Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
wiederum konnte bedeuten, dass sie die Nächste wäre.
Diesen Gedanken durfte sie gar nicht erst zu Ende denken.
Leises Gemurmel drang in Wills Büro. Kam näher. Wurde lauter. Die Stimme gehörte Will. Augenblicklich packte sie die gebundenen Unterlagen zurück in die Kartons und steckte ihre Notizen eilig in den Rucksack. Solange sie nicht mit absoluter Sicherheit sagen konnte, was zur Hölle hier vor sich ging, würde sie diese schauderlichen Entdeckungen für sich behalten, in der Hoffnung, dass sich doch noch etwas an den Umständen ändern würde. Sie hatte keine Zeit gehabt, alles in Ruhe durchzulesen. Nein, in diesem Fall musste sie jede noch so kleine Möglichkeit ausloten, bevor sie das jemandem mitteilte. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
11
A
m Abend saß Will in seinem privaten Büro und studierte den Inhalt der Kisten, die er und Josy mitgenommen hatten sowie seine Akten aus dem Keller des FBI, als Ray das Zimmer betrat.
„Miller hat angerufen. Du solltest dich bei ihm melden“, richtete er aus und steckte die Hände in die Taschen seiner Cordhose.
„Eine Ahnung, was er wollte?“ Will nahm sich die nächste Seite seiner Unterlagen vor.
„Es geht um den Fall, an dem du dran bist. Er klang ziemlich übel gelaunt.“
Will wurde hellhörig. „Er hat es herausgefunden.“
„Dass die blutige Nachricht an deine Prinzessin gerichtet war? Könnte gut möglich sein. Dann war er zumindest schneller, als ich angenommen hatte. Ich hatte keine Zeit, mit ihm zu reden, deshalb habe ich ihn abgewürgt und gesagt, dass du ihn zurückrufst.“
Ray klang weniger entschuldigend als informativ. Will sah auf die Uhr. Es war bereits nach zweiundzwanzig Uhr. Er konnte morgen erklären, weshalb er nichts wegen Josys Befangenheit gesagt hatte. Miller würde sich schon wieder einkriegen.
„Ich hoffe, Josy ist mir nicht böse wegen meinen Sticheleien im Fitnessraum. Aber Mann, du warst echt klasse. Hätte ich gewusst, dass Mister Besonnenheit mal so austickt, hätte ich vorher Wettscheine verkauft und ein Vermögen verdient.“
Rays farblose Stimme verlieh seinem Humor einen absurden Beigeschmack. Will war heute nicht für Späße aufgelegt, die auf seine Kosten gingen, deshalb sah er Ray nur an. Sein Freund zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich verkehrt herum darauf. Die Unterarme legte er auf die Stuhllehne.
Will rieb sich übers Kinn. „Keine Ahnung, ob sie dir deine große Klappe übel nimmt. Ich habe Josy nicht darauf angesprochen. Ehrlich gesagt ist sie ziemlich merkwürdig, seit wir das FBI verlassen haben.“
Genauer gesagt, seit sie Clara begegnet ist. Er ärgerte sich noch immer über dieses Zusammentreffen, das ihm gewiss keine Bonuspunkte gebracht hatte. „Spar dir einfach die Mätzchen das nächste Mal.“
Ray grinste, sofern man das kaum sichtbare Heben seiner Mundwinkel so bezeichnen konnte. „Jonathan hatte also recht.“
„Könnten wir das Thema wechseln?“
„Worüber willst du nicht reden? Über deinen Vater? Oder über Josy?“ Ray griff in seine Hosentasche und zog eine Packung Kaugummi heraus. „Oder über beide? Vielleicht sollte ich einfach Jonathans Studie rekonstruieren. Dann versteht Josy auch, was gerade mit dir abgeht“, meinte er, ohne die Antwort auf seine Frage abzuwarten und steckte sich einen Streifen Kaugummi in den Mund.
Das hätte Will gerade noch gefehlt. Wenn Ray alles neu niederschreiben würde, hätten sie die Unterlagen gar nicht erst vernichten müssen. Außerdem hatte er absolut keine Lust auf eine solche Diskussion, deshalb winkte er kräftig ab.
„Vergiss es. Meine Mutter war ein ganz normaler Mensch. Josy ist so wie wir.“ Damit sollte das Gespräch beendet sein. Er hatte noch ein ganzes Stück Arbeit vor sich und keine Zeit, mit Ray eine Unterhaltung darüber zu führen.
„Deshalb nimmst du also an, sie empfindet nicht dasselbe wie du? Na, täusch dich da mal nicht. Alexa ist nämlich ganz anderer Meinung. Josys Panzer ist einfach härter als deiner. Geduld, mein Freund.“ Rays Grinsen wurde breiter.
Himmel, er hatte heute keine Nerven für diese Sticheleien. „Hast du nicht was anderes zu tun, als mir auf die Nerven zu gehen?“
„Doch schon, aber die Lust, dir auf die Nerven zu gehen, war größer.“ Ray beugte sich weiter vor. „Dein Auftritt im Trainingsraum war grandios. Wir haben uns köstlich amüsiert. Es hätte nur gefehlt, dass du Josy ans Bein pinkelst, um sie zu markieren.“
„Es reicht,
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