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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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so sehr erschüttert?«
    »Ich weiß n–«
    »Kann es sein, daß du dich die ganze Zeit schon so gefühlt hast, als müßtest du dich rechtfertigen? Kann es sein, daß du irgendwo tief in dir glaubst, daß es böse ist, wenn man Menschen für Geld umbringt?«
    »Keine Menschen«, erwiderte ich reflexartig. »Dragaeraner.«
    »Menschen«, beharrte sie. »Und ich glaube, du hast gerade meine Argumente bestätigt. Du bist in diesen Berufszweig gezwungen worden, genauso wie ich. Du hast es für dich rechtfertigen müssen. Und das hast du so gründlich getan, daß du sogar noch ›Arbeit‹ erledigt hast, als du es schon gar nicht mehr brauchtest, als dir dein Gebiet schon so viel eingebracht hat, daß die ›Arbeit‹ gar keinen Sinn mehr hatte. Und dann fiel deine Rechtfertigung in sich zusammen. Also weißt du jetzt nicht, wo du stehst, und du mußt dich fragen, ob du in Wirklichkeit tief in dir ein schlechter Mensch bist.«
    »Ich weiß n–«
    »Laß mich ausreden. Ich will auf folgendes hinaus: Nein, du bist kein schlechter Mensch. Du hast getan, was du tun mußtest, um zu überleben und uns beiden ein Haus zu schaffen und ein angenehmes Leben. Aber jetzt sag mir, nun, da du dich nicht mehr hinter deinem Haß auf Dragaeraner verstecken kannst: Was haben wir denn für ein Imperium, das jemanden wie dich dazu zwingt, eben so etwas zu tun um des bloßen Überlebens willen und um ohne ständig zu erschrecken die Straßen entlanglaufen zu können? Was ist das für ein Imperium, das den Jhereg nicht nur hervorbringt, sondern ihn sogar gedeihen läßt? Kannst du das rechtfertigen?«
    Ich ließ ihre Argumente eine Zeitlang in mir simmern. Ich bestellte mehr Klava. Dann sagte ich: »So ist es nun einmal. Selbst wenn diese Leute, mit denen du herumhängst, nicht bloß Knalltüten sind, nichts, was sie unternehmen, ändert etwas. Setzt einen anderen Imperator ein, und alles wird in ein paar Jahren wieder genauso sein wie jetzt. Noch eher, wenn es ein Ostländer ist.«
    »Das«, meinte sie, »ist ne völlig andere Kiste. Worum es mir geht ist, daß du damit klarkommen mußt, was du tust, auf wessen Kosten du lebst und warum. Ich werde dir helfen, wo ich kann, aber es ist dein Leben, und du mußt es bewältigen.«
    Ich glotzte in meine Klavatasse. Nichts darin erklärte mir die Angelegenheit.
    Nach ein paar Tassen mehr sagte ich: »Also gut, aber du hast mir noch immer nicht gesagt, wo du gewesen bist.«
    Sie sagte: »Ich habe eine Klasse unterrichtet.«
    »Eine Klasse? In was?«
    »Lesen. Für eine Gruppe Ostländer und Teckla.«
    Ich starrte sie an. »Meine Frau, die Lehrerin.«
    »Mach das nicht.«
    »Tut mir leid.«
    Dann sagte ich: »Wie lange machst du das schon?«
    »Ich habe gerade erst angefangen.«
    »Oh. Tja.« Ich räusperte mich. »Wie ist es gelaufen?«
    »Toll.«
    »Oh.« Dann kam mir ein anderer, boshafterer Gedanke. »Warum hast du jetzt erst damit angefangen?«
    »Jemand mußte für Franz einspringen«, antwortete sie und bestätigte damit genau meine Befürchtungen.
    »Verstehe. Ist dir in den Sinn gekommen, daß es genau das war, was er getan hat, das jemandem nicht gefallen hat? Daß er deshalb umgebracht wurde?«
    Sie sah mir direkt ins Gesicht. »Ja.«
    Etwas lief mir kalt den Rücken hinunter. »Das heißt, du bittest darum –«
    »Ich bin nicht Franz.«
    »Man kann jeden töten, Cawti. Solange jemand bereit ist, einen Profi zu bezahlen – und augenscheinlich ist das so –, kann man jeden umbringen. Du weißt das.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Nein«, sagte ich.
    »Wie, nein?«
    »Nicht. Zwing mich nicht zu wählen –«
    » Ich treffe die Wahl.«
    »Ich kann dich nicht in eine Situation rennen lassen, in der du als hilflose Zielscheibe stehst.«
    »Du kannst mich nicht aufhalten.«
    »Doch. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber doch.«
    »Wenn du das tust, werde ich dich verlassen.«
    »Diese Alternative hast du nicht, wenn du tot bist.«
    Sie hielt inne, um den Klava aufzuwischen, der von meiner Tasse getropft war. »Wir sind nicht hilflos, weißt du. Wir haben Unterstützung.«
    »Von Ostländern. Von Teckla.«
    »Aber die Teckla sorgen für die Ernährung von allen.«
    »Ich weiß. Und ich weiß auch, was mit ihnen geschieht, wenn sie etwas daran zu ändern versuchen. Es hat schon Aufstände gegeben, weißt du. Aber nie einen erfolgreichen, außer einmal während der Regierungszeit eines Orca, kurz bevor die Teckla eh dran waren. Wie ich schon gesagt habe, soweit sind wir jetzt nicht.«
    »Wir reden hier

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