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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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bist? Versteckst du jetzt auch deine Stammlokale zwischen den Zeilen?
    - Das hast du noch nie gesagt. Daß du meine Gedichte rätselhaft findest.
    - Das habe ich jedesmal gesagt, wenn du eine neue Gedichtsammlung herausgebracht hast. Aber über deine Gedichte reden wir ein andermal. Ich möchte dich gern mal begleiten, wenn du Afrikanisch essen gehst. Adamah scheint ja eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit zu sein. Als Koch und als Mensch.
    Du bist wohl nicht die einzige, die noch nie etwas von ihm und seinem Restaurant gehört hat, dachte Jesper Humlin. Hoffentlich hat Tea-Bag nichts davon gesagt, daß sie hier in unserem Bett geschlafen hat.
    - Jedenfalls ist es gut, daß du sie hier hast übernachten lassen, als sie ihre Fahrkarte verloren hatte und nicht nach Eskilstuna zurückfahren konnte.
    Das Telefon klingelte. Andrea verließ die Küche. Jesper Humlin beugte sich zu Tea-Bag vor, die immerzu lächelte, und sprach mit leiser Stimme zu ihr.
    - Wann bist du hergekommen? Was hast du ihr eigentlich erzählt? Warum willst du nach Eskilstuna fahren? Wieso verschwindest du andauernd? Was ist in Hallsberg passiert? Warum fährst du nach Stockholm, obwohl wir in Göteborg verabredet waren?
    Die Fragen sprudelten aus ihm heraus. Sie antwortete nicht, sondern nahm seine Hand, wie zur Beruhigung. Er zog die Hand sofort wieder an sich.
    - Faß mich nicht an. Andrea ist eifersüchtig.
    In Tea-Bags Augen blitzte es auf.
    - Ich wollte nur zeigen, daß ich froh bin, dich zu sehen. Warum sollte sie auf mich eifersüchtig sein?

- Das gehört nicht hierher. Warum bist du gekommen? Was hast du ihr eigentlich gesagt? Warum bist du aus dem Zug verschwunden? Du mußt meine Fragen endlich beantworten.
    - Ich sage immer, wie es ist.
    - Wer ist Adamah? Was ist das für ein Restaurant, von dem sie spricht? Ich gehe nie Afrikanisch essen.
    - Das solltest du tun.
    - Es gibt viele Dinge, die ich tun sollte. Warum sagst du, daß du nach Eskilstuna fahren willst?
    - Ich wohne da.
    - Du wohnst in Göteborg.
    - Wer hat das gesagt?
    - Dort habe ich dich getroffen. Göteborg oder Mölndal oder Stensgården. Da hast du deine Freunde. Du kannst nicht in Mölndal oder Stensgården eine Lesung besuchen, wenn du in Eskilstuna wohnst.
    - Ich habe nie gesagt, daß ich in Eskilstuna wohne.
    - Gerade eben hast du es gesagt. Was ist eigentlich in Hallsberg passiert? Warum hast du den Zug verlassen? Begreifst du denn nicht, daß ich mir Sorgen gemacht habe?
    Vorläufig mußte Jesper Humlin ohne Antwort ausharren, da Andrea zurückkam.
    - Es war Märta.
    - Was wollte sie?
    - Sie kommt hierher.
    - Ich will sie nicht sehen.
    - Das macht nichts.
    - Was soll das heißen?
    - Sie will dich auch nicht sehen. Sie will mich sehen. Sie hat extra betont, daß sie geht, sobald du dich blicken läßt.
    - Wieso? Warum kommt sie hierher? Wenn sie dich sehen will, könnt ihr euch doch in deiner Wohnung treffen.
    - Sie braucht einen Rat für das Buch, an dem sie schreibt.
    - Sie schreibt kein Buch. Was für einen Rat?

- Sie möchte sich darüber informieren, wie eine Krankenschwester ihre Kenntnisse dazu nutzen kann, Leute umzubringen.
    - Und das mitten in der Nacht?
    - Wenn deine Mutter überhaupt etwas wissen will, dann immer nach Mitternacht.
    Andrea brach das Gespräch ab und wandte sich an Tea-Bag. - Jesper hilft dir, auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer ein Bett zu richten. Ich hatte vor, heute abend zu mir nach Hause zu gehen. Aber da Märta kommt, bleibe ich hier.
    Ich zähle nicht, dachte Jesper Humlin. Andrea bleibt nicht meinetwegen. Sondern weil meine durchgeknallte Mutter zu Besuch kommt.
    Tea-Bag stand auf und ging ins Bad.
    - Warum soll sie hier schlafen?
    - Mitten in der Nacht gehen keine Züge nach Eskilstuna.
    - Sie wohnt nicht in Eskilstuna. Sie wohnt in Göteborg.
    - Ihr Bruder Adamah wohnt in Eskilstuna.
    - Jetzt will ich endlich wissen, was hier vorgefallen ist. Hat sie an der Tür geklingelt?
    - Wieso bist du so nervös? Was hast du überhaupt in Göteborg getrieben?
    - Das habe ich dir bereits erzählt.
    - Du hast nur wirres Zeug geredet. Als ich aus dem Krankenhaus kam, saß sie auf der Treppe. Sie fragte nach dir. Sie wollte wissen, ob du schon aus Göteborg zurück bist. Sie sagte, sie habe ihre Reise in Hallsberg unterbrechen müssen.
    - Hat sie gesagt, warum?
    - Nur, daß es notwendig war. Aber ich habe den Verdacht, daß du vielleicht etwas Dummes zu ihr gesagt hast. Sie ist sehr empfindlich.
    - Das bin ich auch.
    - Was hast du zu ihr

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