Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
sie die angestaute Luft aus ihren Lungen entweichen. Mit zitternden Knien setzte sie sich zurück an Wills Schreibtisch und sah an die Zimmerdecke, als könnte sie hindurch in den Himmel blicken. „Okay, du da oben. Wenn du mir was zu sagen hast, dann bring es endlich auf den Punkt.“
Sobald sie wieder fähig war, ihre Hirnwindungen sinnvoll zu benutzen, nahm sie ihre ganze Willenskraft zusammen und widmete sich ihrer eigentlichen Aufgabe. Zumindest war sie nun beschäftigt genug, um William und seine Ex erfolgreich aus ihrem Kopf radieren zu können. Fast.
Sie seufzte. Anstatt sich in die Datenbanken einzuloggen, ging sie zu den Kisten und sah sich deren Inhalt an. Die Verhörprotokolle der ersten beiden Fälle waren ihr bekannt. Dennoch durchsuchte sie auch den Inhalt von diesen Kisten. Vor allem suchte sie nach Dingen, die sich nach ihrer Versetzung angesammelt hatten und die ihr nun nützlich sein konnten.
Mit Notizblock und Kugelschreiber arbeitete sie sich konsequent durch jeden Fall und schrieb die Namen aller Opfer, ihre Verletzungen, die gesammelten Daten ihrer persönlichen Lebensumstände, mit denen sie etwas anfangen konnte und die Zeiten der einzelnen Taten in chronologischer Reihenfolge auf.
Josy las ihre Notizen bestimmt zehn Mal durch. Doch es änderte sich nichts an der Tatsache, dass es bis auf den Umstand, dass alle Opfer dem weiblichen Geschlecht angehörten und die Tötungen immer auf die gleiche Weise vollführt worden waren, keine nennenswerten Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gab. Die Opfer hatten nichts miteinander zu tun gehabt, zumindest konnte sie aus den Unterlagen keine derartigen Rückschlüsse ziehen. Weiterhin gab es, wie Will schon erwähnt hatte, keine Spuren, keine DNA oder sonstige Hinweise auf den Täter, die an den Tatorten oder an den Leichen sichergestellt werden konnten. Es fehlte also jeder Anhaltspunkt, anhand dessen sie ein Täterprofil hätte erstellen können.
Eine Reihe von Morden und dennoch stieß sie sich an dem Wort Serienkiller. Dafür fehlte die Verbindung zwischen den Opfern. Üblicherweise suchte sich ein Wiederholungstäter seine Tötungsobjekte nicht unwillkürlich aus. Es gab immer verwandte Umstände zwischen den Getöteten. Sei es, dass sich seine Opfer prostituierten. Oder er suchte sich einen bestimmten Frauentyp, der einem verhassten Menschen ähnlich war. Egal wie nichtig einem auch die Gemeinsamkeiten erscheinen mochten, sie waren typischerweise immer vorhanden.
Hier war das nicht der Fall. Außer, sie hatte etwas übersehen.
Noch einmal schnappte sie sich die gebundene Mappe, auf der der Name Karen Nolan stand. Erneut blätterte sie diese durch. Es musste ein Bindeglied existieren, das die Auswahl an Frauen rechtfertigte. Man musste nur wissen, wo man danach suchen musste.
Nach einer Weile legte sie die Mappe auf ihren Schoß. Es war zum Verzweifeln. Die Sonderkommission hatte auch keinen Zusammenhang gefunden. Wieso sollte sie dann etwas finden? Sie sah auf die aufgeschlagene Seite. Ein Artikel über Mrs. Nolan.
Mrs. Nolan ist eine bemerkenswerte Tierärztin, die ihre großen wie auch kleinen Patienten mit voller Aufopferung betreut und versorgt. Nun dürfen auch wir von Tiere in Not uns bei ihr für ihr großes Herz bedanken. Ihre Spende kommt der Rettung von …
Sie überflog die nächsten Zeilen, wobei ihr der Schluss des Berichtes ins Auge fiel. Mrs. Nolan, geborene Brewster. Im Geiste wiederholte sie den Namen mehrfach. Bis sie ihn schließlich zuordnen konnte. Karen Brewster. Ein Jahr jünger als Josy.
Natürlich. Sie kannte diese Frau.
Sie blätterte zu den Schulabschlüssen zurück und fand, wonach sie gesucht hatte.
Eisige Kälte schlich sich in Josys Magengrube.
Mit sechzehn Jahren war Josy in einem Internat untergebracht worden, wo sie drei Jahre hatte verbringen müssen. Karen war ebenfalls dort gewesen. Sie war das Mädchen, das Josy ständig verbal und auch körperlich attackiert hatte. Bis zu jenem Tag, an dem sich Josy das Schlüsselbein bei einem Sturz auf der Treppe gebrochen hatte, hatte sie niemandem gesagt, dass sie schon seit einer halben Ewigkeit von Karen traktiert wurde. In Anbetracht der schweren Verletzung und der Zeugen, denen sie damals vermutlich leidgetan hatte, war ihr nichts anderes übrig geblieben, als zuzugeben, dass sie Karen ein Dorn im Auge war.
Sie legte Karens Unterlagen beiseite und begann, auch bei Sharon Kelso tiefer zu wühlen.
Heiß und kalt lief es ihr nun über den Rücken, denn ihr
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