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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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vorzugehen haben. Wir haben für dich keine Zeit, und für deine Handel auch nicht. Und deine Drohungen lassen uns ebenfalls kalt.«
    Er verstummte, vielleicht weil er sehen wollte, ob ich etwas zu erwidern hatte. Hatte ich nicht.
    Er sagte: »Raus hier.«
    Ich stand auf und ging.
    »Der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage liegt darin, ob man hinterher Lust hat, nach Hause zu gehen, oder nicht.«
    »Nicht schlecht, Boß. Also, wo geht es hin?«
    »Wir könnten mal zu Herth gehen, ihm in die Suppe spucken und gucken, was er davon hält.«
    Aber das hielt ich selbst nicht für eine gute Idee.
    Es war noch Nachmittag, und die Ostländergegend pulsierte vor Lebendigkeit. Alle paar Häuser gab es einen Markt, und jeder sah anders aus. Dieser hier war gelb, orange, rot und grün vom Obst und Gemüse, und er roch nach Frische und klang wie ein tiefes Brummen. Jener war fahl und rosa und roch nach Fleisch, das meiste war sogar frisch, und er war ruhiger, so daß man manchmal den Wind im Ohr rauschen hören konnte. Der nächste bot fast nur Stoffe feil und war der lauteste, weil niemand so schachert wie die Stoffhändler mit ihrem Schreien und Rufen und Flehen. Und dabei werden sie anscheinend nicht mal müde. Ich werde manchmal müde. Und zwar von einigen Dingen. Ich werde es müde, um Morrolans Schloß zu laufen und die Wachen, Fallen und Alarmvorrichtungen zu prüfen. Ich werde es müde, mich mit meinen Gefährten in Geheimsprachen zu unterhalten, die ich selbst meist gar nicht verstehe. Ich werde es müde, daß mir immer der Schweiß ausbricht, wenn ich die Uniform der Phönixwachen sehe. Ich werde es müde, mit Verachtung der anderen Häuser gestraft zu werden, weil ich ein Jhereg bin, und vom Jhereg, weil ich ein Ostländer bin. Und ich wurde es müde, daß ich bei jedem Gedanken an Cawti ein Gefühl der Enge in der Brust bekam, anstelle des üblichen Gefühls von warm herabsinkendem Glühen.
    »Du mußt eine Antwort finden, Boß.«
    »Weiß ich. Ich habe es eben versucht.«
    »Dann versuch etwas anderes.«
    »Ja.«
    Mir fiel auf, daß ich in die Gegend hinüberspaziert war, in der mein Großvater wohnt, was kein Zufall gewesen sein konnte, auch wenn es wie einer aussah. Ich trat bei ihm ein, und die Glocken klingelten. Sie klangen fröhlich. Tatsächlich ging es mir besser, als ich die Schwelle übertrat. Glocken. So, das ist ein echter Hexenmeister.
    Er saß an seinem Tisch und schrieb oder zeichnete mit einer Feder auf einem großen Stück Pergament. Er war alt, aber sehr gesund. Ein großer Mann. Wenn Kelly füllig war, ist mein Großvater stattlich. Auf seinem Kopf hatte eine Glatze sich fast vollständig ausgebreitet, und auf ihr spiegelten sich die kleinen Lichter des Geschäfts. Als die Glocken ertönten, schaute er auf und grinste mich mit seinen restlichen Zähnen breit an.
    »Vladimir!«
    »Hallo, Noish-pa.«
    Wir umarmten uns, und er gab mir einen Kuß auf die Wange. Solange wir das taten, flog Loiosh von meiner Schulter auf ein Regal, dann landete er auf Noish-pas Arm und ließ sich unter dem Kinn kraulen. Großvaters Vertrauter, ein großer, pelziger Kater mit Namen Ambrus, sprang mir auf den Schoß, als ich mich setzte, und rieb seine Nase an mir. Wir begrüßten uns. Noish-pa hängte eine kleine Karte an das Band, das die Glocken hielt, und bat mich in sein Hinterzimmer. Ich roch Kräutertee und fühlte mich langsam noch besser.
    Er schenkte ein und schüttelte den Kopf, als ich meinen mit Honig versüßte. Ich nahm einen Schluck. Hagebutte.
    »Und, wie geht es meinem Enkel?«
    »Geht so, nehme ich an, Noish-pa.«
    »Nur geht so?«
    Ich nickte.
    »Du hast Schwierigkeiten«, stellte er fest.
    »Ja. Und zwar verdrehte.«
    »Einfache Dinge sind nie Schwierigkeiten, Vladimir. Manche einfachen Dinge sind traurig, aber nie schwierig.«
    »Hmmja.«
    »Also, wie sind diese Schwierigkeiten zustande gekommen?«
    »Wie sie zustande gekommen sind? Ein gewisser Franz ist umgebracht worden.«
    »Ah! Ja. Eine schreckliche Sache.«
    Ich starrte ihn an. »Du weißt davon?«
    »Jedermann spricht davon.«
    »Tatsächlich?«
    »Nun, diese Leute, seine … wie sagt man? Elvarstock? «
    »Freunde? Verbündete?«
    »Nun, diese Leute sind überall, und sie sprechen davon.«
    »Verstehe.«
    »Aber du, Vladimir. Du bist nicht einer von denen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber Cawti.«
    Er seufzte. »Mein lieber Vladimir. Das ist eine Dummheit. Wenn eine Revolution kommt, dann unterstützt man sie natürlich. Aber

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