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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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umbringe.«
    Der fragende Gesichtsausdruck wurde zu einem ungläubigen, dann einem wütenden. »Ach, hast du?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Es scheint dich nicht zu stören, mir das zu erzählen.«
    »Danke.«
    »Und was hat Kelly geantwortet?«
    »Er hat gesagt, daß ich als menschliches Wesen irgendwo zwischen wertlosem Abschaum und zerlumptem Dreck rangiere.«
    Sie machte ein erstauntes Gesicht. Nicht verärgert, erstaunt. »Das hat er gesagt?«
    »Nicht so ausführlich. Ja ja.«
    »Hmmm«, machte sie.
    »Es erfreut mich zu sehen, wie dieser Ausfall gegen deinen Gatten dich in rechtschaffenen Zorn versetzt.«
    »Hmmm«, machte sie.
    »Überlegst du, ob er recht hat?«
    »Oh, nein«, gab sie zurück. »Das weiß ich doch. Ich habe mich gefragt, woran er es sehen konnte.«
    »Cawti –«, fing ich an und hörte wieder auf, weil meine Stimme kippte.
    Sie kam zu mir, setzte sich und legte eine Hand auf mein Bein. »Tut mir leid«, sagte sie. »Das habe ich nicht so gemeint, und ich hätte darüber keinen Witz machen dürfen. Ich weiß, daß er sich irrt. Aber du hättest das nicht tun sollen.«
    »Ich weiß«, antwortete ich fast flüsternd.
    Eine Zeitlang schwiegen wir. Dann fragte sie: »Und was machst du jetzt?«
    »Ich glaube«, sagte ich, »erstmal warte ich, bis es meinen Füßen besser geht. Dann werde ich losziehen und jemanden umbringen.«
    Sie starrte mich an. »Meinst du das ernst?«
    »Ja. Nein. Ich bin nicht sicher. Halb und halb wahrscheinlich.«
    »Es ist schwer für dich. Entschuldigung.«
    Ich nickte.
    Sie sagte: »Es wird noch schwieriger.«
    »Ja.«
    »Wenn ich dir nur helfen könnte.«
    »Hast du schon. Und du würdest noch mehr tun, wenn du könntest.«
    Sie nickte. Danach gab es nichts mehr zu sagen, also saß sie einfach nur neben mir. Dann gingen wir ins Bett und schliefen ein.
     
     
    Am nächsten Morgen war ich früh im Büro, mit Loiosh und Rocza. Ich machte ihnen das Fenster auf, damit Loiosh ihr weiter die Gegend zeigen konnte. Nach und nach hatte er ihr den Lauf der Dinge in der Stadt beigebracht. Und das sogar gerne. Ich fragte mich, was das wohl für eine Ehe bedeuten mochte – daß einer den anderen lehren mußte. Bei den beiden könnte es auch zu Spannungen kommen – zwar gab Loiosh den Lehrer, aber bei Jheregs sind die Weibchen dominant.
    »He, Loiosh –«
    »Das geht dich einen verraverdammten Dreck an, Boß.«
    Das war ja nun ungerecht, schließlich hatte er sich auch in meine Ehe eingemischt. Außerdem hatte ich ein Anrecht darauf zu erfahren, ob mir zusätzlich zu meinem eigenen noch mehr billiges Nordburg-Theater bevorstand. Aber ich habe nicht weiter gefragt.
    Als sie ein paar Stunden später zurückkamen, wußte ich, was ich tun würde. Ich besorgte mir eine Adresse von Kragar, gepaart mit einem abfälligen Blick, weil ich ihm nicht verraten wollte wofür. Loiosh und Rocza machten auf meinen Schultern fest, und ich ging die Treppe hinunter und verließ das Büro.
    Der Untere Weg des Kieron in der Nähe des Malak-Kreisels ist in diesem Teil der Stadt die breiteste Straße, und auf beiden Seiten drängen sich nach hinten versetzte Gasthäuser und ausladende Marktstände und Hotels, in denen mancherlei Geschäfte Platz haben. Die kleineren gehören alle mir. Der Untere Weg des Kieron führte mich nach Süden und westwärts. Allmählich wurde er schmaler, und am Rand tauchten mehr und mehr Wohnhäuser auf. Ich bog in eine kleine, enge Straße mit Namen Ulor ab.
    Nach ein paar Schritten wurde sie breiter, und da bog ich in die Kupferstraße ein, die eine andere ist als die Kupfergasse bei mir um die Ecke oder die Kupferstraße im Osten oder die Kupferstraße noch weiter im Osten oder die anderen, an die ich mich jetzt nicht erinnern kann. Wiederum ein paar Schritte weiter ging ich links in ein ganz ansehnliches Gasthaus mit langen Tischen aus poliertem Holz und langen Bänken davor. Ich suchte mir den Wirt und fragte: »Habt Ihr ein ruhiges Hinterzimmer?«
    Er bejahte umständlich, obwohl sein Blick andeutete, daß es für gewöhnlich nicht durch die Anwesenheit von Ostländern verpestet wird. Ich sagte: »Mein Name ist Vlad. Sagt Bajinok, daß ich hier bin.«
    Er nickte und rief nach einem Kellner, der die Nachricht überbringen sollte. Ich entdeckte das Hinterzimmer und betrat es. Leer. Zu meiner Freude hatte es eine richtige Tür. Die schloß ich und setzte mich mit dem Rücken zur Tür (Loiosh paßte auf) auf eine der Bänke an den Tisch, der eine kürzere Ausgabe derjenigen im

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