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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Stunden auf dem Fußboden im Flur liegen geblieben ist.
    - Nichts von dem, was sie sagt, ist wahr. Sie verliert allmählich den Verstand.
    - Wenn ich mit ihr rede, wirkt sie immer sehr vernünftig.
    - Sie ist senil. Sie tut nur so, als wäre sie normal.
    - Ich muß jetzt gehen. Aber ich rechne also damit, daß wir heute abend ein ernsthaftes Gespräch miteinander führen werden.
    - Ich werde kommen. Und du fehlst mir.
    Andrea beendete das Gespräch, ohne die letzte Bemerkung zu kommentieren. Erschöpft überlegte Jesper Humlin, ob Andrea tatsächlich dabei war, ihn zu verlassen, und was für ein Drama seine Mutter jetzt wieder vorbereitete. Um sich abzulenken, rief er Olof Lundin an.
    - Lundin.
    - Hier ist Jesper Humlin. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.
    - Ich bin seit vier Uhr auf. Wo bist du? Jesper Humlin faßte einen raschen Entschluß.
    - In Helsinki.
    - Was machst du da?
    - Recherchearbeiten.
    - Du hast dich also entschlossen, einen Kriminalroman zu schreiben. Ausgezeichnet. Dann können wir deinen Roman zusammen mit dem deiner Mutter in einem Paket lancieren.
    - Ich lasse mich in kein Paket stecken. Außerdem wird meine Mutter niemals ein Buch schreiben.
    - Sag das nicht. Ich habe ihr Expose gelesen.
    Ein Stich fuhr Jesper Humlin in den Magen.
    - Hat sie schon damit angefangen, dir ihr Manuskript zu schicken?

- Es ist eher eine einzige Seite. Handgeschrieben. Darauf hat sie die Handlung skizziert. Ich muß gestehen, daß ich nicht sehr viel verstanden habe, da ihre Schrift schwer zu entziffern ist. Irgendwas mit Kannibalen und verrückten Staatssekretären, glaube ich. Aber mit einer neunzigjährigen Debütantin muß man Geduld haben.
    - Es wird kein Buch daraus.
    - Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Mit diesen Dummheiten in Göteborg hast du also aufgehört?
    - Nein. Außerdem sind es keine Dummheiten.
    - Wenn ich nur einen Kriminalroman von dir bekomme, kannst du den Rest deiner Zeit verbringen, womit du willst. Er soll 384 Druckseiten umfassen.
    - Ich hatte an 389 Seiten gedacht.
    - Das geht nicht. Wir haben bereits die Druckerei gebucht und Papier bestellt. Wie weit bist du gekommen? Warum verlegst du die Handlung nach Helsinki? Es handelt meist ein bißchen viel von Russen und Spionen, wenn Kriminalromane dort spielen. Brasilien eignet sich besser.
    Jesper Humlin war verblüfft.
    - Wieso?
    - Da ist es wärmer.
    Jesper Humlin dachte an Olof Lundins eiskaltes Zimmer und überlegte, ob es da möglicherweise einen Zusammenhang gab. - Ich habe einen Scherz gemacht. Ich bin nicht in Helsinki. Ich bin in Göteborg. Ich werde keinen Kriminalroman schreiben. Im Moment weiß ich überhaupt nicht, was ich schreiben werde. Vielleicht eine Erzählung über ein junges Mädchen, das eine Taschendiebin ist. Oder ein Buch über eine Person, der ein Affe auf dem Rücken herumklettert.
    - Bist du krank?
    - Nein.
    - Du sagst so komische Sachen.
    - Was hast du gewollt, als du gestern anriefst?

- Ich wollte mich nur vergewissern, daß das, was in den Zeitungen stand, nicht wahr ist. Ich erwarte gespannt deinen Roman. Genau wie die Öldirektoren.
    - Es wird keinen Kriminalroman geben.
    - Ich kann kaum verstehen, was du sagst.
    - Ich sagte, daß es keinen Kriminalroman geben wird!
    - Jetzt höre ich überhaupt nichts mehr. Komm zu mir ins Büro, wenn du wieder in Stockholm bist. Wir müssen in Ruhe miteinander reden. Außerdem will die Marketingabteilung ihre Kampagne für deinen neuen Roman präsentieren.
    Das Gespräch brach ab. Jesper Humlin war sehr müde. Das Gefühl, daß der feste Boden unwiderruflich verloren war, lastete auf ihm wie ein gewaltiges Gewicht. Es war, als hätte jemand alle Ausgänge eines Hauses blockiert, in dem er eingesperrt war.
    So verging fast eine Stunde. Er glaubte fast schon, Tanja wäre auf die gleiche Art verschwunden wie Tea-Bag, als die Tür des Cafes aufging.
    Tanja war wieder da. In Begleitung von Leyla.

11
    J esper Humlin wurde aus einem chaotischen Traum gerissen,
    in dem er in abgehackten Sequenzen dabei war, seine Mutter zu erwürgen. Als er sich im Bett aufsetzte und sich im Zimmer umschaute, wußte er zunächst nicht, wo er sich befand. Dann kehrten die Erinnerungsbilder langsam zurück. Er sah auf die Uhr. Viertel vor elf. Tanja war kurz nach acht gegangen, und, ermattet von der langen Nacht im Polizeipräsidium, war er sofort eingeschlafen. Die Schläfen pochten, die Kopfschmerzen hatte er nicht wegschlafen können. Die Ereignisse, die sich abgespielt hatten, seit er am

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