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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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sich solche Mühe zu machen, nur um seinen Kopf auf den Richtblock zu legen.«
    »Wann ist denn eine Revolution gekommen?«
    »Hm? Na, zweihunderteinundzwanzig.«
    »Oh. Ja. Natürlich.«
    »Ja. Damals haben wir gekämpft, weil wir es nun mal getan haben, aber manche können es nicht vergessen und meinen, wir sollten immer weiter kämpfen.«
    Ich fragte: »Was weißt du über diese Leute?«
    »Ach, ich höre dies und das. Ihr Anführer, dieser Kelly, man sagt, er ist ein Kämpfer.«
    »Ein Kämpfer? Ein Schläger?«
    »Nein, nein. Ich meine, er gibt nie auf, wie ich hörte. Und sie werden größer, weißt du? Ich erinnere mich, wie ich vor einigen Jahren von ihnen gehört habe, als sie eine Parade mit zwanzig Leuten hielten, und jetzt sind sie Tausende.«
    »Wieso gehen die Leute dorthin?«
    »Oh, es gibt immer welche, die nicht zufrieden sind. Und es hat hier Gewalttätigkeiten gegeben; Leute wurden verprügelt und ausgeraubt, und sie sagen, die Phönixwachen und das Imperium verhindern es nicht. Und manche Vermieter erhöhen den Zins, weil ihnen die Häuser niederbrennen, und das macht die Leute auch nicht glücklicher.«
    »Aber das alles hat doch nichts mit Cawti zu tun. Wir wohnen nicht einmal hier.«
    Er schüttelte den Kopf und machte: »Ts-ts-ts. Es ist eine Dummheit«, wiederholte er.
    Ich wollte wissen: »Was kann ich tun?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Deine Großmutter hat Dinge getan, die mir nicht gefielen, Vladimir. Man kann nichts machen. Vielleicht verliert sie bald das Interesse.« Er runzelte die Stirn. »Nein, das ist unwahrscheinlich. Cawti verliert nicht das Interesse, wenn sie erstmal dabei ist. Aber nun, es ist ihr Leben, nicht deins.«
    »Aber, Noish-pa, das ist es doch. Es ist ihr Leben. Jemand hat diesen Franz umgelegt, und jetzt macht Cawti genau das, was er getan hat. Wenn sie unbedingt mit diesen Leuten herumlaufen und Streit anfangen will oder was die machen, bitte schön, aber wenn sie getötet würde, das könnte ich nicht ertragen. Aber ich kann sie nicht daran hindern, sonst verläßt sie mich.«
    Wieder runzelte er die Stirn und nickte. »Hast du schon was versucht?«
    »Ja. Ich hab versucht, mit Kelly zu reden, aber das hat gar nichts genützt.«
    »Weißt du, wer diesen Kerl, diesen Franz getötet hat?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Und warum?«
    Ich überlegte. »Nein, das weiß ich eigentlich nicht.«
    »Dann mußt du es herausfinden. Vielleicht stellt sich dabei heraus, daß es letztendlich keinen Grund zur Sorge gibt. Und wenn doch, vielleicht findest du eine Lösung, ohne deine Frau zu riskieren.«
    Deine Frau, hat er gesagt. Dieses Mal nicht Cawti, sondern deine Frau. So dachte er. Familie. Wir alle waren eine Familie, und zwar die einzige, die er hatte. Plötzlich kam mir der Gedanke, daß er wahrscheinlich enttäuscht von mir war; ich glaube nicht, daß er Auftragsmorde gutheißt, aber ich gehörte zur Familie, und das wäre das.
    »Was hältst du von meiner Arbeit, Noish-pa?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist schrecklich, was du tust. Es ist nicht gut, daß ein Mann vom Töten lebt. Es macht dich krank.«
    »Verstanden.« Es tat mir leid, daß ich gefragt hatte. Ich sagte: »Danke, Noish-pa. Ich muß jetzt los.«
    »Es war schön, dich wiederzusehen, Vladimir.«
    Ich umarmte ihn, rief Loiosh und verließ den Laden. Vor mir lag ein langer Weg zurück in meine Hälfte der Stadt, und mir war immer noch nicht nach einem Teleport.
     
     
    Als Cawti an jenem Abend nach Hause kam, nahm ich gerade ein Fußbad.
    »Was ist denn?« wollte sie wissen.
    »Meine Füße tun weh.«
    Sie lächelte mich ein bißchen an. »Das hatte ich mir schon gedacht. Ich meinte, warum tun dir die Füße weh?«
    »Ich bin in den letzten Tagen viel gelaufen.«
    Sie setzte sich mir gegenüber hin und streckte sich aus in ihrer hochgeschnittenen grauen Hose mit dem breiten schwarzen Gürtel, dem grauen Wams und der schwarzen Weste. Den Umhang hatte sie abgelegt. »Mit einem bestimmten Ziel?«
    »Hauptsächlich ins Gebiet der Ostländer.«
    Sie legte den Kopf ein wenig schief, was mir an ihr unter anderem besonders gut gefällt. Ihre Augen sehen dann ganz groß aus in diesem wunderschönen schmalen Gesicht mit den vollkommen geformten Wangenknochen. »Und wozu?«
    »Ich habe mich mit Kelly getroffen.«
    Ihre Augen wurden größer. »Wieso?«
    »Ich habe ihm erklärt, daß er gefälligst sichergehen sollte, daß du nichts tust, was dich in Gefahr bringt. Und ich habe angedeutet, daß ich ihn andernfalls

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