissen nur nicht, was.
- Es gibt sehr wenige Dinge im Leben, die stimmen, sagte Jesper Humlin freundlich. Kann ich jetzt gehen?
Es war inzwischen Viertel nach fünf. Bevor Jesper Humlin das Polizeipräsidium verließ, wählte er von einem Telefonapparat aus seine Handynummer. Zu seiner Überraschung meldete sich jemand.
- Mit wem spreche ich?
- Wieso?
- Es ist nämlich mein Telefon, in das Sie gerade sprechen.
Der Mann am anderen Ende klang verschlafen und schien nicht ganz nüchtern zu sein.
- Ich habe dieses Handy gestern für hundert Kronen gekauft. - Ich werde es sperren lassen, sobald dieses Gespräch beendet ist. Wenn Sie das Handy gekauft haben, ist es Diebesgut. Hehlerei.
- Das geht mich wohl kaum etwas an. Oder? Aber Sie können es für fünfhundert zurückhaben.
- Wo können wir uns treffen?
- Ich werde mir die Sache überlegen. Rufen Sie in einer Stunde wieder an. Wie spät ist es überhaupt? Ist das vielleicht eine angemessene Zeit, um Leute durch einen Anruf aus dem Schlaf zu reißen?
- Ich melde mich in einer Viertelstunde wieder.
In Jesper Humlins Schläfen pochte es. In den letzten Jahren war er immer mehr davon überzeugt, daß er bald dieselben Probleme mit seinem Blutdruck haben würde wie Olof Lundin. Aber seine Ärztin, die eine Frau von großer Geduld war, konnte jedesmal, wenn er sie konsultierte, feststellen, daß sein Blutdruck völlig normal war. Heimlich hatte er jedoch einen Blutdruckmesser angeschafft, da er seine Ärzte stets im Verdacht hatte, ihm nicht die Wahrheit zu sagen. Als die
Blutdruckmanschette dasselbe Ergebnis anzeigte, begann er die technische Qualität des Geräts anzuzweifeln.
Er dachte, jetzt sei es an der Zeit, sämtliche Körperfunktionen gründlich durchchecken zu lassen. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, verbrachte er die ersten Minuten damit, in sich hineinzuhorchen, wie er sich fühlte. Er war selten krank, fühlte sich aber oft schlecht. Es gab immer irgendeine kleine Unpäßlichkeit zu entdecken, die den ganzen Tag überschatten konnte. Einige Wochen zuvor hatte er eigentümliche Ausschläge an einem Bein und dem rechten Unterarm bemerkt. Da er sofort argwöhnte, es könnte das Anzeichen einer ernsten Krankheit sein, hatte er Andrea mit seinen Hautproblemen konfrontiert. Sie hatte einen flüchtigen Blick darauf geworfen.
- Es ist nichts.
- Du siehst doch, wie ich aussehe? Wie kannst du da behaupten, es sei nichts?
- Weil ich eine hochqualifizierte Krankenschwester bin und allein mit Hilfe meiner Augen feststellen kann, daß es nichts ist.
- Ich bin hier doch ganz rot?
- Juckt es?
- Nein.
- Tut es weh?
- Nein.
- Es ist nichts.
Andreas Diagnose hatte eine momentane, aber vorübergehende Beruhigung bewirkt. Jetzt massierte er besorgt seine pochenden Schläfen und dachte, er sollte seine Ärztin anrufen, obwohl es erst halb sechs Uhr morgens war.
Als fünfzehn Minuten um waren, rief er erneut seine Nummer an. Das Handy war abgeschaltet. Wütend knallte er den Hörer auf die Gabel und verließ das Polizeipräsidium. Draußen war es noch dunkel. Er war müde und hungrig, und
die Kopfschmerzen waren nicht verschwunden. Außerdem machte er sich Sorgen darüber, was Pelle Törnbloms Journalist
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