Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Richtung seiner Suche änderte.
Ohne zu verschnaufen, lehnte sie ihre Schulter gegen das Gestein und spähte in die Richtung, aus der er bald auftauchen würde. Mühsam zog sie ihre Glock aus ihrem Holster und entsicherte sie. Dann bewerkstelligte sie, sich auf die Knie zu ziehen. Den Unterarm positionierte sie am Rand des Brunnens. Der Lauf ihrer Waffe war auf die Schemen der Nacht gerichtet, in der Hoffnung, Dan würde direkt auf sie zulaufen. Etwas Zuversicht konnte nicht schaden. Schließlich hatte sie nur diese Möglichkeit. Diesen einen Versuch durfte sie auf keinen Fall versauen. Dann wartete sie in trügerischer Sicherheit.
Im selben Moment, in dem sie sich durch seine Augen sah, war er im richtigen Winkel zu ihrem Lauf. Josy drückte ab. Ihr Arm verrutschte. Der Schuss ging ins Leere. Die Glock fiel aus ihrer Hand und landete im Gras. Keuchend warf sie sich hinterher. Das Ganze hätte besser laufen müssen. Doch für solche Szenarien stand leider Gottes kein Choreograf zur Verfügung. Somit waren Improvisationen unvermeidbar und ihre war buchstäblich für den Arsch. Während sie sich um ihre Waffe bemühte, schimpfte sie vor sich hin. Für ihre momentane Trägheit war sie relativ schnell, um die Glock zu fassen, doch Dan war viel schneller als sie.
Seine Hände packten sie. Grob warf er sie auf den Rücken. Die Kollision mit dem Erdboden presste den Sauerstoff aus ihren Lungen.
„Du willst mich erschießen? Für das, was ich für dich getan habe, wünschst du meinen Tod?“ Seine Züge verrieten seine Verstimmung, wenn er auch leise und beherrscht zu sprechen versuchte.
„Du sollst in der Hölle schmoren“, presste sie beschwerlich hervor.
Seine Ohrfeige traf sie hart. Ihre Lippe platzte auf. „Du undankbares Miststück. Weißt du, wie viel Zeit und Geduld mich das Ganze gekostet hat? Wie viel Vorbereitung und Arbeit? Hast du eine Ahnung, was ich für dich riskiert habe?“
Sie musste blinzeln, denn der Regen traf ihr ins Gesicht. „Du hast es doch genossen.“ Ihre Stimme war dünn. Jede Silbe kostete unendlich viel Kraft. Dazu hörte sie ihr eigenes Echo, da sie in Dans Kopf steckte und er direkt bei ihr stand. Jeder Laut kam doppelt an. „Du brauchst mich doch nur als Vorwand.“
Ihre Anschuldigung traf ihn unvorbereitet. Er entgleiste kurz. Dann wurde er wieder ärgerlich. „Das habe ich für dich getan“, brauste er auf und griff forsch unter ihren Rücken.
Mit einem Ruck hob er sie hoch. Dann drückte er sie fest an seine Brust und stapfte auf das Haus zu. Als er an den Leichen der Polizisten vorbeikam, trat er einen Fuß beiseite. „Alles blutige Anfänger.“
Nicht jeder konnte das Morden im Blut haben. Josy verkniff sich jeden Kommentar über die Cops, die vermutlich hier auf Streife gewesen waren. Sie sah Dan an. Ein völlig unbekannter Mensch. Seine sonst tröstenden Augen waren schmal und wirkten fremd. Genauso seine Lippen, die er dünn zusammenpresste. Nichts erinnerte noch an den gutherzigen, sanftmütigen Dan, wie sie ihn gekannt hatte.
Doch das war ihre geringste Sorge. Wenn sie auch ihre Körperfunktionen nicht in vollem Maße steuern konnte, so waren ihre Gefühle umso deutlicher zu spüren. Und dabei behielt die Furcht um Will die Oberhand. Furcht, wie sie sie so nicht kannte.
Auch musste sie an ihre Schwester denken und wie sie die beiden aus diesem Schlamassel heil herausbekommen konnte.
„Wo ist Bernadette?“
Er sah auf sie herab. „Wir werden jetzt ein bisschen Spaß mit ihr haben.“ Seine Miene erhellte sich.
Sie versuchte, sich erneut aus seinem Verstand zurückzuziehen.
Dan schüttelte den Kopf. „Erst, wenn ich es sage.“
Er spürte sie also tatsächlich und befehligte bis zu einem gewissen Grad ihre Fähigkeit. Aber wie? Die Frage stand vermutlich in ihrem Gesicht geschrieben.
„Alles zu seiner Zeit, mein Mädchen. Ich werde dir alles in Ruhe erklären.“
Als die Krähe zu kreischen begann, stürzte sie auch schon auf sie beide zu. Mit Gewalt zog Josy schützend ihre Arme vor ihr Gesicht. Doch sie war nicht Ziel der Attacke. Mit Schnabel und Krallen ging die Krähe auf Dans Kopf los. Sie hackte auf seine Schläfe ein, zerkratzte seine Wange. Dan wirbelte mit Josy im Arm herum und fluchte, doch der pechschwarze Vogel mit den stechenden schwarzen Perlenaugen ließ sich nicht abwimmeln. Mit schrillem Gekreische attackierte die Krähe Dan, während Josy den unkoordinierten Bewegungen seines Abwehrmanövers hilflos ausgeliefert war. Durch das
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