Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Ray.“
„Tut mir leid. Nimm doch nicht immer alles so persönlich.“
„Scherzkeks.“ Will warf seinen Kugelschreiber auf den Aktenberg vor ihm, kreuzte die Arme und lehnte sich zurück. Ray schnappte sich den Stift und begann, auf die Tischunterlage zu kritzeln, während er wartete, dass Will über das sprach, was ihm wohl offensichtlich auf der Seele lag. Schließlich seufzte Will. „Sorry, aber meine Stimmung ist gerade nicht die beste. Irgendwie drehe ich mich ständig im Kreis und das macht mich wahnsinnig. Seit Stunden zermartere ich mir nun schon den Kopf, woher der Täter von Josys Gabe wissen kann. Es ist wohl besser, ihr geht mir die nächsten Stunden aus dem Weg.“
Nur weil er nun mit dem wahren Grund für seine miserable Laune herausgerückt war, fühlte er sich keinen Deut besser. Ray zog eine Augenbraue hoch, machte aber keine Anstalten, zu gehen. Also beugte sich Will nach vorne und sprach seine Gedanken, die ihm fortwährend im Kopf herumspukten, aus.
„Entweder es handelt sich bei unserem Mann um eine Kontaktperson des FBI, was ich aber vorerst ausschließen will, da ich alle, die von uns wissen, persönlich kenne oder es handelt sich um jemanden aus ihrer Vergangenheit.“
Was er auch nicht so recht glauben wollte, denn laut Josys privater Dokumentation hatte sie weder Kontakt mit ihren Eltern noch mit sonstigen Angehörigen. Es war nicht anzunehmen, dass sie seit zwölf Jahren von jemandem verfolgt wurde. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass jene Person Josy schon länger kennen musste. Andernfalls war es nicht zu erklären, woher derjenige über ihre Besonderheit Bescheid wissen konnte. Seine Nachforschungen hatten ihn um kein Stück weitergebracht, aber jede Menge Zeit gekostet. Josy hatte auch nichts gefunden, was ihnen hätte helfen können. Es war zum Verrücktwerden. Dieser Dreckskerl war einfach zu gründlich.
Ray riss ihn aus seinen Überlegungen. „Aus ihrer Vergangenheit? Wer sollte das sein? Warum sollte jemand Menschen umbringen, nur um Josy zu zeigen, dass er von ihrer Gabe weiß? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn“, meinte Ray. Sein Tonließ keine andere Meinung gelten. „Ich glaube, du verlierst den Blick für das Wesentliche, mein Freund. Wenn es jemand auf sie abgesehen hätte, der ihr ans Leder will, hätte er sie sich schon längst geschnappt.“
Will wäre jedem anderen ins Wort gefallen, der seine Kompetenz infrage stellte. Ray jedoch war ein verlässlicher Freund und Will war an seine Direktheit gewöhnt.
„Was denkst du dann?“
„Anfangs hatte ich auch stark vermutet, dass der Kerl Kontakt zum FBI hat oder einer von Millers Leuten ist. Deshalb habe ich mir die Akten jedes einzelnen Mannes gründlich vorgenommen. Wie sich herausgestellt hat, sind die Männer sauber. Die schlechte Nachricht ist, dass wir uns, sicherlich auch wegen unserer Talente, durch jeden der psychologischen Tests schmuggeln könnten. Von daher können wir also auch niemanden direkt ausschließen. Dennoch glaube ich, dass jemand, der auch nur ein bisschen aus der Reihe tanzt, aufgefallen wäre. Um sicherzugehen, habe ich ein paar Späher positioniert.“ Dann stand er auf, drehte den Stuhl in seine ursprüngliche Position zurück und setzte sich auf die Kante. „Unser Täter ist völlig skrupellos und hat nicht einfach nur vor, Josy einen Streich übelster Sorte zu spielen. Unser Mann hat Spaß an der Sache. Er genießt es, seine Opfer leiden zu sehen, sonst hätte er an sich schon eine einfachere, schnellere Art zu Töten gewählt. Außerdem geht er sehr geschickt vor. Er plant gründlich, bevor er zur Tat schreitet, weil er unter keinen Umständen Fehler machen will. Er geht raffiniert vor, damit er das, was er mit seinen Handlungen erreichen will, auch erreichen wird.“
Ray zog eines der Tatortfotos hervor und hielt sie Will vor die Augen. Eine blasse Frau mit schreckensgeweiteten Augen sah ihm entgegen.
„Fassen wir also zusammen: keine Vergewaltigung. Keine Verstümmelung. Dafür hat er seine Opfer nackt in den Tod geschickt. Warum? Um sie zu erniedrigen? Weil er ihnen eine Lektion erteilen wollte? Vielleicht wollte er Josy mit seiner Nachricht eine Lektion erteilen. Nehmen wir an, sie ist ihm durch ihre Einsatzleitung in die Quere gekommen und aufgefallen. Er hat bemerkt, dass sie ihm auf geistiger Ebene nachstellt. Und es hat ihm einen besonderen Kick gegeben, sie auszutricksen. Daraufhin hat er beschlossen, sie sich zum Spielball zu machen.“
Ray unterbrach
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