Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
Wild tun würde.
Sein nächster Gedankengang verursachte Josy dann endgültig Übelkeit. „Bitte nicht. Tu das bitte nicht.“
Doch ihr Flehen hörte niemand. Sie war gefangen in Dans Verstand und musste mit ansehen, wie er ein schweres Jagdmesser mit gezackter, langer Klinge ergriff. Er wog das Gewicht in seiner Hand. Der Griff passte sich geschmeidig seiner Handfläche an, während er ihn fest umschloss. Er stellte sich vor, wie die scharfe Schneide über Haut strich, sich tief in Fleisch bohrte. Er rief sich die Gesichter der Frauen in Erinnerung. Erinnerte sich an die Ungläubigkeit, die sie aufsetzten, wenn sie ihn und das Messer sahen. Wie schnell der Ausdruck in blankes Entsetzen wechselte, ehe sie begriffen, dass ihr Leben einzig und allein in seiner Hand lag. Diese Freude würde ihm Will gewiss nicht machen, dessen war er sich bewusst.
Wie flüssigen Honig ließ er seine Erinnerungen noch etwas träufeln, bevor er sich darauf besann, was er eigentlich tun wollte. Mit einer einzigen, schnellen Bewegung stach er das Messer tief in Wills Oberschenkel. Das eisblaue Feuer in Wills Augen flammte ein letztes Mal mit Abscheu und Schmerz auf, ehe es verblasste und sein Leib endgültig erschlaffte.
Josys stummer Schrei wurde von einem Donnergrollen begleitet. Ihre Tränen vermischten sich mit ersten Regentropfen. In völliger Erschütterung krallte sie ihre Finger in die feuchte Erde.
„Gut, dass ihr Bastarde nicht so schnell verbluten könnt.“
Oh Gott, Will. Bitte nicht. Auch wenn alle Mitglieder des Team Zero aufgrund ihrer genetischen Eigenart ein geringeres Risiko trugen, schnell zu verbluten, so waren sie doch ebenso sterblich wie jeder andere Mensch.
Dan zog das Messer heraus und wischte es an seiner Hose ab, dann erhob er sich und lächelte siegessicher. Nun hatte er wenigstens sichergestellt, dass Will nicht weit kam, käme er hier irgendwie heraus. Dan war zufrieden, vor allem hatte er seinen unbändigen Hunger an Zerstörung etwas stillen können.
Zutiefst schockiert und mit aller Kraft versuchte sie, Dans Verstand zu verlassen, während sie ihren trägen Körper rückwärts zu bewegen begann, um sich zu verstecken, bis sie wieder die vollständige Gewalt über ihre Bewegungen zurück erlangt hatte. Doch ihre Bemühungen, wieder in ihren Körper zurückzukehren, waren vergebens. Sie steckte fest.
Ihren Blick noch immer auf das Haus gerichtet, schleppte sie sich rückwärts, bis sie den Stein des Brunnens in ihrem Rücken spürte. Einsetzender Regen prasselte wie Nadelstiche auf ihre Haut. Sie war klatschnass und zitterte. Doch ihr Zittern kam keineswegs von der Kälte. Es war Empörung, die sie beben ließ. Japsend lehnte sie sich an den Stein und versuchte, sich zu organisieren. Sie musste aus Dan raus, sonst hatte sie keine Chance, Will zu helfen und sich gegen Dan zur Wehr zu setzen. Und bei Gott, sie würde Dan umbringen.
Inzwischen hatte Dan den Keller beinahe verlassen. Er suchte nach ihr. Aber er wusste nicht, wo sie sich befand. Josy streckte ihre Hände zu beiden Seiten aus, um sich hochhieven zu können, als sie etwas ertastete. Was war das? Sie tastete sich weiter nach oben. Heiliger.
Zwei Polizisten. Zwei tote Polizisten saßen links und rechts von ihr, starrten mit leerem Ausdruck auf das Haus, ihre Hände im Schoß gefaltet, als würden sie beten. In ihren Stirnen prangte ein sauberes, präzise geschossenes schwarzes Loch, als hätten sie um den Schuss gebeten oder ihn selbst gesetzt. Ein Blitz zerriss den Himmel, erhellte die beiden Männer. Sie schauderte.
„Josephine“, rief Dan mit einer ihr fremden Stimme. Er klang zerstreut. Ein bisschen verrückt. Er kam in den Garten, aber er sah sie nicht.
Sie fühlte sich wie in einem Sumpf, wo es von Krokodilen nur so wimmelt. An jeder Ecke konnte Gefahr lauern. Das wäre alles nicht so tragisch, würden ihr die Arme und Beine gehorchen. Aber alles, was sie zustande brachte, waren zähe Bewegungen, die sie derart ermüdeten, dass ihr schummerig wurde. Zentimeter für Zentimeter robbte sie von den Leichen weg, um hinter den Brunnen zu gelangen. Sie störte sich nicht an dem dornigen Gestrüpp, das ihr Gesicht, Hände und Unterarme zerkratzte. Alles, was zählte, war ein Unterschlupf. Und sei es nur, damit sie ein paar Minuten herausschinden konnte, um Kraft zu sammeln. Ihr Vorteil, und leider auch ihr einziger, lag darin, dass sie wusste, wo Dan war. Und nicht umgekehrt. Zumindest schaffte sie es bis hinter den Brunnen, bevor er die
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