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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schreiben würde. Als er Göteborgs Fußballstadion passiert hatte, blieb er plötzlich stehen und drehte sich um. Er hatte das vage Gefühl, daß ihm jemand folgte. Aber da war niemand. Er ging weiter Richtung Hauptbahnhof. Es wehte und war kalt. Er meinte, einen Anflug von Halsweh zu verspüren. Als er am Bahnhof ankam, glitt jemand an seine Seite. Er schrak zusammen. Es war Tanja. Oder Inez. Oder Natalia. Oder vielleicht sogar Tatjana.
    - Was machst du hier?
    - Ich wollte nur wissen, wie es gelaufen ist.
    - Keiner von uns wird beschuldigt, die Tür aufgebrochen zu haben. Aber sie haben entdeckt, daß mit deinem Führerschein etwas nicht stimmt. Tatjana Nilsson. Bist du das?
    - Natürlich stimmt mit dem Führerschein etwas nicht. Er ist gefälscht.
    Besorgt sah Jesper Humlin sich um. Er spürte, wie sich die Probleme vor ihm auftürmten. Erst war Tea-Bag verschwunden. Jetzt war Tanja aus dem Polizeipräsidium entwischt. Er zog sie mit sich in eins der Cafes, das geöffnet hatte. Sie schaute ihn fragend an.
    - Wieso bist du so nervös?
    - Ich bin nicht nervös. Du hast nicht zufällig ein Handy, das ich benutzen kann? Ich habe meines gestern im Zug liegenlassen, und jemand hat es gestohlen. Vermutlich einer vom Reinigungspersonal. Anschließend hat er es verkauft.
    - Möchtest du eine bestimmte Marke?
    - Wie meinst du das?
    Tanja stand auf. Weiter hinten im Lokal erhoben sich gerade einige Männer in teuren Mänteln von ihren Stühlen. Tanja ging an ihnen vorbei. Dann kam sie zurück. Als die Tür zuschlug, reichte sie ihm ein Handy. Jesper Humlin verstand, daß sie es

auf irgendeine Weise geschafft hatte, es einem von den Männern zu stehlen, die gerade weggegangen waren.
    - Ich will es nicht.
    - Die können es sich leisten, ein Neues zu kaufen.
    - Ich begreife nicht, wie du es dir geschnappt hast. Lag es auf dem Tisch?
    - Er hatte es in der Tasche.
    - In der Tasche?
    - Ja.
    - Ich begreife immer noch nicht, wie du es fertiggebracht hast.
    Sie beugte sich vor und tätschelte seinen Arm.
    - Was hast du in der Manteltasche?
    - Kleingeld. Meine Schlüssel. Warum fragst du?
    - Kannst du mir deine Schlüssel mal zeigen?
    Jesper Humlin griff in seine Tasche. Da lagen ein paar Münzen. Aber keine Schlüssel. Sie öffnete ihre Hand und gab ihm seinen Schlüsselbund.
    - Wann hast du ihn genommen?
    - Jetzt.
    Jesper Humlin starrte sie an.
    - Wer bist du eigentlich. Und was bist du? Eine Einbrecherin oder eine Taschendiebin?
    Die Tür des Cafes ging auf. Einer der Männer, die gerade gegangen waren, lief zu dem Tisch und dann zum Tresen und fragte, ob jemand sein Mobiltelefon gefunden hätte. Die Kellnerin schüttelte den Kopf. Jesper Humlin duckte sich. Kopfschüttelnd verließ der Mann das Lokal.
    - Wolltest du nicht anrufen?
    - Ich glaube, das wächst mir jetzt alles über den Kopf. Tanja stand auf.
    - Ich muß etwas erledigen. Ich komme wieder.
    - Du wirst bestimmt verschwinden.
    - Ich komme wieder. Spätestens in einer Stunde.

- Dann bin ich möglicherweise abgereist.
    - Nein, sagte sie. Du bist nicht abgereist. Du kannst nicht abhauen, ehe ich nicht deine Frage beantwortet habe.
    - Welche von ihnen?
    - Ob ich eine Einbrecherin bin oder eine Taschendiebin.
    Tanja verschwand. Jesper Humlin schenkte sich Kaffee nach und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Das Handy brannte in seiner Tasche. Er bezwang sein Unbehagen und gab Andreas Nummer ein.
    - Warum rufst du so früh an?
    - Ich habe heute nacht kein Auge zugetan.
    - Das hört man.
    - Wie meinst du das?
    - So klingst du normalerweise, wenn du die ganze Nacht durchgesoffen hast. Hattest du Spaß?
    - Ich habe im Polizeipräsidium von Göteborg gesessen, beschuldigt, einen Einbruch begangen zu haben.
    - Hast du das?
    - Natürlich nicht. Es war wirklich keine lustige Nacht. Ich wollte nur sagen, daß ich damit rechne, heute nach Hause zu kommen.
    - Das würde ich dir auch raten. In den nächsten achtundvierzig Stunden werden wir entscheiden, was mit unserer Zukunft ist.
    - Versprochen.
    - Was ist versprochen?
    - Daß wir über das alles reden werden.
    - Du mußt dir darüber im klaren sein, daß es ernst ist. Übrigens sollst du Olof Lundin anrufen.
    - Was wollte er? Wann hat er angerufen?
    - Gestern abend. Er sagte, du kannst jederzeit anrufen. Außerdem hat deine Mutter angerufen.
    - Was wollte sie?
    - Sie hat behauptet, du hättest sie überfallen.

- Ich habe sie nicht angerührt!
    - Sie sagte, du hättest ihr einen Schlag auf den Kopf versetzt, so daß sie mehrere

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