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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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gemietet hatte. Doch Palin ignorierte die Medien eisern, Greta van Susteren ausgenommen (immerhin arbeitete Palin auch für Fox News). Ab und an legte sie sogar absichtlich falsche Fährten, um die »lamestream media« zu ärgern.
    Die Bärentöterin von Alaska
    Sarah Palin ist die Kandidatin, die aus dem Nichts gekommen ist. Binnen kürzester Zeit hatte sie einen sagenhaften Aufstieg hingelegt, den sich weder ihre Gegner noch ihre Freunde so recht erklären können, und von beiden hat sie viele. Palin fischt, sie fährt Schneemobil, sie schießt gerne Wölfe vom fliegenden Hubschrauber aus und Bären vom Dach, zumindest in ihrer Reality-T V-Show . Aber ist sie wirklich
real
? Oder ist sie eher ein Medienprodukt, so authentisch wie Paris Hilton oder Cindy aus Marzahn? Palin präsentiert sich ihren Wählern zwar als Quereinsteigerin, die mit dem »Washingtoner Establishment« undden elitären Ostküstenmedien nichts zu tun hat. Aber ein Blick auf ihre rasante Karriere zeigt, dass sie ein Produkt jener konservativen Kräfte ist, welche die amerikanische Politik seit Joseph McCarthy, Barry Goldwater, Richard Nixon und Ronald Reagan beeinflussen   – und die alles andere sind als Outsider. Klar ist auf jeden Fall: Palin hat sich nicht spontan entschlossen, zur Wahl von 2008 an John McCains Seite zu treten, sie wurde von Partei-Insidern bewusst aufgebaut.
    Am 18.   Juni 2008, einem kühlen, regnerischen Tag, steuerte das Kreuzfahrtschiff ›MS Oosterdam‹ auf die Küste von Alaska zu. Die Oosterdam ist ein Luxusdampfer der Holland America Line, auf dem damals mehrere illustre konservative Kolumnisten ihren Urlaub verbrachten. Darunter war Bill Kristol vom ›Weekly Standard‹, Murdochs neokonservativem Meinungsblatt. In Juneau, der Hauptstadt Alaskas, verließen drei Journalisten mit ihren Familien das Schiff. Sie waren zum Lunch in die Gouverneursvilla eingeladen. Das viktorianische Holzhaus mit Blick aufs Meer und säulengeschmückter Veranda hatte eine resolute Hausherrin: Sarah Palin.
    Palin war damals in den USA noch weitgehend unbekannt. Sie war erst vor einem halben Jahr als Gouverneurin von Alaska angetreten, nach Hawaii der entlegenste Staat der USA, wo nicht viel mehr als eine halbe Million Menschen leben, fast alle weiß, von den Inuit in den Reservaten abgesehen. Lokalprominenz von Alaska saß am großen Tisch im Esszimmer, darunter eine konservative Schulaktivistin und der Generalstaatsanwalt. Die Stimmung   – so beschreibt es Jane Mayer im ›New Yorker‹   – war locker. Zwei der Kolumnisten hatten ihre Kinder mitgebracht, und auch Piper schaute zum Dessert kurz vorbei. Die Gouverneurin ließ Wangen vom Heilbutt servieren, den besten Teil des Fisches. Als sie vor dem Mahl inbrünstig das Dankgebet sprach, waren die Journalisten schwer beeindruckt. Danach flogen sie mit dem Helikopter zu einer Goldmine. Dort versicherte Palin ein paar Hundert um ihre Jobs besorgten Minenarbeitern, sie werde sich gegen die Klagen von Umweltschützern stellen, die verhindern wollten, dass Abraum in die Seen Alaskas gekipptwerde. Auch das fanden die konservativen Journalisten beeindruckend.
    Sarah Palin stammt aus Sandpoint, einem Städtchen in den Rocky Mountains in Idaho. Idaho ist ein fast weißer Staat, und diese Gegend gilt als Sammelbecken für rechtsradikale Gruppen wie die Aryan Nations. Die Familie zog aber bald nach Skagway, Alaska, und dann nach Wasilla, eine Stadt im Wildweststil im Tal des Matanuska, wo nur wenige Tausend Menschen leben. Damals ging die Familie immer mal wieder über die Grenze nach Kanada, wenn jemand krank war, der kostenlosen Ärzte wegen, wie Palin einmal erzählte. In der Highschool galt Palin als hübsch, aber biestig. Ihr Spitzname in der Basketballmannschaft war »Sarah Barracuda«. Nach der Schule ging sie zurück nach Idaho und besuchte in rascher Folge das North Idaho College in Coeur d’Alene, die University of Idaho in Moscow, das Matanuska-Susitna College bei Anchorage und noch einmal die University of Idaho, wo sie ein Diplom in Kommunikationswissenschaften machte. Zurück in Alaska heiratete sie Todd, ihren Highschool-Freund, arbeitete für kurze Zeit als Sportreporterin im Radio, trat den Republikanern bei und wurde erst Mitglied der Parent-Teacher-Organization PTA   – wie zuvor Michele Bachmann   –, dann Stadträtin, dann Bürgermeisterin von Wasilla und schließlich Gouverneurin des Staates.
    Palin stieg so rasant auf, weil sie sich als Rebellin gegen das

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